0439 - Das Folterbett
Schulter. »Wir hören wieder voneinander. Ich habe da ein Projekt laufen, das dich sicherlich interessieren wird.«
»Bestimmt.« Die Antwort klang so, als wäre der Antiquitätenhändler überhaupt nicht bei der Sache.
Vor dem kleinen Lokal trennten sie sich. Es war noch nicht völlig dunkel.
Der Mai brachte sehr lange und auch helle Tage. Benders Wagen stand nicht weit entfernt. Er musste nur um die kleine Gaststätte herumgehen, wo sich der Parkplatz befand.
Er fuhr einen Mercedes 190. Schiefergrau mit getönten Scheiben.
Bender rollte in einer Kurve der Ausfahrt entgegen. Er fieberte schon innerlich, denn für ihn war es ungemein wichtig, nach Hause zu kommen. Das Bett wartete auf ihn. Dieses herrliche Bett, von dem etwas ausging, das er nicht erklären konnte. Es war faszinierend, und diese Faszination ging auch auf ihn über.
Manchmal zitterte er regelrecht, wenn er an das Bett dachte. So schnell wie an diesem Abend war er die Straßen noch nie gefahren. Die Reifen fraßen die Kilometer weg.
Es waren ja nur acht.
Die Umgebung versank allmählich in einem schmutzigen Grau. Auch die Berge wurden davon bedeckt. In der Ferne verschwamm die Fläche des Bodensees ebenfalls in der Dämmerung.
Es war ein heißer und schwüler Tag gewesen. Auf den Höhen ließ es sich aushalten, aber in den Tälern hatte die Luft gestanden. Das fahle Wetterleuchten auf der grauen Himmelsfläche zeigte dem Mann an, dass ein Gewitter im Anzug war.
Nach einem solchen Tag musste es einfach krachen.
Sein Haus lag nicht direkt an der Straße. Er musste noch einen schmalen Zubringerweg fahren und passierte auch das Schild mit der Aufschrift »Bender-Antique«, das bei zahlreichen Käufern einen guten Klang hatte. Sogar aus München kamen einige Kunden.
Er rollte rechts an das Haus, wo sich der kleine Parkplatz befand, auf dem auch die Kunden ihre Wagen abstellten. Als er den Mercedes verließ, streckte er seine Arme und schaute von der Höhe her über das weite Land, über dem noch nicht die Dunkelheit lag.
Benders Haus stand allein. Bis zum nächsten Gehöft konnte er am Tage schauen, in der Dunkelheit sah er höchstens ein paar ferne Lichter.
Um all den Krempel, wie manche Leute sagten, unterbringen zu können, hatte sich Max Bender ein großes Haus gebaut. Das heißt, es hatte schon gestanden, die Grundmauern waren sehr alt, aber er hatte es so raffiniert ausgebaut, dass sich sogar ein großes Dachstudio hatte integrieren lassen, von dem aus ein phantastischer Ausblick den Betrachter für das Steigen der Treppenstufen belohnte.
Im Studio standen auch seine wertvollsten Stücke. Zwar führte er Käufer auch durch die unteren Räume, aber wer das Ausgefallene und auch meist Teure wollte, der ging nach oben.
Bender Schloss die Haustür auf. Ein ebenfalls antikes Stück, das ein Kunstschreiner wunderbar in den Raum zwischen den beiden Mauern integriert hatte.
Schon während er die Tür aufstieß, hörte er das Läuten des Telefons. In dem Haus befanden sich mehrere Anschlüsse. Der Bau war einfach zu groß, und die Anzahl der Zimmer belief sich auf über zehn. Ein Telefon stand in der hallenartigen Diele, die ebenfalls wirkte wie ein Museum.
Die modernen Lampen erhellten den Raum. Sie warfen ihre breiten Strahlen auch auf ganz bestimmte Gegenstände in der Halle, unter anderem stand auch das Telefon inmitten einer hellen Insel. »Ja.«
Bender hörte ein Seufzen. »Du bist ja doch da, Vater.«
Max schüttelte verwundert den Kopf. »Wieso sollte ich nicht da sein, Christel?«
»Ich hatte plötzlich das Gefühl.«
»Verstehe ich nicht.«
»Vergiß es, Vater. Ich wünsche dir eine gute Nacht.«
»Moment, Moment. So einfach ist das nicht. Was willst du denn so spät noch?«
»Deine Stimme hören.«
Max Bender lachte plötzlich. »Das finde ich toll. Wie geht es denn der Familie?«
»Gut, Vater.«
»Und was macht mein kleiner Sonnenschein?«
»Ute vermisst dich.«
Max Bender lachte. »Das kann ich mir vorstellen. Es hat ihr übrigens sehr gut bei mir gefallen, als ich sie für eine Woche in den Ferien bei mir hatte.«
»Ja, davon spricht sie heute noch.«
»Gut, wir werden in den Sommerferien einen nächsten Termin vereinbaren. Ihr könnt auch mal am Wochenende vorbeikommen. Ist ja nur ein Katzensprung.«
»Da sind die Straßen immer so voll.«
»Wir werden sehen, Christel. Und grüß mir meinen Sohn.«
»Mach ich, Vater.«
Das Gespräch war beendet. Max Bender schüttelte den Kopf, als er auf die breite, sehr
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