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0439 - Das Folterbett

0439 - Das Folterbett

Titel: 0439 - Das Folterbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sensen standen nicht ruhig. Sie bewegten sich nicht alle gleichzeitig. Einige von ihnen waren schon weiter vorgedrungen und berührten bereits das Bett.
    Mit ihren Spitzen schabten sie über den Stoff. Mir kam ein wahnwitziger Gedanke. Vielleicht waren gerade diese Klingen meine Rettung, wenn sie es auf ihrem Weg zu mir möglicherweise schafften, die eine oder andere Fessel aufzutrennen.
    Scharf genug waren sie ja.
    Ich schaute nach rechts und links, da ich den Kopf zum Glück noch bewegen konnte.
    Nein, verflucht!
    Richter kannte diesen verdammten Turm und auch den Mechanismus der killenden Messer genau. Er hatte mich so an das Bett gebunden, dass keine der Klingen ein Seil durchtrennen konnte.
    Dafür stachen sie in die Matratze. Sie bohrten sie auf. Alte Füllung quoll aus den Schnitten. Sie sah aus wie sperriges Gras. Aber meine Überlegungen wurden unterbrochen von einer plötzlichen Atemnot.
    Der Nachtmahr hatte meine Kehle erreicht. Noch hockte er zum großen Teil auf meiner Brust, aber er berührte auch schon meinen Hals dicht unter dem Adamsapfel.
    Ich starrte direkt in die verdammte Wolke. Sie lag nicht ruhig, in ihrem Innern bewegte sich die Schwärze, und sie kam mir ebenso dunkel vor wie der Spuk.
    Karl Richter hatte genau gewusst, was Sache war, als er mir das Kreuz wegnahm. Hätte ich es jetzt besessen, wäre es nicht so tragisch gewesen, so aber konnte ich keine weißmagischen Kräfte aktivieren, und meine körperliche Kraft war ebenfalls- geschwächt.
    Jeder Mensch bäumt sich gegen das Sterben auf.
    Auch ich war da keine Ausnahme. Obwohl mich der Nachtmahr schon so quälte, öffnete ich weit den Mund, um Luft zu holen. Dabei hörte ich das röchelnde Geräusch. Mir kam es vor wie einer der letzten Atemzüge eines Sterbenden.
    Das Grauen nahm seinen Lauf. Jetzt griff es aber von einer anderen Seite an.
    Die erste Klingenspitze hatte mich erwischt. Zuerst tippte sie gegen den Hosenstoff, bewegte sich wie nickend weiter und drang ein in das straffe Fleisch meines linken Beins.
    Der kurze ziehende Schmerz drang trotz der panischen Angst in mein Bewusstsein. Die erste Wunde hatte ich bekommen, die zweite würde tiefer sein, die dritte noch schlimmer…
    Ich spürte auf meinem Rücken die Kälte. Am liebsten hätte ich geschrien, das klappte nicht mehr, denn der Alp hockte wie ein Felsblock auf meinem Hals.
    Dafür hörte ich das leise Heulen.
    Der schaurige Singsang eines Toten, der nun aus den Wänden drang und mich als Melodie ins Jenseits begleiten sollte. Kein Filmkomponist hätte sich für seinen Streifen eine bessere Melodie ausdenken können.
    Mir trieb die Todesangst das Wasser in die Augen. Im Hals brannte es, als würden dort kleine Feuer lodern. Ich wollte strampeln, aber die Fesseln hielten mich.
    Wie lange konnte ich es noch aushalten?
    Wieder drang eine Lanzenspitze durch den Hosenstoff. Diesmal an der rechten Seite.
    Und der Nachtmahr bewegte sich wieder um eine Idee nach vorn, um mir endgültig die Luft abzuschnüren…
    ***
    Jetzt hilft dir kein Gott, hatte Karl Richter gesagt, und Mallmann musste ihm zustimmen.
    Nein, aus dieser verzweifelten Lage konnte er sich nur selbst befreien.
    Aber wie sollte er das schaffen?
    Er lag mit dem Rücken auf der Treppe, sein Hinterkopf berührte eine Stufenkante. Der Druck an seiner Wange sagte ihm, dass es unmöglich war, sich zu bewegen. Ein falsches Zucken mit den Augenwimpern nur, und Richter würde schießen.
    »Nun?« fragte er. »Wer bist du?«
    »Mallmann.«
    »Den Namen kenn' ich nicht. Rede weiter, schnell, wir haben nur noch wenige Sekunden. Wo kommst du her?«
    »Ich bin Kommissar.«
    Karl Richter lachte ihm warm ins Gesicht. »Noch ein Bulle. Hier muss ein Nest sein.«
    »Wo ist Sinclair?«
    »Bestimmt schon tot.«
    Will drückte seine Panik zurück, die ihn nach dieser Antwort befallen hatte. »Hier im Turm?«
    »Ja, oben im Zimmer. Er war müde. Ich habe ihn auf das Folterbett gelegt. Er wird seinen Spaß haben. Zusätzlich hat sich noch der Nachtmahr gebildet, der ebenfalls mithilft, ihn zu vernichten. Das alles sollst du vor deinem Tod noch wissen. Ich werde alle töten, die mein Geheimnis kennen, auch die, die du mitgebracht hast. Ich habe euch durch ein Fenster gesehen.« Er lachte kichernd. »Es ist gar nicht so einfach, jemand zu überraschen, wenn er sich im Turm befindet.«
    »Das weiß ich jetzt auch.«
    »Zu spät, Bulle, viel zu spät.«
    »Ich gehe dann hoch!«
    Kind, nicht, nein! Das ist Wahnsinn! wollte Will Mallmann

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