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042 - Die Schweinemenschen von Rio

042 - Die Schweinemenschen von Rio

Titel: 042 - Die Schweinemenschen von Rio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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was Sacheen ihm fröhlich plappernd berichtete. »Morgen werden wir Vicente Neiva treffen«, sagte er zu mir. »Dann wirst du alles erfahren. Es ist etwas Schreckliches geschehen.«
    Ich drang nicht weiter in ihn. Er würde nicht mehr sagen, als er wollte. Nur wegen des Kampfes gegen die Macumba fragte ich ihn.
    »Neiva und eine einflussreiche Organisation wollen uns beistehen«, sagte er. »Aber wir sollen erst einmal bis morgen abwarten.«
    Warten gefiel mir nun gar nicht. Ich war ein Mann der Tat, kein Zauderer.
    Obwohl Jeff sehr angegriffen wirkte und eine sehr schlimme Erfahrung gemacht haben musste, wie ich seiner niedergedrückten Stimmung entnahm, wollte er Sacheen und Machu Picchu die Freude eines Abendbummels nicht nehmen. Wir zogen uns um und verließen das Penthouse. Jeff, Sacheen und ich hatten uns sicherheitshalber bewaffnet.
    In der Halle stand wieder der triefäugige Portier, der anscheinend bis Mitternacht Dienst tat.
    »Stets zu Diensten, die Herrschaften«, buckelte er vor uns. »Soll ich ein Taxi herbeirufen? Was wünschen Sie? Eine gediegene Unterhaltung oder mehr etwas Vulgäres, Derbes? Vielleicht darf es sogar etwas Schweinisches sein? Schweine stehen in Rio in letzter Zeit hoch im Kurs.«
    Er wollte sich ausschütten vor Lachen. Chancho , Schwein, hatte Jeff verstanden. Er legte die Hand auf den Pistolengriff. Sacheen musterte den Portier eiskalt.
    »Sag ihm, dass ich ihn über den Haufen schieße, wenn er nicht sofort verschwindet, Dorian!«
    So kannte ich Jeff gar nicht, den unverwüstlichen Playboy, der sein Lächeln zu einer Lebensanschauung gemacht hatte.
    Der Portier verstand, obwohl er kein Englisch konnte, und zog sich hastig zurück.
    Wir aßen Hummer in einem Spezialitätenrestaurant, sahen uns die Copacabana bei Nacht an und besuchten zwei Kellerlokale, in denen Folklore geboten werden sollte. Die Vorstellung war so echt wie eine Woolworth-Perlenkette für anderthalb Dollar.
    Im Plaza Club , an der Avenida Princesa Isabel, herrschte große Stimmung. Es wurde heiße Musik gespielt, und die Getränkepreise waren erträglich. Hier gefiel es uns. Wir blieben eine Weile, bis es Zeit wurde zur Mitternachts-Modenschau im Copacabana Palace an der Avenida Atlantica. Jeff hatte bereits um die Mittagszeit, bevor ich aufgestanden war, bei American Express in der Rua Mexico angerufen, Erkundigungen fürs Abendprogramm eingeholt und vier Plätze bei der Modenschau reservieren lassen.
    Wir kamen etwas zu spät. Die Modenschau hatte schon angefangen. Sie fand in einem sehr großen, glänzend illuminierten Saal statt. Ich war so ziemlich der einzige, der keinen Smoking trug. Sogar Jeff hatte sich in seinen Weinroten gequält, den er in Rio erstanden hatte.
    »Ich werde euch beiden ein hübsches Kleid kaufen, Mädchen«, sagte er in Spendierlaune.
    Wir hatten gute Plätze vorn am Laufsteg. Die Models flanierten vorbei und führten die Kreationen brasilianischer Modeschöpfer vor. Sacheen geriet in Verzückung über ein togaähnliches Kleid, das ein Mannequin mit hungrigem Gesichtsausdruck trug.
    »Himmlisch!«, seufzte sie. »Wenn ich es nur so tragen könnte wie sie. Diese hungrige Sinnlichkeit würde mir gut stehen, findest du nicht, Dorian?«
    »Ach was! Das Mädchen da oben hat zwanzig Kilo zu wenig auf den Rippen und denkt gerade an eine fette Schweinshaxe.«
    »Du bist ein Banause, Dorian. Mit dir kann man über solche Sachen nicht reden.«
    Jeff winkte eine Direktrice herbei und kaufte das Kleid für Sacheen.
    Sacheen und Machu Picchu verstanden sich auch ohne Worte – jetzt, da es um Kleider ging – ganz ausgezeichnet. Mit Blicken und Gesten erzählten sie sich bei jedem Modell ganze Bände.
    Mich langweilte die Modenschau ziemlich. Die Mannequins waren für meinen Geschmack allesamt zu mager, ob sie nun weiß, schwarz oder rot waren, blond oder dunkelhaarig. Wehmütig dachte ich an Coco Zamis und ihre Kurven. Die Modelle kamen mir überkandidelt oder sogar lächerlich vor, und ich zweifelte wieder einmal an der Vernunft des weiblichen Geschlechts, das für so etwas viel Geld bezahlte. Gelangweilt sah ich mich um und betrachtete die Zuschauer.
    Und da sah ich sie auf der Rangloge im Hintergrund. Sie trug eine smaragdgrüne Abendrobe von jener Einfachheit, die meist sehr teuer ist, und eine funkelnde Rubinhalskette, Rubinohrringe und ein Diamantendiadem mit einem aus Smaragden gefertigten Schlangenemblem in der Mitte. Sie sah ganz anders aus, als ich sie zuletzt gesehen hatte, aber ich war

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