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042 - Die Schweinemenschen von Rio

042 - Die Schweinemenschen von Rio

Titel: 042 - Die Schweinemenschen von Rio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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vierhunderttausend neuen Cruzeiros, was etwa neunzigtausend US-Dollar entsprach.
    Machu Picchu strahlte mich an.
    »Es ist zu teuer«, sagte ich. »Das kann ich mir nicht leisten. Für so viel Geld kann man ein ganzes Haus kaufen.«
    Ich glaube, in diesem Moment begriff sie zum ersten Mal, dass mir auf dieser Welt Grenzen gesetzt waren.
    »Bist du nicht reich?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte ich, »ich bin nicht reich. Ich habe auch nie danach getrachtet, es zu werden.«
    »Ist Jeff reich?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Sie überlegte, sah mich an, dann Jeff. »Du bist mir trotzdem lieber«, sagte sie, »auch wenn ich die Halskette nicht bekomme.«
    Es war eine Liebeserklärung, die ihrem unverfälschten Naturell entsprach.
    Wir betraten den Nightclub. Ein zwei Meter großer Schwarzer in betresster Fantasieuniform begleitete uns bis zur Kasse und sorgte dafür, dass wir Plätze direkt vorn bei der Bühne bekamen.
    Der Nightclub war kein Dämmerschuppen, sondern ein großer, prachtvoll illuminierter Raum. Es gab eine Bühne, zwei Tanzflächen, von denen eine sich drehte, und eine ausgezeichnete Band. Alle zwei Stunden fand eine halbe Stunde Show statt. Gerade hatte sie wieder begonnen.
    Zuerst trat eine Sängerin auf, dann ein Conferencier, dessen Stimme aus den Augäpfeln zu kommen schien und dessen Witze einem das Wasser aus denselben treiben konnten – allerdings nicht vor Erheiterung. Nur ein paar unbedarfte Gemüter lachten. Und dann kam sie: Rumba Vanessa!
    Ihr Name wurde in Leuchtschrift groß an der Wand hinter der Bühne angekündigt. Sie war eine gelenkige, schlanke Schwarze mit blitzenden Augen und einem sinnlichen Mund, und sie trug ein knappes Kostüm. Fünf Trommler bauten sich auf der Bühne auf. Alle Lichter erloschen, bis auf einen Scheinwerfer, der die schwarze Schönheit anleuchtete.
    Sie tanzte. Und wie sie tanzte! Ihre Gelenke schienen aus Gummi zu sein. Sie hatte Rhythmus im Blut, und Lebensfreude strahlte von ihr aus. Rumba Vanessa riss den ganzen Saal zu Beifallsstürmen hin. Selbst Jeff Parker, in Sachen Frauen nur noch sehr schwer zu beeindrucken, sprang auf und klatschte wie toll.
    Auch ich erhob mich und klatschte, als Vanessas erste Vorführung beendet war.
    Für einige Augenblicke ging das Licht an. Sie verbeugte sich. Die fünf Trommler grinsten. Dann begann die nächste Nummer. Diesmal legte Vanessa beim Tanz Stück für Stück ihres Kostüms ab. Sie schüttelte ihre üppigen Brüste im Rumbatakt.
    Im Hintergrund entstand ein Tumult. Ärgerliche Rufe wurden laut. Bis auf den Scheinwerfer war es dunkel. Ich konnte nicht erkennen, was da vorging.
    Jemand hetzte zur Bühne, und ein Vermummter tauchte bei Vanessa auf, die in ihrem Tanz innegehalten hatte. Er packte sie und setzte ihr eine Pistole an die Schläfe. Ein Aufschrei ging durchs Publikum.
    Einer der schwarzen Trommler kam auf Vanessa zu, zögernd; er wollte ihr offensichtlich beistehen, wusste aber nicht, wie.
    Der Vermummte – er trug einen hellen Anzug und eine schwarze Kapuze, von Gestalt war er mittelgroß und kräftig – gab einen unartikulierten Laut von sich, der wie das Grunzen eines Schweins klang, und bedeutete dem Mann mit einem Wink zurückzuweichen.
    Die Lichter gingen an. Die Leute an den Tischen sprangen auf, redeten erregt durcheinander. Der Manager des Nightclubs drängte sich zur Bühne vor. Er hob beschwichtigend die Arme.
    »Meine Damen und Herren, bewahren Sie Ruhe! Ihnen droht keine Gefahr.« Er wandte sich an den Maskierten auf der Bühne. »Was hat das zu bedeuten? Werfen Sie die Waffe weg! Die Polizei wird gleich hier sein.«
    Das war natürlich eine dumme Aufforderung. Der Vermummte beachtete sie gar nicht. Er zerrte die Tänzerin zum Bühnenausgang.
    Während ich noch überlegte, wie ich eingreifen sollte, hörte ich vom Eingang des Nightclubs her schrille, disharmonische Flötentöne. Sie gingen einem durch Mark und Bein. Der Maskierte auf den Bühne quiekte ängstlich.
    Eine unheimliche Prozession zog durch den Club. Vorneweg ging ein hochgewachsener Schwarzer in zerschlissenem Anzug und Zylinderhut. In der Rechten hielt er einen Stab mit einem faustgroßen Totenkopf, in der Linken eine zwei Meter lange, zischende Buschmeisterschlange, eine der gefährlichsten Giftschlangen, die es gibt.
    »Macumba«, raunte man im Saal, und ich bemerkte die unverhohlene Angst der Besucher.
    Hinter dem Macumba-Priester kamen ein Dutzend seiner Anhänger. Es waren acht Weiße, vier Mischlinge und Schwarze. Drei von

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