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0309 - Der Horror-Alchimist

0309 - Der Horror-Alchimist

Titel: 0309 - Der Horror-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Wie beispielsweise Jakob Kellermann.
    Der Medicus schürzte die Lippen. Fiebrige Erregung hatte ihn erfaßt. Einen Moment zögerte er noch, sein gefährliches Vorhaben in die Tat umzusetzen. Die Schergen der Inquisition lauerten überall, und sein Ruf war auch ohne den Frevel, den er sich gerade anschickte zu begehen, nicht gerade der beste. Er war ein Mann mit vielen Feinden, die sich in allen Bevölkerungsschichten tummelten, bis hin zum Hochadel. Wenn ihm einer davon an den Kragen wollte, so bot er ihm mit seinem Plan die beste Handhabe…
    Und gerade deshalb, dachte Kellermann, darf ich keine Zeit mehr verlieren!
    Nur Mond und Sterne waren Zeugen, als er den Leichnam des Gehenkten vom Baum abschnitt. Er wickelte den Toten sorgfältig in ein großes Tuch und legte ihn anschließend auf den mitgebrachten Holzkarren.
    Eine Stunde später erreichte er auf allerlei Umwegen sein Labor in der Innenstadt.
    Niemand hatte ihn bei seinem schändlichen Tun beobachtet.
    Man schrieb den Morgen des 26. August 1795.
    Jakob Kellermanns Todestag.
    Doch davon ahnte er noch nichts…
    ***
    San Leone/Urbino
    »Er stirbt«, flüsterte der Page hinter vorgehaltener Hand, als er auf den Korridor des Schlosses hinaustrat und die Tür hinter sich zuzog. »Ich habe gehört wie der Dottore mit ihm sprach. Er ist bei klarem Verstand, aber sehr schwach. Vom Essen hat er keinen Bissen angerührt. Seht selbst.«
    Wie zur Bekräftigung hielt er den wartenden Neugierigen das vollbeladene Tablett entgegen.
    Im nächsten Moment stob die Menschenmenge auseinander, als sich das schwere Portal zum zweiten Mal öffnete. Eine mickrige, gebeugt gehende Gestalt in weitem Umhang trat heraus. Der Mann war kahlköpfig und hatte eine ungesunde, wächserne Gesichtsfarbe.
    Sein Name war Francesco di Bartolome. Er war ein mittelmäßiger Arzt mit zwielichtigem Ruf - womit er zu seinem promimenten Patienten paßte.
    »Er schläft«, wandte er sich mit ausdrucksloser Miene an den Pagen, der als einziger zurückgeblieben war. »Sorge dafür, daß ihn niemand stört. Die geringste Aufregung kann tödlich sein.«
    Der Page nickte fröstelnd.
    »Ich komme gegen Abend noch einmal vorbei. Ich fürchte, er wird die kommende Nacht nicht überstehen. Sage dem Priester Bescheid, er soll sich bereithalten. Möglich, daß wir ihn noch heute brauchen…«
    Der Page nickte abermals.
    Di Bartolome ließ ihn stehen und stapfte den langen Korridor hinunter.
    Weder er noch der Page oder sonst jemand im Schloß ahnten, was sich in diesen Sekunden im Zimmer des Sterbenden abspielte…
    ***
    Dem Schwachkopf träufelte der Speichel aus den Mundwinkeln über das Kinn und verlor sich irgendwo hinter dem verschlissenen Kragen seines Hemdes.
    Jakob Kellermann verlor keine Zeit. Sein minderbelichtetes Faktotum hatte erst nach dem sechsten Klopfen die Pforten des schweren Holztores geöffnet und half nun schwitzend und keuchend, den Karren mit der Leiche in den Vorhof zu schieben.
    »Ah, Meister«, hechelte er unterwürfig, als sie vor der Treppe anhielten, die hinunter ins Kellerlabor führte. Er rannte zum Tor zurück und verschloß es in Windeseile. Anschließend hetzte er zurück und half Kellermann, den Toten vom Karren zu hieven und die steile Treppe hinunterzuverfrachten.
    Mit einem Fußtritt stieß der Medicus die altersschwache Labortür auf. Gemeinsam mit Johannes schleppte er den gewichtigen Leichnam zum Seziertisch in der Mitte des Gewölbes und legte ihn ab.
    Sofort umwieselte der Idiot den Tisch, stellte sich ans Kopfende, hob das Tuch und betrachtete den bleichen Toten mit sichtlichem Entzücken.
    Kellermann stieß ihn angewidert zur Seite, worauf Johannes in ein kindliches Gewimmere verfiel, sich aber fortan in respektvollem Abstand hielt.
    Das Gewölbe besaß keinerlei Fensteröffnung zum Hof hinauf. An den rußgeschwärzten Wänden waren mehrere blakende Fackeln befestigt, die zitterndes Licht streuten, und an der gegenüberliegenden Bruchsteinmauer befand sich eine offene Feuerstelle, aus der gierige Flammenzungen an einem verbeulten Kupferkessel hochleckten, in dem etwas Undefinierbares brodelte. Der Gestank, der davon ausging, konnte durchaus mit dem allmählich erwachenden Verwesungsgeruch des Leichnams konkurrieren…
    Linkerhand vom Seziertisch war ein gewaltiger Destillationsapparat aufgebaut, in dem eine blutrote Flüssigkeit pulsierte. An den Wänden wuchsen derbe Holzregale bis zur Decke, die angefüllt waren mit zerfledderten, abgegriffenen Folianten und uralten,

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