0439 - Nacht der Hexen
kicherte sie und blies in den dadurch aufwirbelnden Staub. Ted schloß die Augen, aber es war schon zu spät. Der Staub drang unter die Lider, drang in Mund und Nase, verursachte Hustenanfälle, die er nicht mehr länger unterdrücken konnte, obgleich er es lange genug versucht hatte. Er brachte es gerade noch fertig, die Hexe mit einem heftigen Ruck zu sich in die Staubhöhle zu ziehen.
Sie ruderte mit den Armen, schrie auf und befand sich plötzlich direkt neben ihm, wurde ebenfalls von Hustenanfällen erschüttert. Dennoch versuchte sie, Ted zu erwürgen. Wie Schraubstöcke klammerten sich ihre Hände um seinen Hals.
Ted keuchte und hustete, schlug mit beiden Händen nach der Hexe. Er sprengte den Würgegriff, schleuderte in dem Staubloch die Hexe zurück und schaffte es endlich, ein paar der künstlichen Stufen weiter nach oben zu gelangen. Die Hexe wollte ihn festhalten, aber er stieß sie von sich. Sie sank keuchend in den Staub zurück. Hustend und keuchend wich Ted von dem Staubloch zurück. Er benutzte den Machtkristall noch einmal, verfestigte die Masse wieder etwas. Die Hexe wimmerte. »Hilf mir, Herrin«, stieß sie hervor.
Ted sah aus tränenverschleierten Augen Stygia verschwommen auf sich zukommen, aber er sah auch, daß sie selbst gegen ihre Bewegungen anzukämpfen schien. Ted fühlte, wie etwas an ihm zerrte, ihn zu der Hexe zurückziehen wollte, und er wußte, daß das nicht die Magie der Dämonin war.
Und im nächsten Moment änderte die Hexe ihre Taktik und versuchte, sein Herz zum Stillstand zu bringen. Ted bäumte sich auf - und tötete die letzte der drei Hexen in Notwehr mit seiner Dhyarra-Magie.
Dann verlor er das Bewußtsein.
Daß Stygia ihn mit ihrer magischen Kraft anhob, spürte er schon nicht mehr. Auch nicht, daß er an einen anderen Ort transportiert wurde…
***
»Das hat gerade noch gefehlt«, murmelte Nicole. Sie ahnte Böses. Ted verschwunden - das konnte nur bedeuten, daß die Dämonin es trotz der Dhyarra-Magie geschafft hatte, ihn zu überwinden. Aber was genau war geschehen?
In der Ferne war das lauter werdende Geräusch eines anfliegenden Hubschraubers zu hören. Wenig später entdeckte Nicole unter den Sternen am Himmel einen, der sich bewegte und größer wurde - die Beleuchtung der Maschine.
Sie faßte Carlottas Schulter.
»In der Nähe der Kapelle liegt Rafaela«, sagte sie. »Kannst du den Hubschrauber einweisen? Ich muß Ted suchen.«
»Was ist mit ihm?«
»Er war vorhin hier«, sagte Nicole.
Carlotta senkte den Kopf. »Es ist wie ein Alptraum« sagte sie. »Ein böser Alptraum. Ich wünschte, ich wäre nicht hier…«
Nicole löste sich von der Römerin und begann die Umgebung näher in Augenschein zu nehmen. Da sah sie plötzlich Kopf und Schultern einer blaßhäutigen Frau. Als Nicole näherkam, entdeckte sie, daß der Boden rund um die Bleiche aufgeweicht war. Die Frau steckte bis zu den Schultern im Erdreich, und sie war tot. Eine weitere der Hexen…
Nicole preßte die Lippen zusammen. Wenn die beiden Hexen Ted aus dem Hinterhalt angegriffen hatten, nützte ihm auch sein Machtkristall nicht viel. Viele Hunde sind des Hasen Tod.
Aber wo waren Hunde und Hase? Eine Hexe schien er wenigstens noch erwischt zu haben. Blieb Nummer drei…
Der Hubschrauber kreiste über dem Friedhof. Die Landescheinwerfer leuchteten das Gelände aus, geisterten über Grabsteine und suchten nach einem Platz zum Landen. Die einzige Möglichkeit bestand auf dem Platz vor der Friedhofsmauer, vor dem Tor. Die Lichtkegel tasteten den Boden ab, glitten über die im Boden steckende tote Hexe hinweg und erfaßten plötzlich eine weitere schwarzgekleidete Gestalt zwischen ein paar Sträuchern.
»Nummer drei«, murmelte Nicole.
Aber wo war Ted? Wo war Stygia?
Der Kopter landete. Carlotta lief auf die aussteigenden Sanitäter und den Arzt zu und redete wild gestikulierend auf sie ein. Mit einer Trage rannten sie auf das Friedhofsgelände.
Nicole wünschte, das Amulett wäre noch aktiv. Dann würde es leicht sein, Teds Spur zu finden. So aber blieb ihr nichts anderes übrig, als die Gegend zu durchstreifen in der Hoffnung, ihn irgendwo verletzt oder tot zu finden. Denn daß er als Sieger spurlos verschwunden war, konnte sie sich einfach nicht vorstellen.
Nicole wandte sich um, als die Sanitäter und der Notarzt zurückkamen. Rafaela wurde in den Rettungshubschrauber verladen. Der Arzt und Carlotta redeten miteinander. Nicole näherte sich ihnen.
»Informieren Sie die Polizei,
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