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0447 - Der Terraner und der Gläserne

Titel: 0447 - Der Terraner und der Gläserne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einer leuchtenden Perle.
    Die Atmosphäre von Titan, die dafür sorgte, daß der Himmel nicht schwarz sondern dunkelblau erschien, hatte sich in den vergangenen Jahrtausenden zum Teil in Eisfeldern niedergeschlagen. Vor allem die Ebenen waren davon bedeckt, aber auch Berge und Felsen trugen Spuren des längst abgeschlossenen Prozesses.
    Das Bild, das sich meinen Augen bot, beeindruckte mich immer wieder.
    Ich bezweifelte, daß Merkosh ähnlich empfand, denn er nahm sich niemals die Zeit, einen Augenblick stehen zu bleiben und sich umzusehen. Sein Volk hatte wahrscheinlich völlig andere Schönheitsbegriffe entwickelt.
    Wenn er ab und zu von seiner Heimat sprach, entwickelte der Gläserne Phantasie und Gefühl. Was er mir allerdings beschrieb, mußte vollkommen fremdartig sein, denn ich konnte mir kein richtiges Bild davon machen.
    Maasbar!
    Allein der Name war geheimnisvoll.
    Ich gab mir einen Ruck.
    Jetzt durfte ich Merkosh auf keinen Fall aus den Augen verlieren.
    Er hatte sich schon ein paar Dutzend Meter von mir entfernt. Hier draußen besaß er nicht den Vorteil einer größeren Schnelligkeit, denn ich konnte ihn mit Hilfe meines Flugaggregats jederzeit einholen. Der Projektor, den ihm das Robotgehirn zur Verfügung gestellt hatte, war meinem nicht überlegen.
    Ich hielt es nicht für ausgeschlossen, daß die Zentrale der Station eine Art von „Gerechtigkeitssinn" besaß und keinem ihrer unfreiwilligen Gäste einen Vorteil verschaffen wollte.
    Ich holte Merkosh ein. Er tat, als bemerkte er mich nicht.
    Rechts von uns ragte eine zweitausend Meter hohe Felswand in den Himmel des Saturnmondes. Dort befand sich der Haupteingang der Station. Einmal war ich auf die Gipfel der anschließenden Berge geflogen und hatte eine mit zahlreichen Windungen durchzogene Schlucht entdeckt, die drei Kilometer weit nach Süden verlief. An die südlichen Randgebiete schloß sich eine ausgedehnte Geröllebene an.
    Die Seitenpforte, durch die wir die Station verlassen konnten, lag außerhalb der langen Schlucht. Links von diesem Tor erstreckte sich eine Doppelkette zwei- bis fünfhundert Meter hoher Berge.
    „Führst du mich jetzt zu deinem Versteck, Gläserner?" fragte ich den Oproner gespannt.
    Er blieb stehen. In seinem Schutzanzug sah er kräftig aus. Ein unaufmerksamer Beobachter hätte ihn für einen Menschen halten können.
    „Wrrreißt du nicht, wo dieses Versteck liegt?" erkundigte er sich.
    Obwohl er dabei pfiff und röchelte, als wollte er jede Sekunde sein Leben aushauchen, hörte ich den lauernden Unterton aus seiner Stimme heraus.
    „Ich kenne die ungefähre Richtung, in der wir uns bewegen müssen, Gläserner", antwortete ich vorsichtig. Ich deutete zu der spitzen Felsnadel, von der ich annahm, daß sie Merkosh als Bezugspunkt diente. „Dort ist dein Wegweiser."
    „Gaahk-gaahk-gaahk!" dröhnte es in meinem Helmlautsprecher.
    Wir flogen nebeneinander über ein paar schroffe Felszacken hinweg. Der Boden besaß, sofern er nicht von Trockeneis bedeckt war, eine dunkelbraune bis schwarze Färbung und war von Rissen durchzogen. Wo immer wir unsere Füße aufsetzten, berührten sie totes Gestein, das niemals Leben getragen hatte.
    Plötzlich ließ Merkosh sich zu Boden sinken.
    „Sind wir angekommen?" fragte ich.
    „Nein!" Ich sah, wie er sich an seinem Aggregat zu schaffen machte.
    „Was ist passiert?"
    „Ich wrrreiß nicht, Robrrinson der Zwrrreite", gab er zurück. „Auf jeden Fall kann ich nicht weiterfliegen."
    Ich stieß eine Verwünschung aus. Das war doch nur ein übler Trick des Gläsernen. Indem er Bewegungsunfähigkeit vortäuschte, wollte er eine Entdeckung seines Verstecks verhindern. Inmitten dieser Felsen konnte man ohne Flugaggregat nur mühsam vorankommen.
    Ich landete neben dem Oproner am Boden. Er ließ es zu, daß ich das Aggregat untersuchte. Ich konnte keinen Schaden feststellen, aber als ich es auf volle Leistung schaltete, gab es nicht genügend Energie ab, um Merkosh vom Boden abzuheben.
    „Du hast es absichtlich beschädigt, Bohnenstange!" warf ich ihm wütend vor. „Damit willst du verhindern, daß ich dein Versteck zu sehen bekomme. Aber darauf lasse ich mich nicht ein. Ich weiß, wo deine Sachen liegen. Dort werde ich jetzt hinfliegen und mich umsehen. Du kannst meinetwegen zurückbleiben und warten, bis ich dich hole."
    Er bekam einen Tobsuchtsanfall, Diese Zornesausbrüche waren gefährlich, denn es bestand jedesmal die Gefahr, daß er seine Böse Stimme gegen mich einsetzte. Durch

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