042 - Invasion der Käfer
hysterische Schreien des Königs, sehe nur bleiche Knochen, Schädel und harte Hände, die nach mir greifen.
Harry kommt etwas langsamer vorwärts. Sobald ich ein wenig Zeit zum Atmen habe, richte ich den Strahl auf die Angreifer meines Freundes, bahne ihm eine Gasse zum Sarkophag. Drei Patronen sind leer, fliegen zischend aus der Kammer. Ich muß sparen, wenn ich dieses Massaker überleben will.
Dann hat Harry den Sarkophag erreicht. Er ruft mir etwas zu, aber der Lärm um mich herum übertönt seine Stimme und ich verstehe kein Wort. Ich umschließe die Pistole noch fester, drücke den Auslöser der nächsten Gaspatrone und starre dann in die funkelnden Augen des Käfers.
So stehe ich da, schieße um mich, spüre nicht, wie sich die Gerippe von hinten nähern, fühle kaum ihre Hände an meinem Hals, ihre Bisse, ihre Schläge. Es gibt nur die Augen des Cheper-Re und das leise Zischen der Pistole, das schwächer wird, verebbt, bis die leere Patrone ausgestoßen wird und eine neue ihren tödlichen Strahl aussendet.
Plötzlich fühle ich mich herumgerissen, sehe Harrys Gesicht ganz nah vor meinem. Er sieht besorgt aus, hält jetzt meine Pistole in der Hand und fragt: „Alles okay, Ray?“
„Nur ein bißchen schlapp.“ Ich versuche ihn anzugrinsen, weiß aber nicht, ob es mir gelingt. Ich sehe mich um. Der Saal sieht aus, als wäre ein Wirbelwind hindurch gefegt. Der Sarkophag liegt umgestülpt ein paar Meter abseits von seiner ursprünglichen Stelle. Der Boden ist bedeckt von einer Schicht winziger Knochensplitter und zermalmten Schädeln. Teuchma Thsal selbst steht mit weiten Augen in der Mitte des Saales, starrt ungläubig um sich.
„Was - ist passiert?“ frage ich verwirrt. „Hier sieht es ja schrecklich aus …“
Harry lächelt.
„Ich fühlte mich plötzlich so stark, als du die Augen des Käfers ansahst, und es wurde von einer Sekunde zur anderen schlimmer. Ich habe ziemlich gewütet, glaube ich. Aber die Glieder sind ja auch immer wieder zusammengekrochen. Ich mußte sie einfach alle zerstampfen …“
Er hebt die Pistole, richtet sie auf den Ägypter. „Und nun das Übel der Wurzel“, sagt er leise. „Er lebt erst seit einer guten Stunde und hat schon viel zuviel Unheil angerichtet! Wo ist überhaupt das Mädchen?“
Ein irres Lachen kommt über die Lippen des Königs.
„Sie hat das rote Fieber“, ruft er mit heller, überschlagender Stimme. „Ich habe sie durch das rote Fieber geschwächt, damit sie nicht noch einmal Teuchma Thsal in ihre Gewalt bekommt.“
Harry sieht mich erstaunt an.
„Weißt du, was er meint?“
„Ich glaube, ja. Er spricht von Linda.“ Ich gehe ein paar Schritte auf den König zu. Ich fühle mich schwach auf den Beinen, aber mein grenzenloser Haß läßt mich meine Schwäche vergessen.
„Wo ist Pleonotis?“
„Bei ihr“, keucht der Ägypter, speit mir ins Gesicht. „Sie ist bei dem Mädchen und wird sie töten, weil sie mich bezwingen wollte.“
Mein Schlag trifft ihn hart und plötzlich mitten im Gesicht. Besinnungslos stürzt Teuchma Thsal zu Boden.
„Die Pistole!“ stoße ich hervor, wirbele herum. „Gib mir die Pistole, Harry!“
Aber Harry ist schon auf dem Weg ins Freie …
Der Staub senkte sich langsam. Wir öffneten die Zwischentür, kämpften uns hustend durch die dicke Wolke von Ruß, Rauch und Staub, die die Sprengung verursacht hatte. Ich stolperte über Steine, Felsbrocken, dann stand ich an dem mannshohen Loch und stieg hindurch. Harry wartete auf der anderen Seite auf mich. Mit der Sprengladung hatten wir uns von einem Gang zum anderen gesprengt, um so die zeitraubenden, schwenkbaren Raumeingänge zu umgehen.
Wir hasteten hinaus, die Leiter hinauf. Es war früher Morgen, kühl, aber die Luft tat meinen Lungen gut. Wir rannten über den Bergpfad, vorbei an dem Diesel, vorbei am Tempel der Königin.
Noch war der Parkplatz am Fuß des Berges leer. Der Eisbudenmann hatte den Verkaufsstand noch geschlossen.
Harry blieb keuchend stehen.
„Wo kann sie sein?“
„Im Zelt des Professors“, antwortete ich rasch und lief schon wieder weiter. „Wenn sie uns gesucht hat, dann bestimmt dort.“
Eine Biegung noch, dann sah ich das Zelt. Die Eingangsplane war zurückgeschlagen, drinnen sah ich eine schwache Bewegung.
„Die Pistole!“ flüsterte ich. Harry drückte sie mir in die Hand. Wir schlichen weiter. Eine leise Stimme drang aus dem Zelt, dann ein Lachen. Pleonotis!
„Du wirst sterben“, hörte ich sie sagen. „Du
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