0443 - Einer hat den Mord gefilmt
ist das Negativ?« zischte er eindringlich. »Hörst du mich, Writer? Wo ist das Negativ?«
Die Frage durehdrang den Nebel in Writers Kopf. Durch die Schleier, die seinen Blick wieder und wieder trübten, sah er, sich genau gegenüber, den weißlackierten Schrank.
»Dort!« sagte er leise.
Black folgte Writers Blick. Er schüttelte ihn. »Wo? Genauer? Rede!«
Der Fotograf sackte in sich zusammen. Black erkannte, daß Writer wieder ohnmächtig geworden war. Er sprang auf, stürzte zu dem Schrank, riß die Tür auf und sah einhundertundfünfzig Metallhülsen vor sich, in denen John Sander die Negative seiner Fotografien verwahrte.
In dieser Sekunde läutete das Telefon. Evelyn machte unwillkürlich eine Bewegung zur Tür. Black stoppte sie mit einer Handbewegung.
»Bleiben Sie vom Apparat! Wer ruft Sie um diese Zeit an?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht mein Mann!«
»Was geschieht, wenn Sie nicht ans Telefon gehen?«
»Es wird ihm merkwürdig Vorkommen. Er weiß, daß ich um diese Zeit das Mittagessen richte und immer in der Wohnung bin.«
Black ergriff Evelyns Arm. »Bring die Göre mit, Spencer!« befahl er. Er führte die Frau in den Wohnraum. Das Telefon läutete wieder und wieder.
»Sprechen Sie mit Ihrem Mann!« zischte der Gangster. »Aber machen Sie ja keinen Unsinn, Sie würden es bereuen!«
Evelyn schien der Telefonhörer so schwer, als wäre er aus Blei. »Hallo!« sagte sie in den Hörer. Sie hörte die Stimme ihres Mannes. »Hallo, Evelyn, bist du es? Warum meldest du dich nicht? Ich habe den Apparat schon ein dutzendmal läuten lassen.«
»Oh, John«, sprach sie in die Muschel. Sie wunderte sich selbst, daß ihre Stimme natürlich klang. »Ich war im Garten. Ich wollte ein wenig Petersilie für den Salat schneiden. Kommst du pünktlich zum Essen?«
Es dauerte unerträgliche Sekunden, bevor Sander antwortete: »Ich werde früher kommen. Aus diesem Grunde rufe ich dich an.«
»Fein, John, ich freue mich!«
Sander hängte abrupt ein. »Bis nachher, John!« schrie Evelyn in den Apparat. Sie ließ den Hörer aus der Hand gleiten. Ihr Haar war naß von Schweiß.
Black hob den Hörer auf. »Kommt Ihr Mann nach Hause?«
»Ja, er kommt immer gegen Mittag!« Der Gangster nagte an seiner Unterlippe. »Höchste Zeit, daß wir uns beeilen. Scheren Sie sich zurück in die Dunkelkammer.«
Er stieß die Frau vor sich her. Frosky folgte ihm mit dem Mädchen.
»Noch einmal!« schrie Black Evelyn an. »Wo ist das Negativ?«
»Ich schwöre Ihnen, daß ich es nicht weiß. Vielleicht hat Writer seinen Film in eine der Hülsen gesteckt.«
Der Gangster holte die erste Hülse, die ihm in die Finger geriet, nahm den Deckel ab und schüttelte die Filmrolle heraus.
Die Rolle fiel auseinander zu einem knapp drei Fuß langen Streifen. Black hielt ihn gegen das Licht. Er hatte keine Übung, hatte selbst nie fotografiert.
Die umgekehrten Helligkeitswerte des Negativs verwirrten ihn. Er vermochte nicht einmal eindeutig zu erkennen, welche Bilder auf dem Streifen festgehalten waren.
»Zum Teufel!« schrie er, jetzt am Iiande seiner Selbstbeherrschung. »Wie kann man erkennen, welcher Film der richtige ist?«
»Wir haben ein Betrachtungsgerät für Negative«, sagte Evelyn. Sie wies auf den Apparat, der am linken Ende des Entwicklertisches stand.
»Zeigen Sie mir, wie man es handhabt!«
Sie schaltete die Beleuchtung ein. Sic mußte über Writers ausgestreckte Beine hinwegsteigen. Black folgte ihr.
»Hier müssen Sie den Filmstreifen einführen!« erklärte sie. »Dann müssen Sie ihn abspulen und dabei durch diese Vergrößerungslupe betrachten.«
Er schob sie grob zur Seite und hantierte an dem Apparat. Nach weniger als zehn Sekunden riß er den Streifen heraus. »Da sind Sie und das Mädchen drauf!« Er ließ die Spule fallen. »Bring eine Handvoll von den Dingern her, Spen!« rief, er Frosky zu. Das Teiggesicht griff mit beiden Händen zu.
»Helfen Sie uns!« fauchte Black Evelyn an. »Sie haben Übung! Sie können auf den ersten Blick sehen, ob ein Film für mich interessant ist oder nicht! Vorwärts, Lady! Denken Sie immer daran, was geschehen kann, wenn Sie nicht spuren!«
Wortlos griff Evelyn nach einer Metallhülse.
***
John Sander wandte uns ein Gesicht zu, das von einer zur anderen Sekunde aschfahl geworden war. »Evelyn ist nicht allein in der Wohnung«, stieß er hervor.
»Sagt sie das?«
Er schüttelte den Kopf. Das Formen der Worte fiel ihm so schwer, als wäre er betrunken.
»Sie sagte,
Weitere Kostenlose Bücher