0453 - Die Vögel des Bösen
reagierten. Wenn sie ihn unterstützten, wenn sie ihm halfen, war es für ihn leichter, diesen verwegenen Fluchtplan umzusetzen, und er hätte Lana und Josy ohnehin gern weiter in seiner Nähe gehabt. Er war ein Mann, der mit den Jugendlichen in den Discotheken schon längst nicht mehr konkurrieren konnte, aber Josy und Lana schien das nicht zu stören. Er konnte sie beide immer noch zufriedenstellen, und sie würden bei ihm bleiben, solange er Geld besaß.
Und das würde er ja ins Ausland mitnehmen…
In seinen Träumen nahm der Plan allmählich festere Formen an. Dabei ahnte Roul Loewensteen noch nicht, was auf ihn zukam…
***
Als Uschi Peters mit Zamorra und Nicole vom Flughafen Lyon zurückkehrte, war Ted Ewigk gerade damit fertig, sich den kopierten und zusätzlich auf Papier ausgedruckten Artikel zu Gemüte zu führen. Danach hätte er den Text nicht einmal mehr gebraucht; was darin stand und worauf er sich in seiner eigenen Arbeit beziehen wollte, wußte er ja jetzt.
Zamorras Limousine, mit der die blonde Telepathin den Parapsychologen und seine Lebensgefährtin, die zugleich Partnerin und Sekretärin war, abgeholt hatte, rollte auf dem Innenhof aus.
Ted kam ihnen entgegen. Zamorra zeigte sich überrascht. »Du hier, alter Freund? Sei willkommen! Raffael holt noch 'ne Flasche Wein aus dem Keller und…«
»Die wollte ich gar nicht mehr trinken!« Ted Ewigk erklärte den Grund seiner Anwesenheit. »Ich wollte nur noch eure Rückkehr abwarten und dann wieder verschwinden. Vermutlich wartet Carlotta bereits auf mich.«
Zamorra hatte derweil einen kräftigen Händedruck mit dem Reporter ausgetauscht; Nicole hatte ihm zur Begrüßung einen freundschaftlichen Kuß auf die Wange gegönnt, und Uschi Peters gewährte ihm eine innige Umarmung.
»Vielleicht solltest du doch noch ein paar Minuten unser Gast bleiben«, sagte Nicole. »Wir haben dir etwas zu erzählen.«
Wenig später befanden sie sich zu dritt in Zamorras Arbeitszimmer. Von dort aus hatte man einen hervorragenden Ausblick über das Loire-Tal. Raffael reichte gut temperierten Cognac und zog sich dann zurück. Zu dritt saßen sie sich in den bequemen Sesseln gegenüber.
Zamorra berichtete von den Erlebnissen in Baton Rouge und den daraus resultierenden Schlußfolgerungen. Ted Ewigk hörte aufmerksam zu.
»Julian?« sagte er schließlich nachdenklich. »Julian als Fürst der Finsternis? Das kommt hin. Es erklärt auch, warum ich von Anfang an eine starke Abneigung gegen diesen Jungen hatte. Mit seinem Erwachsenwerden im Schnell-Durchlauf konnte das nichts zu tun haben, weil ich oft genug mit magischen Wesen zu tun gehabt habe. Aber es muß seine Veranlagung zum Bösen gewesen sein, die ich gespürt habe.«
Nicole widersprach heftig. »Es Veranlagung zu nennen, halte ich für übertrieben, Ted! Er experimentiert einfach nur mit seinen Möglichkeiten.«
Ted blieb skeptisch. »Nach dem, was ihr mir da erzählt habt, geht das schon über das Experimentierstadium hinaus, und ihr solltet auch nicht vergessen, daß ich diese Abneigung gegen ihn schon vom ersten Augenblick an hatte, in dem ich ihm gegenüberstand! So etwas kommt bei mir nicht von ungefähr. Es muß aus dem Para-Sektor heraus kommen, zu dem auch mein Reporter-Gespür zählt, das mich mit absolut untrüglicher Sicherheit auf bestimmte, beachtenswerte Dinge hinweist oder mich warnt. Und eine Art Warnung meines Para-Sektors war auch diese Abneigung, die nunmehr ihre Bestätigung gefunden hat.«
Er sah Zamorra und Nicole an. »Weiß Robert davon?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich glaube, nein. Er war auch in den letzten Tagen nicht telefonisch zu erreichen. Du weißt ja, daß er nach Florida geflogen ist, um seinen Besitz wieder in seinen Besitz zu bringen… äh… eine unglückliche Formulierung. Wenn dies ein Roman wäre, würde der Lektor sie mir wahrscheinlich streichen, weil es schlechter Stil ist…«
Ted winkte ab. »Er weiß also nicht, daß sein Sohn unter die Bösewichte gegangen ist. Ist das auch der Grund, weshalb wir das hier unter sechs Augen besprechen? Hast du keine Angst, Zamorra, daß die Zwillinge telepathisch lauschen und es erfahren, um dann auszuflippen? Immerhin ist Uschi Peters Julians Mutter, und sie dürfte es nicht sonderlich gut verkraften, zu erfahren, wie ihr Sohn den Weg in den Tod beschreitet.«
»Du solltest dich daran erinnern, daß erstens Telepathen wie die Peters-Zwillinge anderes zu tun haben, als unaufgefordert in den Gedanken anderer Leute zu
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