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0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle Kostenlos Bücher Online Lesen
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Meine Entschuldigung nahm er fast erleichtert zur Kenntnis, schien es mir. »Oh«, sagte er. Sonst nichts.
    »Ja, Danto wird morgen um zehn in die Gaskammer geführt«, sagte ich, um Zeit zu gewinnen.
    »Um sieben«, verbesserte Charles.
    »Um zehn«, blieb ich bei meiner Behauptung.
    Wieder machte er den Eindruck, als wollte er mich mit seinen Fäusten zerhacken. Er glaubte, ich nähme ihn noch einmal auf den Arm. »Ich kann’s dir erklären, Mike. Das hängt mit der Sonne zusammen.«
    »Mit der Sonne?« Er starrte mich an wie ein schlechter Mathematikschüler Einstein bei einem Vortrag über die Relativitätstheorie anstarren würde.
    Ich stand auf. »Die Sonne geht im Osten auf, das weißt du, nicht wahr?« Ich hob meine Hand: »Das ist die Sonne. Wenn man sie in St. Louis sieht ist sie weit weg von San Francisco.« Ich zeigte das »weit weg« wieder mit der Hand an. Mikes kleine Augen folgten der Bewegung meiner linken Hand, und seine Pistole machte die Bewegung mit. Ich holte blitzschnell mit der rechten aus und schlug ihm auf das Handgelenk, so daß die Pistole zu Boden polterte.
    Ehe er sich von seinem Schreck erholt hatte, lag seine Waffe schon in meiner Hand. Es dauerte eine Weile, bevor Mike die Sprache wiederfand.
    »Nicht schießen, Cotton, nicht schießen«, wimmerte er. »Sie haben keine Ahnung, was eine Kugel aus einer 45er alles anrichten kann.«
    »Genau das habe ich gedacht, als die Mündung auf mich zeigte, Mike«, sagte ich freundlich. »Hoffentlich hat dir diese Szene gezeigt, daß es sich doch lohnt, in der Schule aüfzupassen, dann hätte ich dir die Ursache für die verschiedenen Uhrzeiten in den Staaten nicht zu erklären brauchen.«
    »Ja, Cotton. Stimmt«, versicherte er eifrig. Der Kerl war feige wie ein Kojote. Fast glaubte ich, daß er zitterte. Ich steckte die Pistole ein, um ihn nicht länger leiden zu lassen. Sein Gesicht hellte sich auf.
    »Das werde ich Ihnen nicht vergessen, Cotton.«
    »Freut mich. Aber ich muß mich noch anziehen. -Was soll ich so lange mit dir tun?«
    Er schwor Stein und Bein, ruhig und brav auf dem Sofa sitzen zu bleiben, aber das war mir doch zu gefährlich. Ich sperrte ihn ins Bad. Es hatte nur ein winziges Fenster, durch das er kaum hindurch kam, und außerdem befanden wir uns im dritten Stock.
    Ich hatte gerade die Tür hinter ihm zugesperrt, als es an die Zimmertür klopfte. Der Boy, der mir das Frühstück bringen sollte, stand da und wollte wissen, ob die Geschichte des Mannes, der zu mir wollte, seine Ordnung hatte. Der Mann hätte ihm gesagt, er wäre ein guter Freund von mir.
    »Er ist wirklich ein guter Freund«, sagte ich, »vielen Dank, daß Sie auf seinen Scherz eingegangen sind.«
    Ich zog mich schnell an und öffnete dann die Tür zum Badezimmer. Mike muß auf das Drehen des Schlüssels im Schloß gewartet haben, denn er katapultierte sich aus dem kleinen Raum, mit eingezogenem Kopf und nach vorn geworfenen Fäusten. Durch eine kleine Drehung brachte ich mich aus der Angriffsrichtung.
    Erst am Kleiderschrank endete Mikes Hoffnungslauf. Dort warf er sich zur Seite, um sich mir zum Kampf zu stellen. Ich hatte wirklich keine Lust, mit Freund Mike einen Boxkampf auszutragen, aber er zwang mich dazu.
    Ich blieb an der Badezimmertür stehen und ließ Mike herankommen. Wie ein Bulle walzte er auf mich zu.
    Seine Schwinger, hinter denen die ganze Kraft der zwei Zentner lagen, die Mike auf die Waage brachte, blockte ich ab. Nur einen erwischte ich nicht, er schnitt mir fast die Luft ab.
    Jetzt witterte der Oberschwergewichtler schon Morgenluft. Er setzte ein paarmal nach, konnte aber keinen so gut placierten Schlag mehr anbringen, weil ich auf der Hut war. Mitten in einen weit ausgeholten Schwinger setzte ich eine kurze Gerade, die Mike weder sehen noch abwehren konnte.
    Seine Angriffe wurden zwar langsamer, aber auch konzentrierter.
    Mit einer kleinen Täuschung fing ich ihn. Ich habe selten einen so wohlgelungenen Ko-Sieg errungen. Den Kinnhaken konnte Mike nicht verdauen, er zog es vor, zu Boden zu gehen.
    Ich zählte. Und tatsächlich war er bei »neun« wieder oben, aber er hatte es auf gegeben. »Hat keinen Zweck«, murmelte er, heftig atmend. Vorsichtig tastete er mit einer Hand über das Kinn. Zu seiner eigenen Überraschung war noch alles vorhanden.
    Ich freute mich über Mikes Einsicht. Die beiden Niederlagen genügten ihm. »Tu mir nur einen Gefallen, Mike«, sagte ich, »laß mich jetzt endlich fertig frühstücken. Inzwischen setzt du dich

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