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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Auch wenn es sich hinterher herausstellt, daß wir in einem ganz anderen Sektor operierten, wären wir erst mal die Schuldigen gewesen«, sagte er.
    »Du gehst davon aus, daß die GOGOL versenkt worden wäre«, warf Zamorra ein. »Aber …«
    »Kein aber«, wehrte Siccine ab. »Bisher ist jedes Schiff, das von dem Dreimaster angegriffen wurde, versenkt worden. Ohne Ausnahme, ohne Pardon. Du kannst also nicht davon ausgehen, wir hätten von Überlebenden entlastet werden können. Wir waren da, und wir hätten’s auf den Buckel bekommen.«
    »Du beißt dich in etwas fest«, sagte Zamorra. »Wer sagt dir überhaupt, daß die Piraten das Forschungsschiff angegriffen hätten? Auf russischen Forschungsbooten ist doch kaum etwas zu holen …«
    »Je nachdem, woran sie forschen. Wertvolle Instrumente vielleicht«, sagte Siccine. »Vielleicht waren alle anderen Überfälle auch nur Ablenkungsmanöver. Jedenfalls haben wir uns angeboten, den Schutz der GOGOL zu übernehmen, und der dortige Kapitän hat sofort dankbar zugestimmt.«
    »Ihr habt also doch etwas engeren Funkkontakt gehabt«, stellte Nicole fest. »Und sie haben keine Andeutung gemacht, woran sie arbeiten?«
    »Nichts. Wir haben gefragt, aber Kapitän Retekin spielte Auster und hielt sich verschlossen.«
    Zamorra nahm wieder einen genießerischen Schluck aus dem Whiskeyglas. Der gelbe Stoff schmeckte teuflisch gut, und obgleich er alles andere als die Absicht hegte, sich zu betrinken, sprach er dem über zwölf Jahre alten Gesöff herzhaft zu. Daß Seeleute Rum bevorzugten, schien zumindest bei Siccine ein unzutreffendes Gerücht zu sein; er hatte etliche ›Daniel’s‹ gehortet und schien sie samt und sonders niederkämpfen zu wollen. Zamorra sah’s mit Besorgnis. Aber andererseits war Siccines Wiedersehensfreude verständlich.
    Zamorra setzte das Glas wieder ab, und bevor er protestieren konnte, füllte der Captain nach. Zamorra seufzte.
    »Vielleicht machen Sie PSI-Forschung«, überlegte er.
    »Wieso?« Siccine setzte die Flasche wieder ab und genoß selbst einen Schluck aus seinem Glas.
    »Weil sie anscheinend einen Telepathen an Bord haben«, entfuhr es Zamorra. Im gleichen Moment biß er sich auf die Lippen. Er hatte nicht davon sprechen wollen; es war ihm einfach herausgerutscht. Verdammt, dachte er, der Alkohol!
    »Woher weißt du das?« hakte Siccine sofort ein. Er schien stocknüchtern und war äußerst aufmerksam.
    »Vergiß es«, brummte Zamorra. »Es war nur ein Verdacht.«
    »Erzähl keinen Stuß«, sagte der Captain. »Ich kenne dich, Zammy. Wenn du irgend etwas behauptest, hat das Hand und Fuß. Was ist mit dem Telepathen?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er kassierte einen vorwurfsvollen Schienbeintritt von Nicole unter dem Tisch her.
    »Du weißt mehr, als du erzählen willst«, sagte Siccine. »Du hast von einem Telepathen gesprochen und von PSI-Forschung. Ich kann denken, mein Freund. PSI-Forschung und ein Gespensterschiff … hängt das etwa zusammen, eh? Raus mit der Sprache. Anscheinend habe ich genau den richtigen Mann herangeholt.«
    Zamorra seufzte. »Himmel, kann man nicht mal eine Vermutung äußern, die nichts mehr als Spekulation ist?« Diesmal war er es, der Siccines Glas nachfüllte – bis zum Rand. »Trink, William.«
    Der grinste. »So schnell machst du Landratte einen alten Seebären nicht besoffen. Was ist mit dem Telepathen?«
    »Ich habe ihn gespürt«, sagte Nicole schlicht.
    Siccines Kopf fuhr herum. »Du, Nicole? Wie das?«
    »In einer Traumvision«, wich sie aus und glaubte damit alles gesagt zu haben. Sie war etwas verärgert darüber, daß es Zamorra so herausgerutscht war, was sie ihm angedeutet hatte.
    Vor kurzem war sie mit einem vampirischen Keim infiziert worden. Eine brasilianische Hexe hatte sie davon wieder befreit, aber etwas war zurückgeblieben – Nicole entwickelte schwache telepathische Fähigkeiten. Sie konnte Gedanken anderer Menschen wahrnehmen, wenn auch nur in einem eng begrenzten Bereich und unter besonders günstigen Voraussetzungen.
    Zamorra selbst besaß eine ähnlich schwach ausgeprägte Para-Gabe. Aber Nicole war ihm jetzt überlegen.
    Es funktionierte nicht immer. Aber wenn, dann konnte sie ihrer Sache sicher sein. Und sie hatte einige gezielte Gedankenimpulse wahrgenommen, die von dem in Sichtweite liegenden russischen Schiff ausgingen – und von irgendwoher erwidert wurden. Es gab eine Kommunikation, in die Nicole zufällig geraten war.
    Sie hatte es nicht einmal gewollt. Die

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