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0431 - Kathedrale der Angst

0431 - Kathedrale der Angst

Titel: 0431 - Kathedrale der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nehmen?
    Hector de Valois hatte vor langer Zeit die Kathedrale entdeckt und ausgebaut. Von ihm war das Skelett vorhanden, das rechts von mir stand.
    Aus dieser Richtung hörte ich auch die Stimme des Abbés. »Wir müssen uns zurückhalten, John Sinclair. Es ist die Sache Hectors. Du hast es in der Hand, ihm das zu geben, was ihm wahrscheinlich gehört hat.«
    Ich drehte mich halb. »Was denn?«
    Sehr ernst schaute mich der Abbé an. »Das Siegel und dein Kreuz!«
    ***
    Die Forderung traf mich hart. Auf meinem Rücken wurde es kalt, durch die Nase holte ich Luft, und ich sah, wie der Abbé seine Hand ausstreckte.
    »Willst du nicht?«
    Ich nickte und schüttelte einen Moment später den Kopf. »Es birgt ein zu hohes Risiko. Es ist mein Kreuz.«
    »War es das schon immer?«
    Die Frage brachte mich in einen Gewissenskonflikt.
    Der Abbé sprach weiter. »Hat dein Kreuz nicht eine lange Reise über Jahrtausende hinter sich? Hat es nicht zahlreiche Besitzer gegeben, unter anderem auch Hector de Valois?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Dann mußt du es versuchen. Die Magie in der Kathedrale ist mächtig. Wir sind zum Sterben verflucht, wenn wir uns nicht wehren. Du hast es in der Hand. Überlassen wir dem silbernen Skelett die Entscheidung. Gib ihm die Dinge, damit es die Kathedrale zu dem machen kann, was sie einmal gewesen ist.«
    Jeder wird sich vorstellen können, wie schwer mir in diesen Augenblicken die Entscheidung fiel.
    Vom Siegel hätte ich mich getrennt, aber mein Kreuz freiwillig aus der Hand zu geben, dazu gehörte schon etwas.
    »Zögere nicht zu lange!« drängte der Abbé.
    Seine Mitstreiter hielten sich zurück. Ich spürte ihre Blicke auf meiner Haut und die Aufforderung, den Worten des Abbés Folge zu leisten.
    »Worauf warten Sie noch?« sagte auch Pierre Virni.
    Und ich ließ mich überzeugen. Als ich diesmal nickte, folgte kein Kopfschütteln. Der Abbé atmete ebenfalls auf. Er ging mir sogar zwei Schritte entgegen, um die wertvollen Dinge in Empfang zu nehmen.
    Das wollte ich nicht. »Nein, ich gebe sie ihm selbst.«
    »Bitte.«
    Ich schritt auf das silberne Skelett zu. Noch immer wurde es gestützt. In der Nähe stand der offene schwarze Sarg. Wieder überfiel mich die Erkenntnis wie ein gewaltiges Brausen, als ich mich dem Skelett näherte.
    In meinem Kopf entstand eine gewisse Unruhe. Ich mußte es einfach glauben, in dieser Gestalt den Mann vor mir zu sehen, der in mir wiedergeboren war.
    Das Kreuz hatte die Schicksale seiner Träger durch die verschiedenen Jahrhunderte vorgezeichnet.
    »Darf ich es berühren?« fragte ich.
    »Sicher.« Der Abbé befand sich dicht hinter mir. Sein warmer Atem streifte an meinem Ohr entlang.
    Ich legte meine Fingerspitzen gegen einen Rippenknochen. Skelette fühlen sich zumeist kalt an.
    Dies hier nicht.
    Durch seine Knochen schien ein Kraftstrom zu fließen, der Wärme abgab. Lebte es doch?
    Meine Blicke tasteten die silberne Gestalt ab, wobei ich für ein Leben leider keine Anzeichen entdecken konnte.
    »Das Siegel!« drängte Bloch.
    Ich holte es hervor. Nichts hatte sich an ihm verändert, aber auf der Rückseite, wo die Warnung eingraviert stand, leuchtete blaß und bleich die Schrift.
    »Lege es ihm in die linke Hand!« flüsterte der Templer. »Scheue dich nicht, du kannst seine knöchernen Finger bewegen.«
    Zuerst faßte ich den linken Arm an. Ich zog ihn zu mir heran, winkelte ihn an, knickte danach die Finger nach innen, so daß die Handfläche eine Mulde bildete, in die ich das Siegel hineinlegte. Es blieb dort. »Und nun das Kreuz!« Es fiel mir am schwersten. Ich mußte einige Male schlucken. Schweiß lag auf meinem Gesicht. Mit spitzen Fingern faßte ich die Silberkette an, bevor ich sie über meinen Kopf zog. Jetzt war das Kreuz frei.
    Abermals mußte ich den Arm des Skeletts zu mir heranziehen und ihn anwinkeln. Wieder krümmte ich die Hand, abermals sah ich die Mulde, und dann legte ich mein Kreuz hinein, wobei mein Herz überlaut klopfte.
    Ich hatte mich voll und ganz auf den Abbé verlassen. Wenn er ein falsches Spiel mit mir trieb, war ich verloren.
    Das Kreuz blieb liegen.
    »Gut!« flüsterte Bloch neben mir. »Das ist gut…«
    »Abwarten.« Ich trat einen Schritt zurück, denn ich wollte die Wirkung abwarten.
    Zunächst einmal ließen die beiden Helfer das Skelett los. Sie traten zur Seite. Eigentlich hätte die silberne Gestalt fallen müssen, aber das passierte nicht.
    Aufrecht blieb sie stehen.
    Es war nicht alles.
    Plötzlich schüttelte eine

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