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0427 - Die Knochen-Küste

0427 - Die Knochen-Küste

Titel: 0427 - Die Knochen-Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Besuchs ihr inneres Gleichgewicht zurückfand. Jedenfalls würden wir hier ungestört lange Gespräche führen können.
    In welchem Zimmer sie wohnte, wußte ich nicht. Deshalb wollte ich mich erst bei Mrs. Wilson nach ihr erkundigen. Aus einem kleinen Kühlschrank nahm ich eine Flasche Mineralwasser und trank sie zur Hälfte leer. Die Fahrt und die Luft hatten mich durstig gemacht. Ich wusch mir die Hände und verließ anschließend das Zimmer.
    Unten summte noch immer der Sauger. Dieses Geräusch begleitete mich auch. Auf der letzten Stufe blieb ich stehen, denn die gebückt arbeitende Clara Wilson versperrte mir den weiteren Weg.
    Sie sah mich aber, entschuldigte sich und stellte den Sauger ab. »Tut mir leid, Mr. Sinclair, ich hatte sie nicht gesehen.«
    »Macht nichts.« Ich trat vor der letzten Stufe und blieb vor ihr stehen.
    »Haben Sie einen Wunsch?«
    »Ja, Mrs. Wilson. Sie sagten vorhin, daß nur zwei Zimmer belegt wären.«
    »Das ist richtig.«
    »Wohnt vielleicht eine Miß Jane Collins bei Ihnen?«
    Die Augen hinter der Brille wurden groß. »Ja«, erwiderte sie erstaunt, »sie wohnt hier. Kennen Sie die Dame?«
    »Wegen ihr bin ich gekommen.«
    »Davon hat sie mir aber nichts gesagt. Ich hatte das Gefühl, daß sie allein bleiben wollte.«
    »Sie weiß auch nicht, daß ich gekommen bin. Es soll für sie eine Überraschung werden.«
    »Hoffentlich keine negative oder böse, denn die würde ich ihr wirklich nicht gönnen.«
    Ich lächelte beruhigend. »Das glaube ich nicht, Mrs. Wilson. Aber wieso würden Sie ihr keine negative Überraschung gönnen?«
    »Ganz einfach, Mr. Sinclair. Sie ist einfach nett. Eine wirklich nette Frau, wie ich sie mir als Gast nur wünschen kann. Ruhig, bereit zu Gesprächen, aber keine Schwätzerin oder Angeberin. Sie muß in den Staaten gelebt haben, denn sie erzählte mir von Westküste.«
    »Das hat sie.«
    »Aber sie stammt aus London - oder?«
    »Richtig.« Ich deutete nach oben. »Jetzt wird Miß Collins wohl nicht in ihrem Zimmer sein?«
    »Nein, sie geht immer zum Strand. Jeden Morgen nach dem Frühstück beginnt sie mit ihren langen Spaziergängen und kommt erst am Nachmittag zurück. Dann setzen wir uns zusammen, trinken Tee, plaudern ein wenig, und am Abend gesellt sich auch noch mein Mann hinzu. Der arbeit in Brighton bei der Kurverwaltung.«
    »Hat Miß Collins denn nie von mir gesprochen?«
    »Ja und nein.« Sie überlegte. »Heißen Sie mit Vornamen John? Ich habe den Anmeldezettel nicht mehr so genau in Erinnerung.«
    »In der Tat.«
    »Dann hat sie kurz von Ihnen gesprochen.« Mrs. Wilsons Blick wurde prüfend und mißtrauisch.
    »Das Verhältnis zu Ihnen scheint ein wenig gespannt gewesen zu sein.«
    »Stimmt.«
    »Mr. Sinclair, mir sind alle Gäste lieb und wert. Ich möchte nicht, daß Miß Collins Schwierigkeiten bekommt; Sie verstehen?«
    »Keine Sorge, Mrs. Wilson. Ich bin niemand, der ihr etwas Böses will. Ich möchte nur mit ihr reden.«
    »Das kann ich mir bei Ihnen auch nicht vorstellen. Sie sehen nicht so aus wie ein Gangster.«
    Ich mußte lachen. »Was glauben Sie, meine Liebe, wie wenig Gangster auch wie Gangster aussehen.«
    »Mag sein. Ich verlasse mich dabei auf mein Gefühl. Und damit bin ich bisher gut gefahren.«
    »Das glaube ich Ihnen.« Ich schaute auf die Uhr. Wann, sagten Sie, ist Miß Collins gegangen?
    »Nach dem Frühstück, gegen zehn.«
    »Und sie nimmt immer den gleichen Weg?«
    »Kann ich nicht sagen. Sie sprach wohl mal von den Dünen. Sie müssen in Richtung Osten laufen, um sie zu erreichen. Da werden Sie Miß Collins sicherlich finden.«
    »Ich danke Ihnen, Mrs. Wilson. Bis später dann.«
    »Bestellen Sie ihr einen schönen Gruß von mir und sagen Sie, daß der Tee wartet.«
    »Werde ich machen!« rief ich lachend zurück.
    Mir gefiel diese heile Welt. Es war doch gut, daß ich einem dienstlichen Befehl Folge geleistet hatte und so etwas Urlaub machen konnte. Was tatsächlich auf mich zukam, daran dachte ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal im Traum…
    ***
    Jane Collins lag wie tot in der kleinen Mulde. Sie war zur Seite gefallen und hatte noch das rechte Bein angezogen. Der Wind strich über die Mulde hinweg, er kämmte das Gras, und er fuhr auch in die Haare des Jungen, der neben Jane hockte, auf den Stein in seiner Hand schaute, das dort klebende Blut sah und nicht begreifen konnte, daß er es gewesen war, der zugeschlagen hatte.
    Minuten vergingen.
    Es blieb ruhig, bis auf die üblichen Geräusche wie das Säuseln

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