0427 - Die Knochen-Küste
Projekt verwirklicht sein.
Wenn das Schicksal es gut meinte, erlebte ich das noch, oder ich war wiedergeboren, denn ich wußte inzwischen, daß ich nicht zum erstenmal auf der Welt lebte.
Ich war damals zur Hochblüte der Templer-Ritter und nach den großen Kreuzzügen Hector de Valois gewesen, einer der Templer-Führer, der sehr mächtig gewesen war, sehr viel gewußt, dieses Wissen auch niedergeschrieben hatte. Die Nachwelt allerdings hatte die Aufzeichnungen nicht mehr lesen können, sie waren verbrannt.
Ich mußte nun mit meinen Forschungen wieder von vorne beginnen.
Daran aber wollte ich jetzt nicht denken, denn es ging um Jane Collins. Irgendwo links von mir, wo die Dünen wie flache Wellenberge wuchsen, mußte sie sich befinden. Manche Kuppen waren von Strandgras bedeckt, das sich im Wind bewegte. Ich hörte das Rauschen des Meeres und schlenderte durch den Sand, die Hände in den Taschen meiner Lederjacke vergraben. Meine dunkelgrüne Cordhose bestand aus einem festem Stoff, und ich war froh darüber, denn der Wind war recht kühl.
Mein Blick fiel weit über den Strand. Wenn sich jemand dort aufhielt, hätte ich ihn sehen müssen, doch der Strand war leer, so weit mein Blick auch reichte.
Ich schmeckte die Luft, mir gefiel diese einsame Wanderung, fast hätte ich vergessen, daß ich mich auf der Suche nach Jane Collins befand.
Wo konnte sie stecken?
Ich blieb stehen und drehte mich nach links. Jetzt traf mich der Wind von der Seite, ich aber schaute gegen die breiten Wellen der vor mir aufragenden Dünen.
Nach Spuren im Sand zu suchen, brachte nichts. Wenn jemand hier spazierenging, wurden seine Spuren sofort wieder verweht. Ich brauchte nur zurückzuschauen, um dies anhand meiner Fußspuren erkennen zu können.
Es brachte nichts, wenn ich diesem Weg noch weiter folgte. Am besten würde es sein, sich in die Dünen zu schlagen und dort nach Jane zu suchen.
Das tat ich auch.
Der Untergrund war nicht mehr so weich wie zuvor, obwohl auch er mit Sand bedeckt war. Hin und wieder sah ich freigewehte Flecken, die wie dunkle Inseln wirkten.
Mein Blick fiel auch nach rechts, und da fiel mir etwas auf. Zuerst dachte ich an eine Windhose, so etwas gab es ja auch, aber nicht bei diesem Wetter. Der kreisende Sand mußte meiner Ansicht nach eine andere Ursache haben. Er stand wie eine sich drehende Wolke über einer Dünenmulde.
Ich lief hin.
Mein Kreuz »meldete« sich plötzlich.
Es war nur mehr ein kurzer, aber heißer Blitz, der über die Haut auf meiner Brust fuhr. Wenn ich dieses Brennen spürte, lauerte etwas in der Nähe, das mit einem normalen Verstand nicht zu erfassen oder zu begreifen war.
Hatte diese Reaktion etwas mit dem aufgewirbelten Sand über der Dünenmulde zu tun?
Eigentlich ein Irrsinn, aber durchaus möglich, denn ich hatte schon die tollsten Dinge erlebt.
Meine Beine bewegten sich fast automatisch schneller, als ich den Rest der Strecke zum Ziel hinlief.
Bevor ich es erreicht hatte, spürte ich bereits den Sand, der auch über die Kuppe hinweg mir entgegengeschleudert wurde. Jetzt sah ich, daß er in Spiralen hochkam, wieder zurückfiel und Nachschub erhielt.
Drei weitere Sprünge brachten mich an den Rand der Mulde. Ich konnte kaum etwas erkennen, zudem wehte der feine Sand in mein Gesicht. Wenn ich die Augen öffnete, konnte ich blind werden, deshalb schloß ich sie, als ich den Hügelrand hinabrutschte, in das Zentrum der Sandwolke eintauchte, immer wieder getroffen wurde und mich plötzlich darüber wunderte, daß dieser ungewöhnliche Sandsturm auf einmal stoppte. Möglicherweise lag es auch an meinem Kreuz, denn abermals hatte es sich erwärmt, und über meine Brust strich ein warmer Hauch.
Ich öffnete die Augen.
Es wirbelten nicht mehr viele Körner durch die Luft. Die meisten waren wieder zu Boden gefallen, hatten dort die Landschaft verändert und kleine Hügel und Täler gebildet.
Wo steckte das Andere?
Ich entdeckte nichts von der Kraft, die den Sand in Bewegung gesetzt hatte, ging zwei kleine Schritte vor und stieß gegen ein unter dem Sand liegendes Hindernis.
Ich wurde stutzig, bückte mich. Vor meinen Schuhspitzen entdeckte ich etwas.
Im Sand lagen Haare.
Blonde Haare…
»Mein Gott!« flüsterte ich, ließ mich auf die Knie fallen und begann dort zu schaufeln, zu wühlen und zu arbeiten, wo ich die Haare entdeckt hatte. Meine Finger tasteten nach, ich spürte etwas unter den Kuppen, das sich anfühlte wie kalte Haut.
In den drei Sekunden hatte ich ein
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