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0437 - Schirmherr der Zeit

Titel: 0437 - Schirmherr der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gegensätzlicher Emotionen, die sich im Extremfall gegenseitig kompensieren, und die betreffende Person handlungsunfähig machen konnte.
    „Nehmen Sie bitte Platz, Tarakan!"
    Der Subdirektor setzte sich steif in den Besuchersessel vor meinem Arbeitstisch. Er mochte mich ebenso wenig wie ich ihn, konnte jedoch seine Emotionen nicht so gut beherrschen.
    „Es handelt sich um den fälligen Materialtransport von Taimon", berichtete er."Der Überwachungsausschuss in Havaler meldet, dass sich eine Verzögerung von drei Lotron-Tagen ergeben hat, weil der Produktionsleiter von Gammon-Pestak einen Fehler bei der Koordinierung der Zulieferungs-Planung beging. Ich bitte Sie, mich nach dem Planeten Taimon zu schicken und mir den Auftrag zu erteilen, den Schuldigen vor ein Schnellgericht zu stellen."
    Das war typisch Tarakan. Was für den Produktionsleiter von Gammon-Pestak dabei herausspringen würde, wenn ich Tarakans Antrag stattgab, stand außer Zweifel. Im günstigsten Fall stünde dem armen Kerl eine Persönlichkeitswäsche bevor. Ich aber war der Ansicht, dass so eine harte Strafe in keinem Vergleich zu dem Fehler stand, der nur auf einem Versehen beruhen konnte. Das allerdings wäre für Tarakan kein stichhaltiges Argument gewesen und hätte nur eine Diskussion ausgelöst, zu der ich nicht die geringste Lust hatte.
    „Das ist leider nicht zu machen", antwortete ich."Sie müssen sich für einen wichtigen Sonderauftrag zur Verfügung halten, Tarakan.
    Geben Sie mir den schriftlichen Bericht über den Vorfall auf Taimon, ich werde dann selbst das Nötige veranlassen."
    Diese Antwort passte Tarakan ganz und gar nicht. Ich sah es an seinem Mienenspiel. Dennoch bot sie ihm keinen Angriffspunkt, und der Hinweis auf einen Sonderauftrag schmeichelte seinem Ehrgeiz so sehr, dass er diesen Köder schließlich schluckte. Ich würde mir tatsächlich einen befriedigenden Sonderauftrag ausdenken müssen. Als Tarakan gegangen war, erhob ich mich und trat an die wandgroße Fensterfront meines Arbeitszimmers.
    Die Stadt Matronis erstreckte sich bis zum Horizont. Eine gewaltige, eine schöne Stadt. Die Baumeister meines Volkes hatten auf diesem wilden, urweltlichen Kontinent Lemu eine zivilisatorische Glanzleistung vollbracht. Ein anhaltendes Donnern ließ mich nach Süden blicken. Ich schirmte dabei meine Augen mit der Hand gegen die grelle Strahlung der gelben Sonne Tranat ab und sah gerade noch, wie ein Leichter Raumkreuzer hinter den. drei beherrschenden Verwaltungstürmen des Chefdirektorats niederging. Beim Anblick des Raumschiffes musste ich wieder an die Theorie unserer Evolutionsforscher denken. Diese Theorie besagte,, dass das Tranat-System seit rund 4, 7 Milliarden Lotron-Jahren bestünde und den Evolutionsgesetzen zufolge schon vor rund einer Milliarde Jahren intelligentes Leben auf dem dritten Planeten entstanden sein müsse. War das aber der Fall, dann musste bereits vor mindestens 800 000 Lotron-Jahren eine technische Hochkultur bestanden haben. Vielleicht war sie untergegangen, wie die meisten Kulturen. Mir wollte nur nicht in den Kopf, dass sie absolut spurlos untergegangen sein sollte.
    Ein Wissenschaftler meines Volkes hatte sogar die Hypothese aufgestellt, die derzeit auf Lotron lebenden halbintelligenten Primaten wären die degenerierten Nachkommen ehemals hochintelligenter Lebewesen. Ich glaube nicht daran. Keine intelligente Art konnte so weit herabsinken. Dennoch überkam mich jedes Mal ein eigentümlich beunruhigendes Gefühl, wenn sich meine Gedanken mit den genetischen Zuchtexperimenten beschäftigten, die wir auf Lotron durchführten. Obwohl die einheimischen Primaten noch nicht einmal eine richtige Sprache besaßen und ihre Handlungen weitgehend von animalischen Trieben bestimmt wurden, besaßen sie doch Gehirne mit einem beachtlichen Entwicklungspotential. Möglicherweise experimentierten wir hier mit etwas, das uns eines Tages zum Verhängnis werden konnte.
    Das Summen der Gegensprechanlage riss mich aus meinen Gedanken. Ich ging zum Arbeitstisch zurück und drückte die Schaltplatte nieder. Wieder meldete sich Ilivona, aber diesmal trug ihr Gesicht deutlich den Ausdruck von Unterwürfigkeit. Mir konnte das kaum gelten, also nahm ich an, dass meine Sekretärin mit einer hochgestellten Persönlichkeit konfrontiert worden war. Ihre Worte bestätigten meine Annahme. Lasallo, der Chefdirektor des Tranat-Systems persönlich, wollte mich über den Tele-Kommunikator sprechen. Ich schaltete um auf das große

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