0439 - Nacht der Hexen
einmal Terzia zurückgeschlagen hatte, hatte sogar Stygia in seine Gewalt bringen können!
»Wir müssen ihn töten! Wir müssen die Herrin befreien«, flüsterte Una, »sie wird uns dafür dankbar sein!«
»Aber wie sollen wir das anstellen?« murmelte Terzia, die kein Interesse daran hatte, noch einmal zu erleben, wie ihre eigene Magie gegen sie selbst gerichtet wurde.
Una zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich dachte, du hättest eine Idee«, sagte sie.
Terzia schürzte die Lippen. »Wir müssen sehen, wo er ist, und ihn dann überraschen. Ich werde versuchen, ihm das Genick zu brechen. Er wird sich auf Stygia konzentrieren und abgelenkt sein. Wir müssen schnell handeln, ehe es für die Herrin zu spät ist.«
»Du glaubst, er könnte sie sogar töten?«
Terzias »Ja« bestürzte Una. Aber es motivierte sie auch. Die beiden Hexen pirschten sich in der Dunkelheit an Ted Ewigk und seine Gefangene heran…
***
»Was willst du damit sagen?« fuhr Ted Ewigk die Dämonin an.
»Du bist doch auf der Suche nach dem ERHABENEN, nicht wahr? Du würdest jeden Preis dafür zahlen, ihn in deine Hände zu bekommen.«
»Woher willst du das wissen?«
Stygia lachte leise, obgleich ihr gar nicht nach Lachen zumute war. Die Dämonin pokerte um ihr Leben!
»Viele wissen das… deine Anstrengungen, den ERHABENEN in deine Hände zu bekommen haben sich ebenso herumgesprochen wie die Anstrengungen des ERHABENEN, dich zu finden und zu töten.«
»Woher willst du überhaupt zu wissen glauben, wer ich bin?«
»Dein Machtkristall hat dich verraten, Ted Ewigk! Und vergiß nicht, daß andere, die über Dhyarra-Kristalle verfügen, die Benutzung deines Machtkristalls feststellen und den Ort des Geschehens anpeilen können… deshalb bist du gezwungen, schnell zu handeln.«
»Dann rede. Gib dein Wissen preis…«
»Du wirst angegriffen«, warnte die Dämonin im gleichen Augenblick. »Ich kann dir nicht helfen, ich müßte sogar gegen dich arbeiten… flieh!«
Ted erstarrte. Für ein paar Sekunden wußte er nicht, was er von der plötzlichen Warnung Stygias halten sollte. Dann aber wirbelte er um seine eigene Achse. Er sah eine schattenhafte Gestalt, die sich in der Dunkelheit zwischen den Bäumen bewegte, und er spürte im nächsten Moment, wie eine unsichtare Kraft auf ihn einzuwirken begann.
Er hatte zwei Möglichkeiten.
Sich auf die Abwehr dieser Kraft zu konzentrieren - und damit die Dämonin abermals aus seinem Griff zu entlassen, was sie wahrscheinlich zu einem abermaligen Angriff veranlassen würde.
Die andere Möglichkeit war, den angreifenden Hexen mit der Tötung der Dämonin zu drohen.
Aber dafür blieb ihm keine Zeit. Er konnte nur noch Stygias Rat annehmen und fliehen, um eine bessere Ausgangsposition zu erreichen. Er spurtete los. Er glaubte, sich durch zähen Sirup zu bewegen, der seine Kräfte lähmte. Er kam kaum vorwärts. Gleichzeitig packte etwas seinen Kopf, versuchte ihn zu drehen. Eine Gewalt, gegen die er kaum ankam, versuchte ihm das Genick zu brechen.
Er mußte Stygia außer acht lassen, ansonsten war er in der nächsten halben Minute tot!
Der Schweiß brach ihm aus. Er konnte jetzt noch nicht einmal auf Nicoles oder Zamorras Hilfe hoffen, weil die ohne das Amulett und ohne ihren eigenen Dhyarra-Kristall nichts ausrichten konnten! Ted verwünschte den überstürzten Aufbruch. Sie hätten sich die Zeit nehmen sollen, noch Zamorras Kristall zu holen - über den Regenbogenblumenweg ein geringes Problem. Aber jetzt war es zu spät.
Ted entließ Stygia aus seinem Griff. Er wandte sich gegen die Hexe, die ihn mit ihrem Schadzauber attackierte, und spiegelte ihre Magie, wie er das vorhin schon einmal getan hatte, als die Bäume kreisten. Er hörte einen gellenden Aufschrei, und dann war er plötzlich von dem heftigen Druck befreit. Und er hörte von der anderen Seite her einen wütenden Aufschrei.
Die dritte Hexe!
Sie griff an!
Unter Ted gab der Boden nach, weichte auf, und er versank darin wie in einem Sumpf. Innerhalb von Sekunden schloß die Erde sich um ihn, wurde wieder fest.
Als er atmen wollte, drang Erde in seine Nasenlöcher. Der Boden, der ihn umschloß, drohte in zu erdrücken.
Ted verwandelte ihn mit dem Machtkristall in Staub. Aber dieser Staub nahm ihm nun erst recht den Atem. Er konnte gar nicht so schnell Stufen formen, auf denen er sich durch die Staubmassen nach oben arbeiten konnte. Gleichzeitig tauchte die Hexe mit triumphierendem Lachen über ihm auf.
»Und nun stirbst du!«
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