Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

0436 - Sie müssen sterben, Mr. High!

Titel: 0436 - Sie müssen sterben, Mr. High! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
dazu. Und deswegen werden Sie in kurzer Zeit wieder vor mir stehen. Ich bin weder der Direktor noch der Gefängnisgeistliche. Moralpredigten sind bei Ihnen sowieso verschwendete Liebesmühe. Aber bevor Sie das tun, was Sie sich vorgenommen haben, Fountain, sollten Sie einen Augenblick an mich denken.«
    Jack Fountain holte tief Luft. Einen Augenblick sah es so aus, als wollte er etwas entgegnen, aber dann machte er doch stumm kehrt und ging auf die Tür zu. Aber noch bevor er die Schwelle erreicht hatte, hörte er, wie ihm der alte Wärter nachrief:
    »Vergessen Sie den einen Dollär nicht, wenn Sie wiederkommen.«
    »Eher jage ich mir eine Kugel in den Kopf«, knurrte Fountain, ohne den Kopf zu wenden.
    »Na ja«, meinte der Wärter trocken, »das ist allerdings auch eine Möglichkeit. Vorausgesetzt, daß Sie dazu kommen.«
    ***
    Mein Freund und Kollege Phil Decker hatte das rechte Seitenfenster des Jaguar halb herabgelassen, schleuderte den Zigarettenstummel hinaus, gähnte und seufzte:
    »Was das soll, mag der Himmel wissen. Es ist kurz nach neun Uhr früh, und dabei haben wir Anfang Mai, aber es herrscht bereits eine Hitze wie in der Mittagsstunde eines glutheißen Hochsommertages.«
    Ich reckte meine von der langen Fahrt ein wenig verkrampften Beine, schob mir den Hut ins Gesicht und brummte:
    »Es stört mich viel mehr, daß ich zu nachtschlafender Zeit aufstehen mußte.«
    Ein Stoß mit dem Ellenbogen war Phils einzige Antwort. Ich sdiob mir den Hut aus der Stirn und knurrte: »He, was soll das?«
    »Er kommt!«
    Ich sah zur Windschutzscheibe hinaus. Ungefähr dreißig Yard vor uns kam ein großer, breitschultriger Mann in einem von der Mode überholten, dunkelblauen Zweireiher die Straße herab. Er trug keinen Hut, und so konnte man sehen, daß er tiefschwarzes Haar besaß, das allerdings schon von einigen grauen Fäden durchzogen war. Der Beschreibung nach mußte es Jack Fountain sein.
    Verabredungsgemäß klappte ich den großen Straßenatlas auf, den ich eigens für diesen Zweck mitgenommen hatte, und fuhr mit dem Bleistift die bunten Linien der Freeways, Highways, State-Highways und anderer Straßen nach. Phil beugte sich von seiner Seite her über den Atlas, und als Fountain dicht an uns vorbeiging, mußte er den Eindruck gewinnen, daß sich zwei Männer nicht über die nächste Fahrtroute einig werden konnten. Im Rückspiegel bemerkten wir, daß Fountain die Straße überquerte und in eine kleine Kneipe ging, die schon geöffnet hatte und von meinem Wagen keine zwanzig Schritt entfernt lag.
    »Los«, sagte ich. »Wir gehen auch ‘rein. Es kann nicht auffallen, wenn wir uns als Touristen gebärden und eine Erfrischung trinken wollen. Den Straßenatlas nehmen wir mit. Unser Ziel ist San Franzisco, damit du Bescheid weißt. Bis wir diese Fünftausend-Kilometer-Strecke auf dem Atlas zusammengesucht haben, wird viel Zeit vergangen sein.«
    Wir folgten also dem entlassenen Sträfling in die Kneipe. Sinnigerweise — wohl wegen der Nähe des Staatszuchthauses — hieß die kleine, verräucherte Bude »Zur Goldenen Freiheit«. Allerdings war die Reklame über der Tür nicht in Gold, sondern in einem stumpfen Blau gehalten.
    Das Lokal war höchstens zwölfmal acht Yard groß, und auf diesem nicht eben großen Raum zwängten sich sechs Tische, eine Theke und fünf Barhocker aneinander wie die Sardinen in einer Büchse. Fountain hockte an der Theke und bekam gerade einen doppelten Whisky eingeschenkt. Zwei Eiswürfel klapperten bereits in seinem Glas.
    »Puh, ist das eine Hitze«, sagte Phil, als wir durch die Tür kamen. »Und dabei wollten wir heute eigentlich noch achthundert Meilen fahren.«
    Fountain blickte sich nicht um, aber der Mann hinter der Theke hob seinen kleinen, kugelrunden Kopf mit den neugierigen Mausaugen und stieß ungläubig hervor:
    »Achthundert Meilen? Das kann man ja an einem Tage gar nicht machen!«
    »Vorsicht«, warnte ich. »Es gibt ja auch Autos, die wirklich etwas unter der Haube haben.«
    Der Barkeeper mußte sich auf die Zehen stellen und den Hals recken, um durch das einzige Fenster auf die Straße blicken zu können, wo er natürlich meinen Jaguar entdeckte. Er stieß einen bewundernden Pfiff aus.
    »Donnerwetter«, sagte er. »Was für ein Schlitten ist das?«
    »Ein Jaguar, Typ E, 265 PS«, erwiderte ich und gab mir Mühe, den Besitzerstolz nicht allzu deutlich durchklingen zu lassen. »Wir wollen nach Frisco, aber wir können uns über die Route nicht einig werden.«
    »Quer

Weitere Kostenlose Bücher