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043 - Der Mann von Marokko

043 - Der Mann von Marokko

Titel: 043 - Der Mann von Marokko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Dienstmädchen war. Vielleicht war sie eine arme Verwandte einer der reichen Familien in der Nachbarschaft.
    Als sie beim Mittagessen saßen, wollte die Unterhaltung kaum in Gang kommen.
    »Wo wohnen Sie eigentlich?« fragte er sie plötzlich ganz offen.
    »Ach, irgendwo hier in der Gegend.«
    »Haben Sie mir überhaupt schon einmal die Wahrheit gesagt?«
    »Ich war der ehrlichste Mensch von der Welt, bis ich -« sie brach plötzlich ab.
    »Bis Sie -«
    »Bis ich eben zu lügen anfing - das ist doch sehr einfach.«
    »Ich wollte Ihnen noch sagen, daß heute morgen zwei Dienstmädchen zurückgekommen sind. Sie wollen ihre Stellung wieder antreten.«
    »Nehmen Sie sie nicht«, entgegnete sie hastig. »Wenn Sie es tun, werde ich gehen.«
    Aber dann kam ihr doch ihr Egoismus zum Bewußtsein.
    »Ach, nehmen Sie sie ruhig«, fuhr sie schnell fort. »Es ist das beste, wenn Sie Ihr gewohntes Personal so bald wie möglich wiederhaben. Nur sagen Sie mir bitte genau, wann die Leute zurückkommen.«
    Nach dem Essen half er ihr beim Geschirrspülen, dann ging er in sein Arbeitszimmer, um einige Briefe zu schreiben, während sie das Abendessen für ihn vorbereiten wollte. Die Küchentreppe mündete in einen kleinen Flur, und er war sehr erstaunt, dort eine junge Dame zu finden. Er hatte die Haustür weit offenstehen lassen und entweder nicht gehört, daß sie geklingelt hatte, oder sie hatte nicht geläutet. Sie war sehr schön, das sah er auf den ersten Blick. Auch war sie schick gekleidet. Vielleicht war sie eine Abgesandte der Damen von Sussex, die ihn aufforderten, die Gegend so bald wie möglich zu verlassen.
    Aber sie lächelte ihn an und trat .näher.
    »Sie sind Mr. Morlake?« fragte sie und reichte ihm die Hand. »Ich habe Sie gleich nach der Fotografie erkannt. Sie kennen mich nicht?«
    »Ich fürchte, daß ich bisher nicht die Ehre hatte . . .« Jim führte sie ins Wohnzimmer.
    »Ich wollte Sie einmal besuchen, Mr. Morlake. Dieser gräßliche Streit zwischen Ihnen und meinem Bruder muß endlich aufhören.«
    »Ihrem Bruder?« fragte er verwundert. Sie lachte schelmisch.
    »Nun sagen Sie mir nur nicht, daß Sie nichts gegen den armen Ralph im Schilde führen!«
    »Ach, Sie sind Miss Hamon?«
    »Ja, erraten. Ich bin direkt von Paris gekommen, nur um Sie aufzusuchen. Ralph ist sehr bekümmert wegen dieses unseligen Streites, den Sie mit ihm haben.«
    »Ja, vermutlich«, erwiderte Jim gewandt. »Und Sie sind den weiten Weg von Paris gekommen, um unsere Zwistigkeiten beizulegen? Aber natürlich, Sie sind Lydia Hamon. Wie man doch vergeßlich sein kann! Ich habe Sie gesehen, bevor Ihr Bruder sein großes Vermögen erwarb.«
    Lydia wollte unter keinen Umständen an diese Zeit erinnert werden und versuchte, die Unterhaltung von dem gefährlichen Thema abzulenken.
    »Mr. Morlake, ist es denn nicht möglich, daß Sie sich mit Ralph vertragen und mit ihm zusammenarbeiten?«
    Die Tür öffnete sich plötzlich, und Jane Smith trat herein. Sie wollte wieder nach Hause gehen und zog gerade die Handschuhe an.
    »Ich dachte, Sie seien in Ihrem Arbeitszimmer -« begann sie, als sie die fremde Dame bemerkte.
    Wenn die Gegenwart Lydia Hamons sie in Verwunderung setzte, so war doch der Eindruck, den sie umgekehrt auf die Besucherin machte, weit größer.
    »Ich irre mich doch sicher nicht?« rief sie. »Da ist ja Lady Joan Carston?«

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    Lady Joan Carston! Jim wollte seinen Ohren nicht trauen.
    »Aber sicherlich sind Sie im Irrtum, Miss Hamon. Diese Dame ist Miss -« Er unterbrach sich.
    »Nein, das ist Lady Joan Carston, und es freut mich, daß Sie so gute Freunde sind. Ich glaube bestimmt, daß die Verlobte meines Bruders mir gern hilft, Sie und Ralph auszusöhnen.«
    »Wer ist die Verlobte Ihres Bruders?« fragte Joan, erstaunt über diese Frechheit.
    »Es ist doch allgemein bekannt, daß Sie mit ihm verlobt sind«, lächelte Lydia.
    »Es ist weder mir noch meinem Vater bekannt, und wir beide müßten doch schließlich zuerst davon wissen!«
    Lydia zuckte die Schultern. Sie versuchte eine Erklärung für Joans Anwesenheit in diesem Hause zu finden, und von ihrem Standpunkt aus war nur eine Erklärung möglich. Es kam ihr plötzlich der Gedanke, daß die beiden allein im Haus waren, und sie wurde formell und steif.
    »Vermutlich ist Ihr Vater auch hier, Lady Joan?« fragte sie naiv.
    »Mein Vater ist nicht in Creith«, entgegnete Joan, die sie durchschaute. »Auch meine Tante ist nicht hier, ebensowenig einer meiner Vettern. Außer

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