042 - Die Schweinemenschen von Rio
hinschluchzte, folgten meinem Beispiel. Das Dröhnen schwoll an, übertönte nun schon fast das Schreien der Monster auf dem Dach und das Prasseln des Feuers. Mir war schwindlig vom Rauch.
Die Hubschrauber eröffneten wieder das Feuer, aber zu meinem Erstaunen zielten sie viel zu hoch und fetzten die MG-Garben und Bordraketen in den Nachthimmel. Sie korrigierten die Feuereinstellung nicht, sie schossen aus allen Rohren zentnerweise Munition in die Luft. Und dann scherte einer der Kampfhubschrauber aus der Formation aus, näherte sich uns und machte Anstalten, auf dem Dach des Penthouse zu landen. Schon spürten wir den Luftzug der kreischenden Rotorenblätter.
Machu Picchu stand mit ausgebreiteten Armen da und schaute zu dem Hubschrauberpiloten in der Sichtkanzel auf. Jetzt begriff ich. Die Traumprinzessin täuschte die Hubschrauberflottille auf magische Weise. Sie hatte sogar den Piloten eines Helikopters in ihren Bann geschlagen, um uns zu retten.
Als gerade Hoffnung in mir aufloderte, ratterte die MG-Garbe. Ich wusste nicht, ob der Pilot sich für einen Augenblick aus Machu Picchus Bann hatte lösen können. Jedenfalls raste eine ganze Garbe 15-mm-Munition in Machu Picchus zarten Körper. Die Geschosse flogen durch sie hindurch wie durch einen Nebelstreif, hinterließen keine Wunde und keine Spur an ihr. Machu Picchu war eine Traumprinzessin, die realistische Traumfigur der dem Fluss und dem Meer überantworteten Machu Picchu. Einen Traum aber kann man mit Waffen nicht töten. Und so endete der Traum ihres Lebens diesmal noch nicht.
Der Hubschrauberpilot setzte auf dem Dach auf. Wir konnten in die Kabine einsteigen, und der Copilot kam aus dem Cockpit und fragte uns wie selbstverständlich, wohin wir wollten. Nach kurzer Beratung mit Jeff Parker entschied ich mich für einen beliebigen Landeplatz vor Niteroi, der Nachbarstadt Rios auf der anderen Seite der Guanabarabucht.
Unbehelligt flogen wir davon. Das Inferno blieb hinter uns zurück. Machu Picchu hatte uns gerettet.
Trotzdem war ich niedergeschlagen, denn es war mir klar, dass diese Rettung nur Machu Picchu und einem großen, unverdienten Glück zu verdanken war, keinesfalls aber meiner Tüchtigkeit und Umsicht. Wir hatten eine furchtbare Niederlage erlitten, denn in Rio triumphierten die Macumba und die Dämonen.
Die okkultistischen Freimaurer waren vernichtet. Um ein Haar hätten Olivaro und Astaroth ihr Ziel voll und ganz erreicht und auch mich erledigt. Nur Machu Picchus geheimnisvolle Kräfte hatten uns gerettet.
»In Brasilien haben wir nichts mehr verloren«, sagte Jeff Parker. »Hier gibt es für uns vorerst nichts zu gewinnen. Hier, dieses Telegramm, Dorian, habe ich dir unterschlagen. Ich erhielt es schon in Manaus.«
Er zog ein zerknittertes Telegramm aus seiner Brusttasche. Ich las. Er hatte es mir nicht vorher gegeben, weil ich sonst sofort nach England zurückgekehrt wäre.
– coco und olivaro satansmesse abgehalten – lilian wurde dafür missbraucht – lilian hat rückfall erlitten – london erlebt boom des satanskults – schnelle rückkehr erforderlich –
– marvin cohen –
Es war ein Schlag, dass es für mich jetzt keinen Zweifel mehr gab, dass Coco mich verraten hatte. Dass ich sie verloren hatte, damit hätte ich mich abfinden können. Unser Verhältnis war nie eitel Sonnenschein gewesen. Aber dass sie sich gegen mich wandte, sich der schwarzen Magie verschrieb und Olivaros Ziele förderte, das traf mich wie ein Hammer. »Coco Zamis«, sagte ich bitter, »unsere Liebe ist tot. Von nun an gibt es nur noch Feindschaft und Hass zwischen uns. Das sollst du nicht umsonst getan haben.«
Zu meinem Erstaunen verteidigte Machu Picchu Coco. »Du irrst, Dorian. Coco liebt dich nach wie vor, und wenn du sie auch liebst, musst du an sie glauben. Vertraue mir! Coco spricht durch mich zu dir.«
Während ich sie anstarrte und nun völlig verwirrt war, sagte Jeff Parker: »Was in Rio auch geschehen ist, auf jeden Fall wirst du in Zukunft auf die Unterstützung der okkultistischen Freimaurer rechnen können, Dorian. Vicente Neiva hat mir das Geheimnis der Freimaurerloge von Rio und der okkultistischen Freimaurer überhaupt anvertraut, als ich am Nachmittag bei ihm war. Wir sprachen miteinander, nachdem ich seine Aufzeichnungen gelesen hatte. Worum es sich bei diesem Geheimnis handelt, kann und darf ich dir als Außenstehendem nicht verraten, aber es kann dir fortan von großem Nutzen sein.«
Ich fragte nichts und schwieg, brütend in
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