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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hilflos. Sie verstand so vieles nicht. Aber man hatte sie ausgewählt.
    Es gab einen guten Grund dafür.
    Sie war eine Telepathin.
    Und die Nacht wollte kein Ende nehmen.
    ***
    »Begreife einer diesen wilden Menschen«, sagte Zamorra kopfschüttelnd, als sie an Deck traten; ein paar Stunden Schlaf, eine Dusche und ein reichhaltiges Frühstück lag hinter ihnen. Zamorra spürte leichte Kopfschmerzen. Und er wunderte sich, daß der Captain bereits wieder aktiv war. Sein Dienst hatte zwar noch nicht begonnen, aber er befand sich bereits in Uniform an Deck.
    »Man sollte meinen, er würde in seiner Koje hängen, den Kopf über den Eimer gerichtet, und das Opfer für die Götter Bacchus und Neptun erbringen …«
    Nicole lächelte. »Bloß weil er die doppelte Menge Whiskey konsumiert hat wie du?« fragte sie und küßte Zamorras Wange.
    Ein paar Trooper sahen zu ihnen hinüber. Es hatte sich rasend schnell herumgesprochen, daß eine außerordentlich attraktive Frau an Bord war, aber wer Nicole sah, wollte es auf den ersten Blick aus der Ferne kaum glauben. Sie trug ihr Haar kurz unter einer Mütze und hatte sich in einen Ölmantel gewickelt, der so locker saß, daß er ihre darunter befindlichen Körperformen nicht verriet. Aus der Ferne konnte man sie durchaus für einen schlabberig gekleideten jungen Mann halten. Die Schirmmütze beschattete ihr Gesicht.
    Schließlich war es nicht erforderlich, die Crew unnötig in inneren Aufruhr zu versetzen. Die Besatzung der ANTARES bestand nur aus Männern; Commander Siccine hatte zwar absolut nichts gegen Frauen, bloß an Bord eines Kriegsschiffes hielt er sie für nicht angebracht. »Frauen schaffen Leben, sie sollen nicht mithelfen, es zu vernichten oder auch nur die Möglichkeit zur Vernichtung zu schaffen«, hatte er einmal gesagt. Und er konnte sich seine Mannschaft aussuchen.
    Einmal hatte es ein weiblicher Sanitätsoffizier durchgesetzt, an Bord zu kommen. Aber Siccine hatte den Dienst so hart gestaltet wie immer. Er verlangte von seinen Leuten alles, aber er gab selbst auch wenigstens ebensoviel. Lieutenant Sally Malcolm hatte nach der zweiten Fahrt aufgegeben und sich versetzen lassen. Siccine verlangte ihr mehr ab, als sie zu leisten gewillt und imstande war.
    Er besaß eine Elitemannschaft. Spitzenleute, die alles erreichen konnten, was sie sich vornahmen. Und der Commander leitete sie immer wieder dazu an und machte es ihnen vor. Er hielt die alten West-Point-Traditionen hoch.
    Jetzt kam er seinen Gästen entgegen. »Begreife einer diesen wilden Menschen«, sagte er zu Nicole und deutete auf Zamorra. »Eigentlich habe ich damit gerechnet, daß er entweder kalkweiß in seiner Koje liegt und in den Eimer reihert, oder daß er sich allenfalls aufgerafft hat, sich über die Reling zu beugen und gegen Luv zu spucken …«
    »Wie kommst du darauf?« fragte Zamorra verblüfft. »Erstens werde ich mich hüten, gegen den Wind zu spucken, um nicht den ganzen Segen postwendend wieder ins Gesicht zu kriegen, wie es Landratten passiert, und zweitens habe ich doch kaum was getrunken!«
    »Doppelt so viel wie ich allemal«, stellte der Captain fest. »Junge, mußt du trinkfest sein.«
    »He, da liegt wohl eine Verwechslung vor«, mischte Nicole sich ein.
    »Ja?« Siccine zog erstaunt die Brauen hoch. »Na gut, wir haben’s alle überstanden. War ein netter Abend. Und die ANTARES ist mittlerweile wieder flott; nur die Radarantenne müssen wir austauschen lassen. Wir werden Ersatzteile anfordern, die aus der Luft herbeigebracht werden müssen …«
    »Sag mal, Commander«, begann Nicole. »Ist es eigentlich möglich, daß wir den Russen einen Besuch abstatten?«
    »Wieso das?« Der Captain zog die Brauen hoch.
    »Ich habe heute nacht von dem Schiff geträumt«, sagte sie. »Und so etwas macht mich neugierig. Mich interessiert einfach, was die Leute da machen.«
    »Es dürfte etwas problematisch werden«, wandte Siccine ein. »Wir …«
    »Klar«, sagte Nicole. »Ihr seid Soldaten. Aber wir, Zamorra und ich, sind Privatpersonen. Und wenn dort geforscht wird … nun, wir sind auch Wissenschaftler.«
    »Verrückt seid ihr«, sagte Siccine. »Ihr glaubt doch nicht im Ernst, daß Kapitän Retekin euch an Bord bitten wird.«
    »Versuchen kann man’s doch, oder?«
    »Bitte, an mir soll es nicht liegen. Wenn ihr unbedingt eine Abfuhr erleben wollt, will ich euch nicht daran hindern. Aber wenn ich hier unsere Eierköpfe an Bord hätte, egal womit sie sich befassen, und irgend jemand

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