Zum Glück Gezwungen (German Edition)
"Die bringen mich um!" schrie er. Ich persönlich war da etwas anderer Meinung, aber Alex hat halt einen gewissen Hang zur Melodramatik. Vermutlich hätte er sogar einen ganz brauchbaren Schauspieler abgegeben, aber dummerweise hatten seine Eltern entschieden, dass er mit einem Jurastudium besser bedient war. Und da seine Eltern ihn finanzierten, war Alex - Entschuldigung, Frank-Alexander Stüllten-Wiesental - ihren Anweisungen brav gefolgt. Aber wie die meisten Studenten ließ er das Studium etwas schleifen, kaum dass er dem elterlichen Haushalt entkommen war. Womit wir wieder bei der gegenwärtigen Situation wären. "Oh Scheiße, das war schon die zweite! Beim nächsten Mal bin ich fällig!" Alex hatte mal wieder eine Prüfung in den Sand gesetzt. Das war nichts neues für ihn oder für mich, aber dieses Mal ging es ums Ganze: Wer drei Mal durch die gleiche Prüfung fällt, fliegt von der Uni und darf in Deutschland das Fach nicht mehr weiterstudieren. Und das würde den nächsten Besuch bei den Eltern dann wohl ausgesprochen unangenehm machen. Schließlich ließen sie sich sein Studium an einer Eliteuni einiges kosten.
An der Stelle kam dann ich ins Spiel. Zwar war Alex nicht unbedingt der hellste, aber er war klug genug um zu erkennen, dass er Hilfe brauchte. Also hatte er mich gebeten, ihm Nachhilfe zu erteilen - gegen ein gewissen Entgelt, versteht sich. Das traf sich gut, denn ich hatte kein reiches Elternhaus, dass mir die Studiengebühren bezahlte. Dazu kam, dass Alex wirklich ausgesprochen gut aussah. Kräftig gebaut, mit einem markanten Kinn und tiefblauen Augen war er der wohl begehrteste Junggeselle seines Jahrgangs, und er war Single. Er wusste, wie er seine Stärken ausspielen konnte - sein Lächeln verwandelte regelmäßig erwachsene Frauen wieder in stotternde Schulmädchen. Selbst mich ließ es nicht völlig kalt. Im Gegenteil, ich hatte mich während unserer Nachhilfestunden ziemlich in ihn verknallt, auch wenn ich es ihm nicht zeigen konnte oder wollte. Und daher war seine Problem eine goldene Gelegenheit für mich.
"Na, noch kannst Du ja die Wiederholdungsprüfung bestehen." sagte ich kühl. "Du musst Dich nur ein bisschen anstrengen und dafür Lernen." "Ich hab mich angestrengt!" schrie er wütend zurück, "Ich hab doch gelernt! Und dieser Scheiß kommt dabei raus!". Das konnte ich so natürlich nicht stehen lassen. "War das vor oder nach dem dreitägigen Videospielemarathon?" gab ich trocken zurück und zog eine Augenbraue hoch. Sein Gesicht verdunkelte sich, halb aus Scham, halb aus Zorn. Alex hasst die Augenbraue. Er antwortete mit einem ausgestreckten Mittelfinger. Dann schmiss er den zusammengeknüllten Zettel mit dem Prüfungsergebnis in die Ecken und sank auf seinem Stuhl zusammen. Ich seufzte innerlich. So sehr ich seine Eltern als meine indirekten Geldgeber mochte, so sehr verfluchte ich sie manchmal. Sie hätten wirklich besser daran getan, ihrem kleinen Liebling mal beizubringen, wie man mit Rückschlägen umgeht. Alex war der Typ, der allzu schnell aufgab. Ich wusste, dass er die Prüfung schaffen konnte. Und wenn er von der Uni flog, war auch mein hübscher Nebenverdienst futsch. Also war es Zeit für die schweren Geschütze.
"Hör zu." sagte ich und lehnte mich etwas vor. "Ich mach Dir einen Vorschlag. Da Bestrafung offensichtlich nicht funktioniert, versuchen wir es mit Anreizen." Sein Gesicht verzog sich zu einem sarkastischen Grinsen. "Oh, ein romantischer Ausflug zu zweit in die Bibliothek. Ich bin von meinem Verlangen danach förmlich überwältigt." Er hatte es sicher nicht so beabsichtigt, aber sein Kommentar ließ mein Herz ein wenig schneller schlagen. Ich hatte schon etwas länger vermutet, dass Alex durchaus Gefallen an mir hatte, aber dieser kurze, unbedachte Satz schien es zu bestätigen. Das war für meinen Plan durchaus von Vorteil, auch wenn es nicht zwingend nötig war. Ich kannte schließlich meinen Pappenheimer. "Besser." sagte ich und schüttelte kurz den Kopf, "Wenn Du Dich in der Wiederholungsprüfung gut schlägst - sagen wir, eine 2,0 oder besser - kannst Du einen Abend lang mit mir machen was Du willst."
Das hatte er offensichtlich nicht erwartet. In seinen großen Augen konnte man förmlich sehen, wie in seinem Kopf die Zahnräder arbeiteten. "'Alles'?" fragte er ungläubig und ich nickte. "Also wenn ich Sport schauen will und Dir sage Du sollst mir Bier holen...dann machst Du das?" Ich nickte, auch wenn ich diesen Gang der Ereignisse für eher
Weitere Kostenlose Bücher