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042 - Die Schweinemenschen von Rio

042 - Die Schweinemenschen von Rio

Titel: 042 - Die Schweinemenschen von Rio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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herübergellen. Wir entfernten uns in der anderen Richtung. Niemand hielt uns auf.

    Vicente Neiva hatte den Tag nach seiner ersten Nacht als Schweinemann in der leerstehenden Halle einer Pleite gegangenen Maschinenfabrik verbracht. Er hockte im düsteren, muffigen, unterirdischen Umkleideraum, schlief eine Weile auf einem alten Holzgitter auf dem Boden und hatte Hunger; seit dem Nachmittag des Vortages hatte er nur ein paar Bissen zu sich genommen. Er wartete, bis die Sonne sank. In der Dämmerung verließ er die Fabrikhalle. Aus einem alten Sack, der dort herumgelegen hatte, hatte er sich eine Kapuze gemacht.
    Neiva marschierte durch den Stadtteil Sao Christovao und erreichte den mehrere Quadratkilometer großen Park Quinta da Boa Vista. Erleichtert atmete er auf, denn in Sao Christovao hatte er sich ständig verbergen und auf der Hut sein müssen. Auf den Parkwegen standen einige Wagen mit Liebespaaren; die Bänke waren in der Mainacht von Pärchen besetzt; aber auch allerlei Gesindel trieb sich hier herum.
    Plötzlich hörte Neiva eine grunzende Stimme. Er flüchtete zwischen die Bäume und pirschte sich an die Stelle heran, wo er das Grunzen gehört hatte. Ein Mann und ein junges Mädchen saßen auf einer Parkbank, von dem Mann konnte Neiva nur den Rücken sehen.
    »Ubaldino«, sagte das Mädchen gerade, »was auch geschieht, ich werde immer zu dir halten. Geh zur Polizei und stell dich! Du wirst in ein Krankenhaus kommen. Vielleicht gibt es eine Heilung für dich.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht«, sagte die grunzende Stimme. »Sie hassen und jagen uns, wo sie uns nur finden. Du weißt nicht, was mit denen geschieht, die von dem Fluch befallen sind. Sie verwandeln sich mehr und mehr, sind zum Schluss nicht besser als die Schweine, deren Köpfe sie tragen. Mir wird es nicht anders ergehen.«
    »Ubaldino, so darfst du nicht reden!«
    »Ich sage nur, was wahr ist. Geh, Bella! Für mich gibt es keine Rettung mehr. Ich spüre, wie dumpf die tierischen Triebe in mir brodeln, wie sie gegen den Damm meiner Vernunft und Selbstbeherrschung anbranden. Bald werde auch ich zum Tier werden. Geh, Bella! Geh!«
    Der Mann wandte den Kopf, und Neiva sah jetzt, dass er einen Schweineschädel auf den Schultern trug. Das Mädchen klammerte sich an ihn. Neiva begann schon etwas Hoffnung zu schöpfen, denn offenbar waren nicht alle Menschen in Rio den Schweinemonstern, die nichts für ihr Schicksal konnten, feindlich gesinnt. Es gab also auch welche, die ihren Abscheu überwinden konnten.
    Da grunzte der Schweinemann böse und quiekte. Er bleckte die Zähne und packte das Mädchen, das ihn trotz seines abstoßenden Äußeren liebte, an den Schultern. Die Zähne näherten sich ihrem Hals. Ubaldino war zum Tier geworden.
    Seine Geliebte brachte vor Schreck kein Wort hervor. Schon wollte Ubaldino zubeißen, da stürzte Neiva aus den Büschen hervor, packte ihn und riss ihn zurück. Er versetzte dem andern Schweinemann einen krachenden Schlag unter die Schnauze.
    »Flieh!«, rief er dem Mädchen zu.
    Bella taumelte davon und schrie jetzt gellend um Hilfe. Neiva hörte Männerstimmen, während er mit dem andern Schweinemann rang.
    »Dort sind zwei scheußliche Ungeheuer!«, schluchzte Bella ein Stück entfernt, offenbar von einer Gruppe von Helfern umringt. »Schlagt sie tot!«
    Auch die Liebe konnte also den schlimmen Fluch nicht aufheben, der auf den Schweinemännern lastete.
    Neiva konnte seinem Gegner ein paar harte Schläge versetzen und ihn abschütteln. Er flüchtete in die Büsche, der andere blieb benommen bei der Bank sitzen.
    Ein Motor heulte auf. Ein Sportwagen raste heran. Das Licht der Scheinwerfer riss den Schweinemann aus der Finsternis. Er versuchte zu flüchten, wurde aber vom Wagen erfasst und durch die Luft geschleudert. Als er liegen blieb, sprangen drei junge Männer heraus. Einer nahm den Wagenheber und schlug dem fiependen Schweinemann den Schädel ein.
    »Es ist noch einer in der Nähe, hat die Kleine gesagt.« Er sah sich um.
    »Bis heute habe ich die Sache mit den Schweinemännern für ein Gerücht gehalten. Zu Unrecht. Seht euch dieses scheußliche Biest nur an! Diese Ungeheuer müssen umgebracht werden, wo man sie findet.«
    Vicente Neiva schlich davon. Er musste so schnell wie möglich zur Freimaurerloge. Aber wie? Er beschloss, einen Wagen zu stehlen.
    Er suchte sich einen Knüppel und machte sich auf zu einem Parkplatz in Rio Comprido, in dessen Nähe sich einige Lokale und Bars befanden. Dort legte

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