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042 - Die Schweinemenschen von Rio

042 - Die Schweinemenschen von Rio

Titel: 042 - Die Schweinemenschen von Rio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Dunkelheit, Kleinkinder plärrten. Aus den Fenstern der elenden Behausungen fielen Lichtbahnen. Mond- und Sternenlicht erhellten zudem die Nacht, so dass man gut sehen konnte.
    Mir entging nicht, dass wir beobachtet wurden. Gestalten drückten sich in die dunklen Schatten der Hütten, lugten hinter Bäumen und Büschen hervor.
    In der Ferne sah ich Feuerschein, hörte Trommelklang und Stimmengemurmel. Plötzlich traten uns Gestalten entgegen, Macumba-Anhänger und -Sympathisanten, Männer, Frauen, auch ganz junge Burschen und Mädchen. Fäuste wurden drohend geschüttelt.
    Romero blieb zitternd stehen, aber mich konnte man so leicht nicht beeindrucken. Ich packte seinen Arm und zog ihn weiter.
    »Vorwärts!«, sagte ich. »Wir gehen einfach zwischen ihnen hindurch. Entkommen können wir ihnen ohnehin nicht, wenn sie es auf uns abgesehen haben.«
    Sie wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Offenbar hatten sie keine Anweisungen.
    Wieder sah ich einige nackte und halbnackte Gestalten, mit weißen Streifen bemalt, weiblich und männlich. Sie murmelten Verwünschungen. Einen Macumba-Priester oder gar die Hexe Viviana sah ich nicht.
    In der Ferne wurde das Trommeln lauter. Es kam Bewegung in die Menge, die uns angaffte, aber nicht aufhielt. Männer und Frauen tanzten uns in den Weg, schrien uns mit verzerrten Fratzen ihren Hass ins Gesicht. Ein wahrer Herkules biss vor meinen Augen einem Huhn den Kopf ab, spie ihn mir vor die Füße und besudelte mich mit dem aus dem kopflosen, mit den Flügeln zuckenden Körper hervorspritzenden Blut.
    Ich traf ihn mit der Linken am Solarplexus und mit der Handkante am Hals. Er verdrehte die Augen und kippte um, steif wie ein Brett. Ich nahm das kopflose Huhn und schleuderte es in die Nacht. Das nahm ihnen den Mut zu weiteren Übergriffen.
    Ein Mädchen tanzte uns entgegen, die Zunge weit hervorgestreckt, die Augen so verdreht, dass man nur das Weiße sehen konnte. Rundum zwischen den Hütten wurde getrommelt, gepfiffen, gerasselt und geklappert. Die Macumba heulten und zischten, geiferten und beschimpften uns. Das Mädchen beugte sich nach hinten und verbog die Wirbelsäule so, wie es kein Mensch normalerweise konnte. Ich zog das kleine Kreuz, das ich aus dem Penthouse mitgebracht hatte, aus der Jackentasche und hielt es der in Trance Befindlichen entgegen.
    Sie versteifte sich und begann dann wie bei einem epileptischen Anfall zu zucken und stürzte zu Boden. Schaum trat vor ihren Mund. Ihre Beine schlugen schnell wie Trommelschlegel auf den Boden.
    Jetzt war ich sicher, dass dämonische Mächte am Werk waren. Als ich das Kreuz hochhob, ging ein Aufschrei durch die Menge. Die Macumba-Anhänger wandten sich ab, als könnten sie den Anblick nicht ertragen. Sie wichen zurück, belauerten uns aus den Schatten der Hütten und Baracken, hielten aber einigen Abstand.
    Nur noch gemurmelte Flüche und Verwünschungen waren zu hören.
    Romero Marechal, mein junger Führer, zitterte am ganzen Körper. Endlich erreichten wir die Hütte, in der seine Familie lebte. Romero klopfte in einem bestimmten Rhythmus an die Tür. Sie wurde einen Spaltbreit geöffnet.
    »Ich bin es, Romero«, raunte er. »Bei mir ist ein Mann, der uns helfen will.«
    Wir konnten eintreten. Im größten Raum der schäbigen Hütte hatte sich die Familie Marechal versammelt. Der Vater, ein Krüppel mit nur einem Arm, die verhärmte, früh gealterte Mutter und fünf jüngere Geschwister von Romero. Der Schein einer Öllampe beleuchtete ihre Gesichter. Die Familie lebte hier ohne elektrisches Licht, ohne fließendes Wasser und all die anderen Dinge, die für den Normalverbraucher selbstverständlich waren. Sicher waren sie unverschuldet ins Elend geraten, weil Romeros Vater mit einem Arm nicht mehr voll arbeiten und genug für die große Familie verdienen konnte. Einmal im Elendsviertel, war es schwer, wieder herauszukommen.
    Romeros Vater musterte mich. Er hatte das verbitterte Gesicht eines Mannes, der größtenteils auf der Schattenseite gelebt und die Hoffnung aufgegeben hatte.
    »Was will dieser Mann, Romero?«
    »Er will mir helfen, Castelo aus den Klauen der Macumba zu befreien«, sprudelte der Junge hervor. »Ihr hättet sehen sollen, wie er mit den Macumba-Leuten hier im Viertel umgesprungen ist. Er hat ihnen die Zähne gezeigt.«
    Ich sah, dass Romeros Vater und seine Mutter von meinem Kommen keineswegs begeistert waren. Sie mussten hier leben; sie wollten keine Schwierigkeiten; und sie dachten ganz anders als

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