0421 - Willkommen im Fegefeuer
war das einzige Kleid, das ich gefunden habe. Die Jacke stammt von meinem Vater.«
»Okay.« Er wechselte das Thema. »Gibt es hier in der Umgebung eigentlich Wild?«
»Meinen Sie Rehe oder so?« Carol kam näher.
»Ja.«
»Das kann ich mir schon vorstellen. Ich selbst habe noch kein Reh gesehen. Wieso denn?«
»War nur eine Frage.«
Sie blickte ihn so an, als würde sie ihm nicht glauben, gababer weiterhin keinen Kommentar. Dafür fragte sie: »Ist Ihnen eigentlich eine Lösung eingefallen?«
»Nein.«
»Dann wissen Sie auch nicht weiter?«
Suko legte die Stirn in Falten. »So ist das nicht. Ich möchte noch einmal auf den Film zurückkommen…«
Carol verdrehte die Augen. Das Thema war ihr unangenehm.
»Bitte nicht, ich habe damit nichts zu tun.«
»Kann ich mir denken. Trotzdem ist die Sache noch nicht ausgestanden. Weshalb hat man uns daran gehindert, den Film zu betrachten? Das ist der entscheidende Punkt.«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Berichten Sie mir noch einmal von seinem Inhalt.«
Das Mädchen wehrte sich. »Nein, tut mir leid. So etwas können Sie nicht von mir verlangen. Das schaffe ich einfach nicht.«
»Bitte, Carol.«
»Und was haben Sie davon?«
»Ich suche nach diesem erwähnten springenden Punkt. Die Lösung dieses Falles muß in dem Streifen aufgezeigt sein.«
»Sie haben doch das Mädchen gesehen. Es zeigte sich sehr willig, ließ sich ansprechen und durch diese Filmangebote locken. Man konnte mit ihm machen, was man wollte.«
»Sie wurde also getötet.«
»Ja. Und zwar auf dieser Plattform. Sie saß dort, aus der Tiefe stieg dieses gräßliche Feuer. Sie erlebte eine furchtbare Angst und…«
Suko unterbrach sie. »Ich denke nicht an das Mädchen, obwohl es mir sehr leid tut. Ich möchte von Ihnen etwas anderes wissen. Denken Sie an den Film und vergegenwärtigen Sie sich die Umgebung, in der der Streifen gespielt hat.«
»Wie meinen Sie das denn?«
»Ganz einfach. Ich möchte gern erfahren, wo der Film gedreht wurde. Wo hat man ihn aufgenommen? Diese Plattform, deren Existenz ich nicht bezweifle, muß irgendwo gestanden haben.«
»Das stimmt.«
»Ich will den Ort wissen.«
Carol lachte. Sie zog die Jacke vor ihrer Brust zusammen.
»Verlangen Sie nicht etwas viel von mir? Ich soll Ihnen sagen können, wo sich die Plattform befunden hat?«
»So ist es.«
»Das kann ich nicht.«
»Dessen bin ich mir nicht sicher. Ihr Vater hat in einem engen Kontakt zu Baphomet gestanden. Ich kenne diese Gestalt. Sie heißt Vincent van Akkeren. Der Mann ist ein Teufel, ein wahnsinniges Genie meinetwegen, er muß Helfer gehabt haben, die ihm die Drehorte für seine fürchterlichen Streifen zur Verfügung stellten.«
»Und Sie tippen dabei auf meinen Vater?«
»So ist es.«
»Aber er wollte doch nicht mehr.«
»Später nicht, doch in den Monaten oder Wochen zuvor hat es sicherlich anders ausgesehen.«
Carol stöhnte und stützte ihre Hände auf die Rückenlehne eines Sessels. »Meine Güte, was machen Sie mit mir? Sie bringen mich in eine nahezu verzweifelte Lage.«
»So dürfen Sie das nicht sehen, Carol. Ich will Ihnen helfen.«
Das Mädchen ließ sich tatsächlich Zeit. Carols Gesicht war anzusehen, wie stark sie über das Problem nachdachte. Wahrscheinlich lief der Film noch einmal vor ihrem geistigen Auge ab. »Ja«, sagte sie. »Da war etwas. Diese… diese Plattform muß in einem Keller gestanden haben.«
»Das ist doch schon was.«
»Aber in welchem?«
»Denken Sie nach«, sagte Suko. »Versuchen Sie, sich an Einzelheiten zu erinnern.«
»Das will ich nicht! Ich habe diesen Film gehaßt!« schrie sie plötzlich. »Aber es war wie ein Zwang. Ich habe hingesehen, mich dabei nicht auf die Umgebung konzentriert. Jedenfalls war es ein Keller oder ein Verlies, in dem das Schreckliche geschah.«
Suko nickte. Dann stellte er die alles entscheidende Frage. »Könnte es der Keller dieses Hauses gewesen sein?«
Carol Maynard blickte den Inspektor an, als hätte ihr dieser einen schmutzigen Antrag gemacht. »Wissen Sie eigentlich, was Sie da gesagt haben?« fragte sie flüsternd.
»Das weiß ich genau.«
Das Mädchen war völlig durcheinander. Einerseits wußte sie, daß sie sich nicht auf sich selbst verlassen konnte und Sukos Beistand brauchte, obwohl er ihr die ihrer Meinung nach so ungeheuerlichen Dinge an den Kopf geworfen hatte. »Im Keller dieses Hauses«, hauchte sie. »Wissen Sie eigentlich, was Sie damit gesagt haben? Das ist einfach furchtbar. Sie verleumden
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