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0425 - Das Mädchen und die Todesperlen

0425 - Das Mädchen und die Todesperlen

Titel: 0425 - Das Mädchen und die Todesperlen Kostenlos Bücher Online Lesen
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war eine rassige, aber schon langsam verblühende Enddreißigerin mit aufregender Figur und lackschwarzem Haar. Es war im Nacken zu einem dicken Knoten zusammengefaßt. Veronica wirkte ein bißchen maskulin. Das lag nicht nur daran, daß sie weder Lippenstift noch Make-up benutzte, sondern vor allem an ihrem Hang zu Männerkleidung. Auch jetzt trug sie lange, enge Hosen und eine glänzende dunkle Lederjacke, die auch zu einem Motorrad-Boy gepaßt hätte.
    »Hallo, Jerry.« Nur ihre grauen Augen lächelten.
    »Nehmen Sie Platz, Veronica.« Ich schob ihr einen Sessel zurecht. »Trinken Sie eine Tasse Kaffee mit?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Danke, Jerry. Ich hab’ schon gefrühstückt.« Sie warf einen Blick zu Phils leerem Schreibtisch. »Ihr Freund ist noch nicht da?«
    »Er schläft noch. Wir hatten Nachtdienst.«
    Sie nickte. »Sagt Ihnen der Name Lagatta-Perlen etwas?«
    Ich dachte einen Augenblick nach. »Wenn ich mich recht entsinne, sind sie vor etwa zwei Jahren geraubt und bis heute noch nicht gefunden worden.«
    »Stimmt.«
    Ich blickte die Frau prüfend an. »Sie wissen etwas darüber?«
    Sie zuckte die Achseln. »Es kann natürlich völliger Unsinn sein. Aber vielleicht ist an dem Tip doch etwas dran. Einer der Jungs, die bei mir wohnen, hat eine tolle Geschichte erzählt. Demnach hat er den Überfall gesehen, die Gangster bis zum Versteck verfolgt und dort heimlich nach den Perlen gesucht, sie aber nicht gefunden. Dann ist er niedergeschlagen worden. War sehr lange krank.«
    »Einer Ihrer Gaste«, sagte ich lahm. »Hm.«
    »Es handelt sich um das Haus East Tremont Ave, Nummer 111.« Veronica Gallet stand auf. Auch ich erhob mich. »An Ihrer Stelle würde ich mich dort mal umsehen, Jerry. Dardano — so heißt der Mann — wird seine Story vielleicht noch anderen erzählen. Und dann setzt dort ’ne große Schatzsuche ein.«
    »Dardano. Und er wohnt bei Ihnen. Gut, Veronica. Phil wird noch heute morgen bei Ihnen auf kreuzen und sich mit Dardano unterhalten.«
    »Und Sie sehen sich das Haus an?« Die Frage sollte beiläufig klingen, aber ich fühlte, wie gespannt die Frau war.
    »Ich fahre gleich mal hin.«
    Als die Frau gegangen war, rief ich Captain Brower im Hauptquartier der Stadtpolizei an. Er war der Beamte, der mit den Versicherungsgesellschaften auf gutem Fuß stand und über alles Bescheid wußte. Ich erfuhr, was sich im Zusammenhang mit den Lagatta-Perlen zugetragen hatte. Die Kette bestand aus insgesamt 40 Perlen und hatte einen Wert von etwa 800 000 Dollar. Eine New Yorker Versicherungsgesellschaft hatte für die Herbeischaffung eine Prämie von 40 000 Dollar ausgesetzt.
    Wahrscheinlich wußte Veronica Gallet davon und war deswegen so interessiert.
    Fünf Minuten später kam Phil. Ich informierte ihn. Er schnappte sich einen Dienstwagen und machte sich zu Vero-*** nicas Flop House auf, um dort Dardano auf den Zahn zu fühlen.
    Ich setzte mich in meinen Jaguar und fuhr in die Bronx. Es war noch nicht neun Uhr, und als ich am Central Park vorbeikam, hörte ich das Zwitschern der Vögel.
    Die East Tremont Ave badete im Sonnenschein. Ein paar Wagen standen rechts und links am Gehsteig. So weit ich blicken konnte, war die Avenue auf beiden Seiten von grünen Hecken gesäumt. Dahinter lagen die gepflegten Grundstücke reicher Villenbesitzer. Es war eine ruhige, fast einsame Wohngegend.
    Nummer 111 machte eine Ausnahme. Zwar gab ’s auch hier eine grüne Hecke, aber sie war verwildert und nicht beschnitten. Durch eine sandige Einfahrt wurde der Blick auf einen von Unkraut überwucherten Garten frei. Das Haus lag hinter Büschen versteckt. Das Stück, das über die Büsche ragte, machte einen verkommenen Eindruck. Ich sah morsches Fachwerk und bröcklige Mauer. Früher mußte das mal ein Prachtbau gewesen sein. Aber das war offensichtlich lange her.
    Ich ließ meinen Flitzer in die Einfahrt rollen und stieg aus.
    Zwischen dem Unkraut und hüfthohen Nachtschattengewächsen war ein breiter Pfad getrampelt. Er führte bis zur Haustür.
    Ich blieb stehen und musterte die Fenster. Einige waren geöffnet. Verwaschene Gardinen wehten in der Morgenbrise. Am Türrahmen war ein kleines Pappschild festgezweckt. Ich las ›Chas Harting, Vertreter‹.
    Eine Klingel war nicht zu entdecken. Ich hämmerte mit dem Knöchel gegen das morsche Holz.
    Fast in gleichen Augenblick wurde die Tür aufgerissen.
    Es war ein Mann, und obwohl wir uns noch nie gesehen hatten, kannte ich seinen Lebenslauf auswendig.
    »Hallo,

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