042 - Invasion der Käfer
müssen Sie sich leider noch gedulden, Mr. O’Conner. Eine Stunde lang haben wir noch hier zu tun.“
„Aber ich bitte Sie, Mr. Stewart. Wir haben Zeit, viel Zeit. Schließlich sind wir ja in den Flitterwochen, nicht wahr, Darling?“
Er sieht mich strahlend an, und ich strahle zurück. Die Frau, die Harry die Tür geöffnet hat, führt Harry in den Hof zu einem Springbrunnen, wo er sich die Hände waschen kann.
„Ist Ihnen draußen etwas aufgefallen?“ fragt Ray ihn, als er schließlich wieder zurückkommt. Harry schüttelt erstaunt den Kopf.
„Nein, nichts. Was soll mir denn aufgefallen sein?“
„Käfer“, erwidert der Doc ruhig. „Dicke schwarze Käfer, wie ich sie zuvor noch nie gesehen habe. Vor ein paar Minuten waren noch eine ganze Menge von ihnen am Brunnen.“
Er geht zur Tür, starrt sekundenlang hinaus und kommt kopfschüttelnd wieder.
„Seltsam, sie sind weg“, murmelt er. Ich sehe das Mädchen an, das sich mit ein paar Briefen beschäftigt. Wie, zum Teufel, ist er so schnell an sie geraten? Sie ist bildschön, eine interessante Person, aber ich mag sie nicht. Zur Hölle mit dem Doc! Irgendeine gabelt er immer auf. Nur mich nicht! Wenn wir diesen Job hinter uns haben, werde ich kündigen.
Das Mädchen stößt plötzlich einen leisen Schrei aus, ihr Kopf fährt in die Höhe.
„Mein Gott …“, flüstert sie. Ihre Hände beginnen zu zittern. Sie kann das Blatt kaum noch ruhig halten. Mit einem mal stehen wir alle still da, starren sie an. Ungläubig blickt sie auf den Brief in ihren Händen, dann beginnt sie leise vorzulesen: „Kara war bei mir. Er sagte schreckliche Dinge. Er hat wieder ein Bild gesehen. Die Toten werden kommen, um die Lebenden zu richten. Sie werden morden und vernichten, und die Erde wird in Schwärze schimmern. Das Grauen wird unsere Herzen zerreißen und den Verstand verwirren. Kara sagt, die Angst wird durch das Land kriechen, wie ein Heer von dicken Käfern. Sie wird aus dem Grab des Teuchma Thsal kommen, wo die Brutstätte des Teufels ist. Der Fluch hat geschlummert. Nun ist er erwacht.“
Es wird still. Wir stehen atemlos da, starren mit leerem Blick in die Luft. Die letzten Worte hängen noch im Raum, als Cathy Wilds plötzlich das Blatt fallen läßt und schwankend in die Höhe kommt.
„Mir ist schlecht“, stammelt sie. Dann läuft sie hinaus, um sich zu übergeben,
3. EINTRAGUNG, SG II-Dr. Ray Stewart
Cathy Wilds kam zurück. Sie war völlig fertig, zitterte am ganzen Leib, hatte Schweißausbrüche und war sehr schwach auf den Beinen. Ich brachte sie zum Wagen, Harry und Linda folgten mir. Versteckspielen hatte hier keinen Sinn mehr. Die Lösung des Rätsels mußte dort liegen, wo die Käfer herkamen. Aus dem Grab des Teuchma Thsal.
Wer war dieser Mann? Niemand von uns hatte je diesen Namen gehört, wenn man auch dem Namen nach auf einen alten, ägyptischen König schließen konnte. Sein Grab würde uns der Lösung wesentlich näher bringen. Aber erst einmal mußte es gefunden werden, und es ist schwierig, ein Grab zu finden, von dem niemand weiß, wo es ist und ob es dieses Grab überhaupt gibt.
Für uns gab es nur eine Möglichkeit. Professor Baumann mußte uns weiterhelfen. Vielleicht würden seine Computer etwas ausspucken. Eines war uns jedenfalls klar, als wir Kajim verließen. Es eilte! Die ersten Käfer waren unterwegs. Die Töter des Teuchma Thsal hatten mit ihrer Aufgabe begonnen …
Wir fuhren wieder getrennt zurück. Harry und Linda im DKW, Cathy Wilds neben mir im Jeep. Sie sah immer noch mitgenommen aus, klagte jetzt über Rückenschmerzen und war völlig verstört. Mir kam es vor, als verschlimmerte sich ihr Zustand zusehends. Der Schock war wohl zu groß für sie. Ich trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Cathy mußte zum Arzt. In ihrem Zustand war das Klima hier im Südzipfel Indiens Gift für sie. Was sie brauchte, war gute Luft und Hilfe.
Zehn Minuten vor der Stadt passierte etwas Eigenartiges. Fast gleichzeitig mit Cathys Schrei klatschte etwas gegen die Windschutzscheibe. Ich trat auf die Bremse, starrte ungläubig die breiige Masse an, die von dem Tier übriggeblieben war, das gegen das Fenster getrieben worden war. Aber es gab keinen Zweifel. Es war ein Käfer! Ein dicker, schwarzer Käfer, wie ich sie bei Thandi gesehen hatte!
Cathy war im Sitz zusammengesunken. Sie baute von einer Minute zur anderen mehr ab. Ihr Gesicht war eingefallen, die Augen lagen tief in den Höhlen, glänzten fiebrig. Kalter Schweiß
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