0425 - Das Mädchen und die Todesperlen
die vor Angst weit aufgerissenen Augen. Es war ein dürrer Mesnch in mittleren Jahren. Er hatte tiefschwarzes krauses Haar.
»Können Sie aufstehen?«
Ich stützte ihn mit der Linken. Er kam auf die Beine.
»Rufen Sie LE 5 77 00 an: Das ist das FBI. Sobald man sich meldet, geben Sie mir den Hörer.«
Der Mann wankte zum Telefon, das auf einem schmalen Holztisch stand. Ich beobachtete die drei Gangster. Ich mußte höllisch aufpassen, denn Chankin war noch bewaffnet. Ich sah die Ausbuchtung in seiner linken Achsel.
Der Kraushaarige gab mir den Hörer. »Hier spricht Cotton«, sagte ich. »Schickt einen Einsatzwagen nach Bronx. East Tremont Ave, Nummer 111. Ich habe drei Gangster erwischt, als sie einen Mann folterten. Es sind Louis Kimball, Al Chankin und Joel Marden.«
»In Ordnung, Mister Cotton«, kam die Antwort des Telefonisten. »East Tremont Avenue, Nummer 111.«
Dann knackte es in der Leitung.
Ich legte den Hörer auf die Gabel zurück und fragte den Mißhandelten, ohne einen Blick von den Gangstern zu lassen. »Sind die drei allein gekommen?«
»Ich glaube, ja.« Der Dunkle sprach mühsam und heiser. Wahrscheinlich hatten sie ihn auf den Kehlkopf geschlagen.
»Was wollten sie?«
»Ich sollte ihnen verraten, wo ich die Perlen versteckt hätte. Und dabei habe ich doch überhaupt keine Ahnung, um was es sich handelt. Ich besitze keine Perlen. Habe nie welche besessen.«
»Seit wann wohnen Sie hier, Mister?«
»Chas Harting. Seit einem Jahr. Ich habe das Haus nur gemietet. Es gehört einer alten Frau, die es völlig verkommen ließ.«
»Hat jemand hier gewohnt, bevor Sie einzogen?«
»Nein. Das Gebäude war leer.«
»Rufen Sie einen Arzt an, wenn Sie einen brauchen, Mister Harting.«
»Ich glaube, es ist nicht nötig. Aber ich werde ins Bad gehen und mich waschen.«
Er verschwand durch die Tür, durch die ich gekommen war.
Die drei Gangster rührten sich kaum. Nur Kimball preßte die Hand gegen die Schulter und stöhnte ab und zu.
»Du wirst gleich verbunden«, sagte ich. »Beweg den Arm so wenig wie möglich.«
Der schwammige Bursche warf mir einen haßerfüllten Blick zu. Dann bedachte er mich mit einem Schimpfwort, das auch einen Bullen aus der Delancy Street hätte erröten lassen.
»Woher wißt ihr, daß in diesem Hause die Lagatta-Perlen sein sollen?«
Kimball preßte die Lippen aufeinander. Chankins schiefes Gesicht nahm einen tückischen Ausdruck an. Aber Marden machte zu meinem Erstaunen den Mund auf.
»Joffe hat’s uns erzählt, G-man.«
»Wer ist das?«
Marden bleckte die Zähne. Sie waren klein und spitz wie die einei; Ratte. »Paß auf, G-man. Ich bin nur mitgekommen, um Schmiere zu stehen. Ich habe Harting nicht angerührt. Die beiden hier«, er wies mit dem Kinn auf seine Komplicen, »haben auf ihn losgedroschen, als er den Mund nicht aufmachen wollte. Ich bin also…«
»Spar dir den Quatsch«, knurrte ich. »Du hängst genauso mit drin wie Kimball und Chankin. Aber wenn du redest, wird’s dir der District Attorney als Pluspunkt anrechnen.«
»Was willst du wissen, G-man?«
»Wer ist Joffe?«
»Eine schmierige Ratte.«
»Wo finde ich ihn?«
»In der Bowery. In Veronicas Flop House.«
Ich pfiff durch die Zähne. Dardano hatte also seine Geschichte nicht nur einmal erzählt.
»Und von wem weiß Joffe, daß die Perlen in diesem Hause versteckt sein sollen?«
»Ein Tramp hat’s ihm erzählt. An dem Tip soll was dran sein.«
Harting kam zurück. Sein Gesicht war sauber. Er hatte sich die Hautrisse mit Pflaster verklebt. Die Lippen waren geplatzt und rissig. Die linke Wange schwoll an wie ein Ballon.
»Was sagen Sie zu der Behauptung, daß hier Perlen versteckt sein sollen, Mister Harting?«
Er blickte mich erstaunt an. Langsam wurde sein Gesicht mißtrauisch. »Sie glauben doch nicht etwa, Mister G-man, ich hätte…«
»Natürlich nicht. Ich will nur yvissen, ob Sie’s für möglich halten, daß die Perlen in diesem Hause versteckt sind?«
»Weiß ich nicht. Als ich einzog, war die Bude voller Gerümpel. Ich habe alles mit meinem Lieferwagen zu einer Schutthalde gebracht.' Die Holzmöbel waren zerbrochen, sämtliche Schubfächer leer, die Polstermöbel waren…« Er ließ einen Moment den Mund offen.
»Donnerwetter, jetzt fällt mir’s ein. Die Polster waren alle aufgeschlitzt und durch wühlt. Wahrscheinlich hat hier schon mal jemand gesucht.«
Ich nickte. Das mußte der Tramp Dardano gewesen sein.
»Mit Ihrer Erlaubnis werden wir das Haus
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