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043 - Der Mann von Marokko

043 - Der Mann von Marokko

Titel: 043 - Der Mann von Marokko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Begierig griff er danach und las.
›Ich bin zu der Ansicht gekommen, daß Ralph Hamon, den ich für meinen Freund hielt, mich töten will. Er hält mich augenblicklich in einem kleinen Haus in der Nähe von Hindhead gefangen. Auf seinen Rat begleitete ich ihn nach Marokko, um dort eine Mine zu besichtigen, die ich für sein Eigentum hielt. Wir kehrten auf seinen Wunsch heimlich nach London zurück, weil niemand erfahren sollte, daß er seinen Anteil an der Mine verkaufen wollte. Ich hatte den Verdacht, daß die Mine, die er mir als die seine zeigte, in Wirklichkeit nichts mit ihm und seinen Unternehmungen zu tun hatte, kam nach Hindhead und wollte erst dann zahlen, wenn sich mein Argwohn als unbegründet erwiesen hatte. Ich habe eine Vorsichtsmaßregel ergriffen, die ich für sehr wirksam halte. In Hindhead wurde mein Verdacht bestätigt, und ich weigerte mich deshalb, das Geld zu zahlen. Darauf schloß mich Hamon in der Küche ein und ließ mich von einem Araber bewachen, den er von seiner letzten Reise aus Tanger mitgebracht hatte. Sie haben bereits versucht, mich umzubringen, und ich fürchte, das nächstemal -‹
    Hier endete das Schreiben plötzlich. Aber als Sadi das Blatt umwandte, weiteten sich seine Augen. Die Anklage stand auf der Rückseite einer Tratte auf die Bank von England in Höhe von hunderttausend Pfund . . .
    Hamon erwachte, während Sadi noch las.
    »Geben Sie mir mein Eigentum zurück, wenn Sie fertig sind«, sagte er.
    Der Maure zeigte nicht die geringste Verlegenheit und legte das Schriftstück wieder auf den Tisch.
    »Jetzt weiß ich Bescheid. Ich wunderte mich schon immer, warum Sie in so großer Unruhe waren. Sie sind doch ein Narr - das Dokument bringt Sie noch an den Galgen -, warum verbrennen Sie es denn nicht?«
    »Weil ich es brauche - ich muß es behalten«, erwiderte Ralph und steckte die Brieftasche wütend ein.
    Gegen Abend sah er, daß einer von Sadis Leuten sein Pferd bestieg und ein anderes am Zaum führte. Das konnte nur eins bedeuten. Dieser Bote sollte so schnell wie möglich nach Tanger reiten. Er nahm ein zweites Pferd mit, um unterwegs wechseln zu können. Und er konnte nur einen bestimmten Auftrag haben.
    Ralph Hamon lachte leise vor sich hin. Aus irgendeinem Grunde bereitete ihm diese Entdeckung unendliches Vergnügen. Sadi Hafis wollte also auf seine Kosten die eigene Haut retten. In zwei Tagen, vielleicht schon morgen, konnten der Befehl und die Vollmacht von dem Vertreter des Sultans kommen, und er, Ralph Hamon, würde dann von dem Mann verhaftet werden, mit dem er so eng befreundet gewesen war. Sadi würde ihn nach Tanger bringen und dem Gericht ausliefern.
    Er ging hinters Haus und rief seinen Stallmeister zu sich.
    »Ich werde heute nacht eine Reise machen, aber sie muß geheim bleiben. Du bringst mein und dein Pferd an den Bach, wo er die Straße kreuzt. Wir reiten zur Küste und gehen später auf spanisches Gebiet über. Du bekommst zweitausend Peseten von mir, wenn du schweigst. Bist du einverstanden?«
    »O Herr, du hast meinen Mund mit Goldfäden zugenäht«, sagte der Mann.
    Hamon speiste mit Sadi zu Abend.
    Von der kleinen Uhr im Wohnzimmer schlug es Mitternacht, als Hamon in Reitanzug und dickem Mantel die Treppe hinunterstieg. Er trug Gummischuhe über den Stiefeln und schlich sich geräuschlos zu Sadis Schlafraum. Leise klinkte er die Tür auf und lauschte, bis er den regelmäßigen Atem des Schlafenden hörte. Dann zog er ein langes, gerades Messer aus der Tasche und trat in das Zimmer ein, in dem nur eine Kerze brannte. Er blieb ein paar Minuten dort, dann löschte er das Licht und verließ den Raum wieder.
    Er ritt zwei Stunden in scharfem Trab, dann hielt er an, und sein Diener bereitete ein Mahl. Hamon saß am Feuer.
    »O Herr, ich sehe Blut an deinem Ärmel und an deinen Händen!« rief sein Begleiter plötzlich erregt.
    »Das ist nichts!« erwiderte Hamon ruhig. »Am Abend wollte mich ein Hund beißen. Ich habe ihn getötet.«

56
    Eine Flut von Sonnenlicht ergoß sich über Tanger, und die Oberfläche des Meeres erschien wie schimmerndes Gold. Aber die beiden älteren Herren, die an dem Geländer der Hotelterrasse lehnten, sahen nichts von dieser Schönheit.
    »Keine neuen Nachrichten?« fragte Welling.
    Lord Creith schüttelte den Kopf, und seine Blicke wanderten zu der prachtvollen Yacht hinüber, die im Hafen vor Anker lag.
    »Wollen Sie hier warten, bis Sie etwas hören?«
    »Das muß ich wohl tun«, sagte der Lord niedergeschlagen. »Und was

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