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0437 - Schirmherr der Zeit

Titel: 0437 - Schirmherr der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gerät.
    An der mir gegenüberliegenden Wand erhellte sich ein rechteckiger Ausschnitt und zeigte mir die dreidimensionale farbige Wiedergabe von Lasallos luxuriösem Privatbüro - sowie den Oberkörper des Chefdirektors selber. Lasallo saß wie ich hinter einem Arbeitstisch. Seine hellen Augen blickten gefühllos wie immer aus dem asketischen und faltigen Gesicht. Lasallo zählte nach Lotron-Zeit zweihundertdrei Jahre und war damit selbst für die Begriffe meines Volkes ein alter Mann.
    „Ich grüße Sie, Ovaron!" sagte er mit seiner leisen ausdruckslosen Stimme, die mich aber nicht über die in dem Wissenschaftler steckende Energie hinwegtäuschte.
    „Ich grüße Sie, Lasallo", antwortete ich, ohne mir die brennende Neugier anmerken zu lassen.
    Lasallo faltete die knochigen Hände auf der Tischplatte.
    „Ich habe für morgen eine große Jagd angesetzt, Ovaron", teilte mir der Chefdirektor mit."Wir müssen wieder einmal etwas Zerstreuung in unser von Pflichten belastetes Dasein bringen.
    Bitte, finden Sie sich morgen bei Sonnenaufgang mit Ihrer Jagdausrüstung vor dem Palast der Tanzenden Moleküle ein."
    Ich neigte den Kopf, dann blickte ich wieder auf den Bildschirm.
    „Vielen Dank für die Einladung, Lasallo. Ich werde pünktlich zur Stelle sein."
    Lasallo blickte mich noch einen Moment lang unverwandt an, dann unterbrach er die Verbindung. Ich dachte angestrengt nach.
    Lasallo hatte von einer großen Jagd gesprochen. Sie würde demnach mindestens fünf Lotron-Tage dauern, und das, obwohl wir dadurch mit unseren Arbeiten in Rückstand kommen mussten.
    Nun, daran ließ sich nichts ändern. Lasallos Wort war Gesetz im Tranat-System. Ich spürte, wie sich die Erregung in mir ausbreitete. Plötzlich freute ich mich auf die Jagd, konnte ich bei dieser Gelegenheit doch wieder mit Takvorlan zusammen sein - mit meinem Reitpferd, das eigentlich kein Pferd war. Unwillkürlich musste ich lachen. Niemand außer Takvorlan und mir kannte unser Geheimnis, und so sollte es auch bleiben.
    Ich schaltete mein Armbandgerät ein und aktivierte die Abhörsicherung. Dann rief ich nach Takvorlan. Er meldete sich sofort.
    „Hallo, mein Pferdchen", sagte ich zu ihm."Morgen müssen wir wieder einmal jagen. Was hältst du davon?"
    „Ich freue mich, Ovaron", antwortete Takvorlan mit seiner dünnen Stimme.
    „Ich auch. In einer Stunde Lotron-Zeit werde ich dort sein. Du solltest inzwischen viel Getreideschrot essen, damit du in Form bist, wenn es morgen losgeht."
    Takvorlan antwortete mit einer Verwünschung. Lachend beendete ich das Gespräch. Dann ordnete ich meine dienstlichen Angelegenheiten, warf mir meinen Umhang über und verließ das Büro. Ilivona wünschte mir viel Erfolg und Spaß bei der Jagd, aber an ihrer Miene konnte ich ablesen, dass ihr lieber gewesen wäre, ich hätte mir vorher ein Bein gebrochen. Sie wusste schließlich, dass an der Jagd auch die Biotransferkorrektorin Merceile teilnehmen würde - ihrer Ansicht nach ihre Konkurrentin. Es wurde wirklich Zeit, dass ich Ilivona klarmachte, dass sie überhaupt nicht mit im Rennen lag. Falls ich mich eines Tages tatsächlich für eine Frau entscheiden würde, dann hieß sie wahrscheinlich Merceile.
    Doch das hatte noch Zeit.
    Ich schwang mich in den Antigravlift und fuhr die neunundsechzig Stockwerke bis zum Straßenniveau hinab. Der Pilot meines Gleiters wartete bereits vor dem Portal. Ich stieg ein und nannte ihm das Ziel.
    Drei andere Gleiter eskortierten uns. Ich hatte ständigen Begleitschutz, daran hatte ich mich schon gewöhnt. So ging es den hochgestellten Persönlichkeiten. Bei der Jagd allerdings waren wir allein, auch der mächtige Lasallo. Wir würden zu Pferde durch die urweltliche Landschaft streifen und unser streitbares Wild nur mit Pfeil und Bogen oder mit der Lanze jagen.
    „Fahren Sie schneller!" befahl ich meinem Piloten.
     
    *
     
    Wir fuhren zu meinem Haus am äußersten Stadtrand von Matronis. Die beiden Wachtposten am Haupteingang des ausgedehnten Grundstücks präsentierten die Strahlgewehre, als mein Gleiter passierte. Die Gleiter meiner Leibwache blieben draußen. Es war ein prächtiges Haus, das man mir als Dienstwohnung errichtet hatte, mitten in einem kunstvoll angelegten Park gelegen und innen mit allem Luxus ausgestattet, der einem Cappin der Oberschicht zustand. Ich wies meinen Piloten an, vor dem langgestreckten Stallgebäude anzuhalten.
    Anschließend sollte er den Gleiter in die Garage bringen und sich in seine Dienstbotenwohnung

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