0453 - Die Vögel des Bösen
wenig Geld ins Haus brachte, dabei aber einmal mehr hart am Rand der Legalität lag. Ombre war ein kleiner Gauner, der sich durchs Leben schlug, wo immer sich ein möglichst einfacher Weg anbot.
Also hatten sie auch hier nichts mehr zu tun; wer nicht anwesend war, mit dem konnte man keine Gespräche führen.
Zamorra hatte dann noch einige Male versucht, in Tendyke's Home in Florida anzurufen. Er wußte ja, daß Robert Tendyke dorthin geflogen war, um sein Haus wieder zu übernehmen und aus dem Reich der für tot Erklärten wieder ins Reich der Lebenden zurückzukehren. Aber jedesmal hatte sich dort am Telefon nur der automatische Anrufbeantworter gemeldet, und mit diesen Robotern unterhielt Zamorra sich äußerst ungern, weil das immer so einseitig blieb. Er nahm an, daß Tendyke irgendwo unterwegs war.
Nun waren sie wieder auf dem Rückflug. Hin hatte Gryf sie beide per zeitlosem Sprung vom Château Montagne nach Baton Rouge versetzt; zurück stand der Druide nicht mehr zur Verfügung, aber es war eines der ganz wenigen Male, daß sie mit kaum Gepäck unterwegs waren - immerhin waren sie aufgebrochen, ohne erst ein großartiges Kofferpacken zu zelebrieren, und was sie wirklich dringend brauchten, hatten sie am Zielort eingekauft…
Zamorra dachte einmal mehr an Robert Tendyke. Er fragte sich, wie es der Abenteurer verkraften würde, daß ausgerechnet sein Sohn der neue Herr der Schwarzen Familie geworden war…
***
Tendyke versuchte krampfhaft, nicht daran zu denken. Er verdrängte alle dahingehenden Überlegungen einfach, obgleich die Andeutungen, die Julian ihm nach seiner geheimnisvollen, magischen Rettung aus dem Golf von Mexiko gemacht hatte, kaum einen anderen Schluß zuließen. Aber Tendyke wollte es einfach nicht wahrhaben, daß ausgerechnet Julian die Seiten gewechselt haben sollte, und er war fast froh darüber, daß er genug andere Probleme hatte. [2]
Ohne diese anderen Probleme hätte er allerdings auch recht gut leben können.
Er mußte beweisen, daß er nicht tot war!
Damals, vor etwa einem Jahr, war er von den Behörden für tot erklärt worden, nachdem er mit den Peters-Zwillingen und Julian spurlos verschwunden war. Vorher war eine magische Bombe des Fürsten der Finsternis im Zimmer des Krankenhauses explodiert, in dem sich die kleine ›Familie‹ aufgehalten hatte, und nichts war übriggeblieben - nicht einmal das Fensterglas oder der Putz an den Wänden. Und trotz dieser allesvernichtenden Gluthitze waren die Nachbarzimmer und nicht einmal der Korridor hinter der Tür in Mitleidenschaft gezogen worden.
Nun, als er wieder auftauchte, mußte er feststellen, daß die inzwischen nach El Paso umgesiedelte Verwaltung der Holdinggruppe Tendyke Industries, Inc . ihm einen Verwalter in seinen Florida-Bungalow gesetzt hatte, und dieser Verwalter schien nicht daran interessiert zu sein, das Feld wieder zu räumen. Er hatte Tendyke Schwierigkeiten gemacht und sogar auf ihn geschossen, nachdem der TI-Sicherheitschef Calderone ihm hunderttausend Dollar dafür gezahlt hatte. Tendykes Kreditkarten waren gesperrt, er besaß praktisch nur noch, was er am Leib trug. Und das war nichts außer ein paar Dollar Bargeld und seiner charakteristischen Lederkleidung im Western-Stil.
Und er saß in einer Zelle.
Sheriff Bancroft hatte ihn hinter Schloß und Riegel gebracht. Es war Tendykes Pech, daß ihn in Florida-City niemand so genau kannte, um ihn identifizieren zu können; eine Folge seiner häufigen längeren Abwesenheit. Das damalige Personal war verschwunden - entweder von selbst gegangen oder entlassen worden; so genau hatte sich das noch nicht feststellen lassen. Und Sheriff Jeronimo Bancroft war erst vor kurzem aus einem anderen County hierher gekommen, weil sein Vorgänger, der Tendyke gekannt hatte, sich mit einem tödlichen Autounfall aus der Welt verabschiedet hatte.
Nach dem Flugzeugabsturz und der Rettung durch Julian war Tendyke erst in der Nacht wieder auf seinem Grundstück angelangt, hatte seinen Bungalow betreten und diesen seltsamen Vogel Roul Loewensteen, der der offizielle Verwalter des Anwesens war, zu einem Geständnis überredet, für hunderttausend Dollar auf Tendyke geschossen zu haben. Aber Bancroft war der Meinung, daß dieses Geständnis nur unter Gewaltandrohung erpreßt worden sei, und daß Tendyke sich des Einbruchs und Hausfriedensbruchs schuldig gemacht habe. »Können Sie mir bei Gelegenheit mal verraten, wie man in sein eigenes Haus einbrechen kann?« hatte Tendyke
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