045 - Mörder der Lüfte
Körper stürzte aus der Kanzel, schlenkerte mit Armen und Beinen, bis eine Wolke aus dunklen Vogelkörpern ihn einhüllte.
Dorian senkte den Kopf, wandte sich Coco zu, die immer noch an den Fels gekettet war.
Castillo meinte, durch den auf ihn einstürmenden Schmerz den Verstand verlieren zu müssen. Als sich der Schmerz wieder zu legen begann, erkannte er in maßlosem Entsetzen, was er zu bedeuten hatte.
Sein Körper war gestorben. Nun war er im weißen Adler gefangen, auf ewig verdammt, in diesem Körper zu leben.
Mit einem langgezogenen Schrei aus der Kehle des Adlers mobilisierte er alle seine Vögel zum letzten Angriff gegen das Flugzeug, mit dem sie bisher nur gespielt hatten, und kurz darauf konnte er den Anblick der abtrudelnden Maschine genießen. Aber dieser Anblick machte nicht den Schmerz über den Verlust seines menschlichen Körpers wett.
Seine Adleraugen erfassten in der Ferne den Mann, der ihm das angetan hatte. Der Dämonenkiller rannte über die Plattform zu jener Frau, die Prometheus' Schicksal hatte erleiden sollen.
Es würde ihm eine Genugtuung sein, Dorian Hunter ein ähnliches Schicksal zuzufügen wie seiner geliebten Coco.
Nun, er war bereit, das Beste aus seiner Situation zu machen. Hatte er nicht immer die anderen Dämonen bedauert, dass sie in den Körpern von Menschen dahinvegetieren mussten? Er würde leben, frei sein im Körper des weißen Adlers.
Er brauchte nur noch einen einzigen Gegner zu beseitigen, der ihm gefährlich werden konnte.
Als er sich mit kräftigen Flügelschlägen dem Dämonenkiller nähern wollte, fiel von oben ein Schatten auf ihn. Der Schatten eines anderen Adlers. Es war ein prächtiges Exemplar, groß, kräftig wie der weiße Adler.
Aber es war ein fremder Vogel. Er gehörte nicht in diesen Canyon. Es war ein Feind!
Castillo, im Körper des Weißen, erkannte das in dem Augenblick, in dem der Racheadler sich mit gespreizten Fängen auf ihn herabsenkte. Im nächsten Augenblick spürte er einen glühend heißen Wirbelwind durch sein Gefieder fahren. Dann war der Racheadler auch schon über ihn hinweggeflogen.
Der brennende Schmerz auf dem Adlerrücken brachte Castillo zur Raserei. Aber er konnte sich diesem neuen Gegner nicht zuwenden, denn nun erkannten seine Adleraugen, dass es Dorian Hunter gelungen war, Coco aus ihren Ketten zu befreien.
Der andere Adler konnte warten. Das war ohnehin kein ernsthafter Gegner für ihn. Viel schlimmer war es, wenn er zuließ, dass der Dämonenkiller dieses Mädchen entführte. Wenn er das nicht verhinderte, dann würde Magus VII. ihn für alle Zeiten in die Verdammnis schicken. Und das war schlimmer als der Tod.
So begnügte sich der weiße Adler mit einer Scheinattacke gegen den anderen, erreichte, dass er sich in die Sicherheit größerer Höhen zurückzog und wandte sich dann den beiden Menschen zu, die über die Plattform flüchteten.
»Dorian! Achtung!«
Das war das Letzte, was der Dämonenkiller von Coco hörte. Er blickte sich um, sah den weißen Adler mit ausgebreiteten Fängen heranschießen, die Krallen zum Greifen gekrümmt, ein furchterregendes Monstrum.
Dorian stieß Coco zur Seite und stellte sich dem Adler zum Kampf. Er riss die Winchester hoch. Doch als er abdrückte, gab es nur ein Klicken. Er hatte vergessen nachzuladen!
Dorian schloss mit dem Leben ab. Er drehte die Winchester herum, packte sie am Lauf und erwartete den Mördervogel.
Doch zu spät erkannte er, dass der weiße Adler es nicht auf ihn abgesehen hatte, sondern auf Coco. Als Dorian ihn herumschwenken sah, sich auf Coco stürzen, sie mit den Fängen unter der Achsel packen, war es zu spät, irgendetwas für ihre Rettung zu tun.
Mit ihr in den Klauen, hob der Adler vom Boden ab, flog in den Canyon hinaus. Dorian musste hilflos zusehen, wie Coco entschwand. Er konnte nichts unternehmen, musste den Adler mit seiner Beute ziehen lassen, wenn er Cocos Leben nicht gefährden wollte.
Während Dorian dem weißen Adler nachblickte, sah er einen anderen Adler aus großer Höhe herabstoßen. Es war der Racheadler Jimenez'.
»Nein!«, entfuhr es Dorian. »Nur das nicht!«
Aber der lautlose Tod in Gestalt des Racheadlers stieß unbeirrbar auf seine Beute zu. Da der weiße Adler durch Cocos Gewicht behindert war, hatte der Racheadler alle Chancen, gegen den Dämonenvogel zu siegen. Damit war Coco verloren. Sie würde mit dem weißen Adler zum Grund des Canyons hinunterstürzen.
Dorian lud mit fiebernden Fingern die Winchester. Doch kaum
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