0421 - Willkommen im Fegefeuer
genähert hatte. Ich mußte nur an meinem ausbrennenden Wagen vorbei und noch wenige Schritte laufen, um ihn zu erreichen.
Doch war es nicht falsch, wenn ich das tat?
Den gleichen Gedanken hatte bestimmt auch mein Gegner. Nein, so nicht. Ich würde nicht auf dem direkten Weg den Schrottplatz verlassen.
Noch war ich ziemlich locker und steckte auch voller Optimismus. Mochte der andere zehnmal so stark sein wie ich, kugelfest war er sicherlich nicht. Darauf baute ich.
Ein Stück lief ich den Hauptweg zurück, drückte mich dann nach links und tauchte in einen schmalen Pfad ein, der an einer Mauer aus Blech entlangführte. Ich las noch die Schildaufschrift. Es war der Weg zur Schrottpresse, den ich eingeschlagen hatte.
Über Schrottpressen gab es Geschichten, die mir gar nicht gefielen. Mafiosi hatten oft ihre Feinde in Schrottpressen gesteckt und sie so auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen. Mir sollte so etwas nicht passieren. Jedenfalls stand diese Presse schon seit langem still. Es war die Frage, ob sie überhaupt noch funktionierte.
Nicht allein das Wissen um den Killer machte mir Angst. Es war auch noch ein anderes Gefühl dabei. Ich war von den Resten der Zivilisation eingerahmt. Kalte Schrottberge, die ein Gefühl des Horrors vermittelten. Hier lebte nichts mehr, alles war seelenlos, ich sah nicht einmal einen vertrockneten Grashalm. Selbst das zähe Unkraut hielt sich nicht auf diesem verdammten Platz.
Der Boden war aufgeweicht und naß. Schlamm und Pfützen bedeckten ihn. Eine Mondlandschaft mit toten Augen umgab mich, und darüber lag ein düsterer Winterhimmel.
Irgendwann erreichte ich die große Presse. Sie lag links von mir.
Ein mächtiges Gebilde, zu dem auch ein Kran gehörte, der die alten Wagen in die Presse schaffte.
Und wo steckte Baphomets Diener?
Ich hatte ihn auf meinem Weg bis zur Presse nicht gesehen und auch nicht gehört. Konnte sich dieser Typ tatsächlich lautlos bewegen? Das wollte mir nicht in den Kopf, aber es mußte so sein.
Die traurige Umgebung war nahe der Schrottpresse aufgelockert.
Auch hier standen zwei Baracken, ein Parkplatz war vorhanden, den Zaun sah ich ebenfalls.
Er lag nicht einmal weit entfernt. Ein Windstoß fuhr gegen den Maschendraht und bewegte ihn.
Aber wo fand ich den Killer?
Ich war mir sicher, daß er mich unter Kontrolle hielt. So aufmerksam ich mich auch umsah, entdecken konnte ich ihn nicht. Ließ er mich tatsächlich laufen?
Ich mußte es auf einen Versuch ankommen lassen und bewegte mich auf den Zaun zu.
Die Umgebung blieb ruhig. Es sprengte auch niemand die Tür der Baracke auf. Wenn der andere sich irgendwo versteckt hielt, dann vielleicht hinter dem Bau.
Das hatte er nicht.
Er befand sich ganz woanders.
Und das wurde mir plötzlich klar, als ich das quietschende Geräusch über mir hörte.
Ich blieb stehen, blickte hoch und sah ihn an diesem großen Kran hängen, dessen Arm schwenkte. Über mehrere Rollen liefen die Seile, an deren Ende ein gewaltiges Fragezeichen hing. Es bestand aus Eisen und an ihm hing der Mann.
Der Killer hatte den Kran – auf welche Weise auch immer – in Bewegung gesetzt. Mit einer Hand hielt er sich am Haken fest. Die andere wollte er für seine Handgranaten frei haben. Mit den Zähnen löste er den Stift, und während er durch die Luft schwebte, schleuderte er das erste scharfe Metallei schon auf mich zu…
***
Carol Maynard sprang hoch. Sie schrie dabei, und auch Suko zuckte zurück.
Auf der Leinwand war kein Bild mehr zu sehen, obwohl sich die Rolle noch weiterdrehte. Sie war zu einem flammenden Rad geworden, das immer mehr brennende Fetzen verlor, die vom Projektor weg und in den Raum geschleudert wurden.
»So tun Sie doch was!« schrie Carol. Sie war von einem brennenden Stück Film getroffen worden. Das Zeug klebte an ihrem Rock, und sie schlug mit den Handflächen auf die Flamme.
Suko wußte genau, wie schwer dieses Zeug zu löschen war. Mit Wasser konnte er da nichts ausrichten.
Er tat etwas anderes.
Suko stellte die Stromzufuhr ab, indem er kurzerhand den Stecker aus der Dose zog. Jetzt drehte sich die Spule wenigstens nicht mehr.
Carol schlug gegen ihren Rock. Dort hatte sich das Zeug festgeklebt, und es war schwer für sie, die Flammen zu ersticken. Sie schaffte es schließlich doch.
Auch Suko kümmerte sich um die einzelnen Brandherde. Er trat sie aus, anders konnte er sie nicht löschen. Dann ließ er sich aufatmend in einen zweiten Sessel sinken, drehte den Kopf und blickte seinen
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