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0431 - Kathedrale der Angst

0431 - Kathedrale der Angst

Titel: 0431 - Kathedrale der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht erfaßbare Kraft den Körper des Knöchernen durch.
    Gleichzeitig bewegten sich die zwölf Templer, als wäre dieses Schütteln das Zeichen gewesen.
    Sie griffen unter ihre Kutten. Als die Hände wieder zum Vorschein kamen, umklammerten die Finger zwölf Gegenstände, die allesamt gleich aussahen.
    Es waren silberne Pflöcke!
    Das nahm ich nur am Rande wahr, für mich war Hectors Skelett wichtiger.
    Bisher hatte ich nicht daran glauben können, daß es lebte. Jetzt wurde ich eines Besseren belehrt.
    Das silberne Skelett drehte sich um und schritt auf Colette und Gustave Rodin zu…
    ***
    Weder der Abbé, die zwölf Templer noch ich sprachen ein Wort. Ich hatte es einfach nicht glauben wollen, die anderen mußten wohl damit gerechnet haben und natürlich auch Bloch, dessen Lippen sich zu einem dünnen, aber wissenden Lächeln verzogen hatten.
    »Jetzt haben Sie den Beweis, John Sinclair, daß es Hector de Valois Überreste sind. Wäre er es nicht und hätte er mit den finsteren Mächten in Verbindung gestanden, wäre er durch den Kontakt mit Ihrem Kreuz zerstört worden. Aber er hat es einmal besessen, und er muß ein ähnlicher Mann wie Sie gewesen sein.«
    »Das Gefühl habe ich allmählich auch«, gab ich flüsternd zurück.
    Wir nahmen es hin, der Wirt weniger. Er stierte die silberne Knochengestalt an und schüttelte ein paarmal den Kopf. Über seine trockenen Lippen drang ein sprödes Lachen.
    »Was ist das für eine Gestalt!« keuchte er. »Sie geht auf meine Tochter zu. Sie will sie mir wegnehmen.«
    »Virni!«
    Der Abbé hatte ihn durch seinen Schrei warnen wollen, aber der Wirt war nicht zu stoppen.
    Er wollte sich auf das Skelett stürzen und hätte es auch geschafft, wäre ich nicht schneller gewesen.
    Mein mit dem rechten Arm geführter Rundschlag traf ihn mitten im Lauf. Der Mann wurde gestoppt.
    Er schüttelte noch einmal den Kopf, seufzte und brach zusammen.
    »Es war gut!« lobte Bloch mich.
    Ich blieb da stehen, wo ich den anderen erwischt hatte, und sah zu, wie sich das silberne Skelett den beiden näherte, die seine Kathedrale entweiht hatten.
    Es würde sich rächen.
    Ich beobachtete jeden seiner Schritte. Sie waren nicht etwa taumelnd. Im Gegenteil, es schien mir, als würde das Skelett mit jedem Meter, den es zurücklegte, neue Kraft bekommen.
    Kraft brauchte es auch, um gegen die Feinde bestehen zu können.
    Abbé Bloch traute mir noch immer nicht so recht über den Weg. »Sie halten sich bitte zurück, Sinclair. Ebenso wie wir. Unsere Pläne stehen fest.«
    »Und die Frau?«
    »Sie können sie jetzt nicht wegholen. Sie befindet sich in Gustave Rodins Bann. Wenn Sie es versuchen, werden auch Sie leiden oder möglicherweise Ihr Leben verlieren.«
    Auf solche Warnungen hatte ich noch nie etwas gegeben, wenn sich ein Menschenleben in Gefahr befand. Aber es hatte keinen Sinn für mich, einzugreifen, denn das Skelett war nicht mehr weit von seinem Ziel entfernt.
    Vielleicht noch zwei Schritte…
    Und Colette reagierte. Ihr Gesicht veränderte sich. Es nahm einen gespannten Ausdruck an und zeigte Unruhe.
    Verspürte sie Angst?
    Ich ahnte, daß Colette es nicht rechtzeitig genug schaffte. Deshalb schrie ich sie an. »Verschwinden Sie!«
    Sie blieb.
    Das Skelett aber legte den letzten, noch trennenden Schritt zurück. Dahinter tobte Gustave Rodin.
    Wollte der Geist sein Heil in der Flucht suchen?
    Da hob der Knöcherne seinen rechten funkelnden Arm. Das Kreuz stach aus seiner Faust, und ich glaubte plötzlich, ein Wispern zu hören, dessen geheimnisvolle Laute sich zu einem Satz zusammenfügten oder zu einer Formel.
    »Terra pestem teneto - Salus hie maneto!«
    Das genau war es.
    Aber ich hatte die Formel nicht gesprochen. Dennoch zeigte sie ihre volle Wirkung…
    ***
    Niemals würde ich diese Szene vergessen.
    Da stand, hochaufgerichtet und von einem grünsilbrigen Strahlenkranz umgeben, ein ebenfalls silbernes Knochengerüst, hielt mein Kreuz fest, das von irgendeinem Geist, der durch die Jenseitsreiche irrte, aktiviert sein mußte.
    Und das Kreuz gehorchte ihm, so wie es jedem seiner Besitzer gehorcht hatte.
    Der Schrei war menschlich. Die Reaktion der Frau auch. Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht, brüllte laut und brach zusammen, während es plötzlich Feuer regnete.
    Armlange Flammenzungen wirbelten, zuckten und tanzten herab. Es war das Feuer des reinigenden Gerichts, das über die grausame Magie kam und diese vernichten wollte.
    Die Flammen stießen hinein in die graue Insel, in der

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