0449 - Chirons Höllenbraut
hinaus.
Doch Nicole durfte nicht aufatmen.
Was immer auch geschehen war, daß Chiron es für wichtiger hielt, nach dem Rechten zu sehen - es verschaffte ihr keinen Aufschub. Denn der andere Zentaur setzte Chirons mörderisches Werk fort.
Er hielt die Fackel an das Reisig, das sofort lichterloh aufflammte…
***
Es war Julian plötzlich, als würde ein Druck auf seinem Bewußtsein um eine Winzigkeit schwächer. Sofort hielt er inne und begann für sich die neue Situation zu analysieren. Seine beiden Krieger eilten weiter. Sie sahen sich nicht nach ihrem Fürsten um. Sie wußten ja, daß er eine kräftesparende Methode besaß, ihnen zu folgen. Sie selbst bewegten sich scheinbar unermüdlich wie Maschinen. Aber Julian merkte, daß sie nicht mehr so schnell waren wie zu Anfang. Ihre Kräfte waren nicht unerschöpflich. Immerhin hatte er sie nach menschlichem Vorbild geschaffen, und Menschen ermüden unter Dauerbeanspruchung.
Das war also völlig normal.
Die Distanz zwischen ihnen und Julian wurde rasch größer. Der Herr der Träume begann seine neuen Möglichkeiten auszuloten. Abermals versuchte er, seine Welt zu verlassen und damit auch zugleich alles mit einem Gedankenbefehl zum Zusammenbruch zu bringen, aber das gelang ihm ebensowenig, wje seinen Palast wieder entstehen zu lassen und alles, was dazu gehörte.
Aber er konnte schon mehr ausrichten als noch kurz zuvor. Er konnte die Entfernung bis zu dem Zentaurendorf verringern, und er hatte plötzlich nicht mehr nur zwei, sondern eine ganze Handvoll Krieger zur Verfügung.
Er stattete sie mit Pferden aus, auf denen sie reiten konnten. Er selbst träumte sich ebenfalls ein Reittier, um zwischen seinen Kriegern nicht mehr durch seine schwebende Fortbewegungsmethode aufzufallen, sondern nur noch durch seine Kleidung. Die Krieger selbst waren schwer bewaffnet, aber gerade mal in Fellstiefel und Lendenschurze gehüllt. Schon allein die Kleidungs-Hierarchie sollte klarstellen, wer hier das Sagen hatte.
Julian lächelte zufrieden. Er hatte wieder ein paar Punkte gemacht. Ein Stück seines Traumes zurückerobert. Das war ein weiterer bemerkenswerter Fortschritt. Aber er hatte auch die dumpfe Befürchtung, daß er diesen Fortschritt nicht allein sich selbst zu verdanken hatte. Da war etwas anderes in seinen Traum eingedrungen.
Dieses andere mußte der Auslöser geworden sein.
»Verdammt«, murmelte er. »Warum müssen sich alle, die ihre Streitigkeiten miteinander auszutragen haben, ausgerechnet in meiner Welt treffen? Können sie sich nicht anderweitig gegenseitig zu Tode schwächen?«
Er gab seinem Pferd die Hacken zu spüren. Es jagte im rasenden Galopp vorwärts, den beiden Kriegern nach, die vorausgelaufen waren und sich jetzt plötzlich ebenfalls als Vorhut in Sätteln wiederfanden. Und die anderen Krieger folgten ihrem Fürsten dichtauf.
***
Zamorra holte schnell auf. Es wunderte ihn nicht, wesentlich schneller zu sein als das nackte Mädchen mit den silbernen Augen. Er trainierte immerhin ständig, um körperlich fit zu sein; das war häufig genug lebensrettend. Und seine Muskeln waren stärker ausgearbeitet als die der Schwarzhaarigen.
Immer noch sandte ihm das Amulett ablehnende und protestierende Impulse zu. Gerade so, als scheute es die neuerliche Begegnung, als wolle es nichts mit der Schwarzhaarigen zu tun haben.
Zamorra verschloß sich innerlich, drängte das ihm aufoktroyierte Unbehagen mit aller Kraft zurück.
Jetzt war er nur noch ein paar Meter von der Flüchtenden entfernt.
Er begriff ihr Verhalten nicht, das sich so extrem verändert hatte. Warum hatte sie jetzt plötzlich so panische Angst vor ihm?
Den Vergleich zwischen der Schwarzhaarigen und seinem Amulett zog er nicht. Auf diese Idee kam er erst gar nicht. Er dachte in komplizierteren Bahnen und fand deshalb keine Erklärung.
Dann hatte er sie eingeholt.
Er streckte die Hand aus, griff zu, um die Flüchtende zu berühren.
Im gleichen Moment schaltete sein Amulett sich wieder ab!
Er spürte es. Alles, was von Merlins Stern ausging, verlosch von einem Moment zum anderen! Die erneute Selbstabschaltung verblüffte ihn dermaßen, daß Zamorra stolperte. Er konnte seinen Sturz nicht mehr aufhalten, brachte es dann aber fertig, ihn in eine Rolle vorwärts umzuwandeln und wieder auf die Beine zu kommen. Sofort setzte er der Flüchtenden wieder nach. Die paar Meter Vorsprung, die sie gewonnen hatte, konnte er schnell wieder einholen.
Aber aus Richtung des Dorfes kam ihm jetzt jemand
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