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0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
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schnell, kluger Junge.« , Ich stöhnte auf und warf mich im Sessel herum. Sie stieß mir wieder ihre Fingerspitzen zwischen die Rippen.
    »Mach deine Augen auf, Jerry. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Folgsam wie ein Kind gehorchte ich. Sie zog an meinen Haaren, um den Kopf in ihre Richtung zu lenken, so daß ich ihr in die Augen blicken mußte, ln ihre großen, glänzenden, babyblauen Augen.
    »Ich bin es, Darling, deine kleine Freundin aus dem Flugzeug, erinnerst du dich?« Ihre Stimme war so sanft wie immer. Nur meinte ich diesmal eine Spur von Ironie und Überheblichkeit feststellen zu können.
    Ich hatte schon einige Männer und auch Frauen unter dem Einfluß sogenannter »Wahrheitsdrogen« gesehen, deshalb kannte ich die Reaktionen, die fast immer gleich sind, bei allen Mitteln.
    Zwar dösend-schlafend, betrunken, gibt man stets die richtige Antwort. Wenn die Wirkung des Mittels vorbei ist, weiß man nichts mehr von dem Plauderstündchen.
    »Ich erinnere mich«, murmelte ich. »Wer bin ich?«
    »Catrin.«
    »Catrin, und wie weiter?«
    »Catrin…« Ein leichtes Zögern. »Catrin… Gilmore.«
    Sie lächelte, glücklich über ihren offensichtlichen Erfolg. »Schön so, Jerry-Boy, nur weiter so. Wo warst du heute morgen? Du bist doch geflogen.«
    »San Francisco.«
    »Wo warst du in San Francisco?«
    »Gefängnis. Alcatraz.«
    »Wen hast du dort besucht?«
    »Alberto Danto.«
    »Er hat dir etwas über Geld erzählt, nicht wahr? Um wieviel Geld handelt es sich, Jerry-Boy?«
    »Zwei Millionen Dollar.«
    Ihre babyblauen Augen wurden dunkel wie ein sternklarer Nachthimmel in Miami Beach. Ihre Lippen bewegten sich, aber Catrin konnte zunächst nichts herausbekommen.
    »Wo hat er das Geld versteckt?« fragte sie schließlich.
    »New York City.«
    »New York!« rief sie aus, als ob der Ort für sie eine Überraschung wäre. Sie atmete tief, bevor sie die nächste Frage stellte. »Wo in New York hat er das Geld versteckt?«
    »Central Park.«
    »Wo im Central Park?«
    »An der Statue…«
    »An welcher Statue?« fragte sie schnell.
    »General Grant«, antwortete ich pflichtgemäß. Wie gut, daß ich den Central Park so gut kannte, daß ich von der Existenz dieser Statue überhaupt wußte.
    Sie atmete wieder tief durch, dann fragte sie mit scharfer, gar nicht mehr liebenswürdiger Stimme: »Alberto Danto hat also zwei Millionen Dollar in der Statue des General Grant im Zentral Park versteckt, richtig?«
    »Richtig.«
    »In der Statue?«
    »In der Nähe.«
    »Wie nahe?«
    »Fünf Schritte.«
    »Welche Richtung?«
    »Osten.«
    Catrin stieß einen tiefen Seufzer aus, in dem wahrscheinlich die Spannung enthalten war, die sich in ihr aufgeladen hatte. »Zwei Millionen Dollar«, rief sie, »und der dumme Rechtsanwalt wird keinen Pfennig davon sehen!« Sie kicherte albern wie ein Kind, das einen harmlosen Streich gespielt hat. »Und das alles habe ich dir zu verdanken, Jerry-Boy«, sie strich mir sanft übers Gesicht, »wirklich schade, daß wir uns schon trennen müssen. Aber was heißt das schon? Die Männer von Wladiwostock bis Timbuktu werden sich um mich reißen, Prinzen und Häuptlinge werde ich um die Finger wickeln.«
    Sie tanzte außer sich vor Freude im Zimmer umher, sie streifte die Schuhe ab und wirbelte auf dem Teppich herum.
    »Zwei Millionen Dollar«, murmelte ich träge. Sie tänzelte zu mir herüber, küßte mich flüchtig und schwang sich beschwingt von Sessel zu Sessel, vom Tisch zum Fenster. Dazu lallte sie eine mitreißende Melodie, die ihre eigene Komposition sein mußte, und der Refrain lautete: »Money-Oh, Money-Ah. Money-Oh.«
    Der Höhepunkt ihrer Vorstellung war, daß sie sich auf die Couch fallen ließ, vermutlich weil ihr schwindelig geworden war. Sie schüttelte sich vor Lachen oder Weinen. Ihre Tränen waren die Tränen eines geldhungrigen Mädchens, das es endlich geschafft hatte.
    Schließlich rappelte sie sich hoch, suchte nach ihren Schuhen, lächelte noch einmal in meine Richtung und ging dann durch die Schiebetür ins andere Zimmer. Sie ging so stolz und aufrecht, als ob sie gerade in das Prominenten-Lexikon »Who’s Who« aufgenommen worden wäre.
    Ich wartete ein paar Sekunden, bevor ich den Glas-Trick wieder anwandte. Ich konnte sie eine Melodie von den »Lustigen Weibern von Windsor« summen hören, während ich Geräusche von geöffneten Schubläden vernahm. Das Päcken würde ein paar Minuten dauern, rechnete ich mir aus, und dann würde sie sich anziehen. Ich hatte also

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