0429 - In der Monsterhöhle
auch jetzt fand er das Wasser nicht mehr wieder.
Und kein Laut mehr von Francesca!
Keine Antwort auf sein Rufen. Kein Atmen. Keine Schritte, kein Wasserplätschern. Nichts. Francesca war ebenso verschwunden wie Tina!
Ein Alptraum, dachte er. Es kann nur ein Alptraum sein, in dem ich gefangen bin und der mir keinen Ausweg mehr zeigt. Aber ich muß doch irgendwann aufwachen! Ich kann doch nicht eine Ewigkeit lang weiter träumen!
Er begann sich ein furchterregendes Monster zu wünschen, das sich ihm näherte und nach ihm schnappte. Denn in Alpträumen pflegte er in solchen Situationen höchster Todesgefahr endlich schweißgebadet aus dem Schlaf aufzuschrecken.
Aber das Monster, das ihn wecken sollte, tat ihm nicht den Gefallen, in diesem Alptraum zu materialisieren…
***
Carla Tizione überwand ihre Faulheit und erhob sich schließlich doch von der Decke, auf der sie sich gesonnt hatte. Wo blieben die anderen? Was auch immer Tina am Ufer entdeckt hatte, es konnte doch nicht so wichtig sein, daß drei Menschen gleichzeitig sich eine kleine Ewigkeit lang dafür interessierten!
Carla ging zu der Stelle hinüber und stieg ins Wasser, das erfrischend kühl war und mit mäßiger Geschwindigkeit Rom und dem Tiber entgegenströmte. Dann stand sie vor der kleinen Ufererhöhung, die von Sträuchern und Unkraut überwuchert war.
Sie sah den Höhleneingang, aber von Tina, Rico und Francesca gab es keine Spur.
Verwirrt sah Carla sich um. Waren die drei etwa weiter gegangen und lauerten irgendwo im Hintergrund? Vielleicht beobachteten sie Carla und amüsierten sich über ihre Verwirrung?
Oder waren sie tatsächlich so verrückt gewesen, in diese seltsame Höhle einzudringen?
Carla warf einen Blick ins Finstere. Es sah so aus, als würde diese Aushöhlung nur ein paar Meter tief reichen und da aufhören, wo die Dunkelzone begann. Kaum anzunehmen, daß drei erwachsene Menschen sich hier verkrochen hatten.
»Tina?« rief Carla. »Rico? Francesca? Wo steckt ihr? Seid ihr da drin?«
Keine Antwort.
»Wenn ihr das für witzig haltet - ich kann nicht darüber lachen! Meldet euch!«
Aber immer noch kam keine Reaktion.
Verdrossen trat Carla ein paar Schritte zurück. »Dann macht doch, was ihr wollt«, sagte sie laut. »Aber mit mir könnt ihr dieses dumme Spiel nicht machen!«
Sie bewegte sich weiter zur Flußmitte hin, schwamm ein paar Minuten gegen die leichte Strömung und ließ sich dann zurück treiben, wieder an der Höhle vorbei bis zu ihrem kleinen Lagerplatz. Dort kletterte sie wieder ans Ufer, trocknete sich ab und kauerte sich auf ihre Decke.
Sie wartete ab.
Irgendwann mußten die drei anderen ja mal wieder auftauchen, weil ihnen die Geduld ausging…
***
»Wer wird denn zur Einweihung kommen?« erkundigte Nicole sich, als sie das Ristorante verließen. Ausnahmsweise hatte Ted Ewigk nicht seine Stamm-Pizzeria auf der Rückseite des Kolosseums ausgewählt, sondern ein Lokal in den Randgebieten der Kernstadt. Die City war seit ein paar Jahren für den Autoverkehr gesperrt, und mittlerweile hatte das auch Ted Ewigk akzeptiert, der sich in der ersten Zeit vom schlechten Beispiel der Römer inspirieren ließ und auf Schleichwegen an den Kontrollen vorbei in die City gefahren war. Aber mit der Zeit war er nachdenklich geworden und sah keinen Sinn mehr darin. Die Römer dachten da wohl anders, und mittlerweile fuhren die meisten Unentwegten sogar legal in den gesperrten Bezirk - mit Sondergenehmigung. Böse Zungen munkelten, es gäbe mittlerweile mehr Sondergenehmigungen als Autos mit römischer Zulassung…
Und währenddessen verfielen die ohnehin schon abgasgeschädigten Bauwerke schneller, als die Restaurateure sie wieder herrichten konnten…
»Wen hast du eingeladen, Teodore?«
»Die Anzahl der Kandidaten schrumpft ja in letzter Zeit immer mehr«, sagte Ted unbehaglich und spielte auf die diversen Todesfälle hin, die die Zamorra-Crew in den vergangenen Jahren dezimiert hatten. Tanja Semjonowa, Inspektor Kerr, Colonel Odinsson, Wang Lee, Robert Tendyke und die Peters-Zwillinge…
»Eingeladen habe ich Carsten Möbius und seinen Freund und Leibwächter Ullich, Gryf, Teri und den Wolf, Lord Saris, euch zwei und Carlotta. Genosse Gorbatschows Adresse habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, und Luzifuge Rofocale bat darum, von einer Einladung abzusehen…« Er grinste von einem Ohr zum anderen.
»Wer ist Carlotta?« erkundigte sich Nicole.
»Die junge Dame, die ich vorhin am Aeroporte daVinci beim
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