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0453 - Die Vögel des Bösen

0453 - Die Vögel des Bösen

Titel: 0453 - Die Vögel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Menge Ärger eingebrockt. Daß es sich um das sechste in der Reihenfolge der Erschaffung handelte, wußte niemand. Merlin vielleicht, aber der war bislang weder danach gefragt worden noch hatte er sich von selbst dazu geäußert. Ombre wußte auch nicht, daß es mit diesem Amulett eine ganz besondere Bewandtnis hatte. Er wußte nur, daß es über seltsame magische Fähigkeiten verfügte und daß er es bis jetzt noch nicht in den Griff gekriegt hatte, wie er es gezielt nutzen konnte. Er hatte immer nur hoffen können, daß es ihn aus verfahrenen Situationen wieder herausholte, in die es ihn allein durch seine Existenz hineingeritten hatte - aber ersteres kam auch nicht gerade häufig vor.
    Diesmal hatte es sogar zu seinem Untergang geführt. Es hatte im Thronsaal des Fürsten eine Explosion verursacht, durch die dessen Knochenthron zerstört worden war. Bei seinem anschließenden Fluchtversuch war Ombre von dem Erzdämon Astaroth eingefangen und eingesperrt worden, und Astaroth hatte ihm das Amulett abgenommen.
    Wenn es nicht gleichzeitig um Ombres Leben gegangen wäre, der Neger wäre heilfroh darüber gewesen, denn so oft er versucht hatte, dieses Amulett wieder loszuwerden, so oft war es auf rätselhafte Weise wieder zu ihm zu rückgekehrt. Gerade so, als habe es ihn in Besitz genommen und nicht umgekehrt.
    Und nun begann die Temperatur in seiner Zelle zu steigen.
    Sie mußte schon bei über dreißig Grad liegen. Gerade mal zehn Schritte in jeder Richtung maß dieser fensterlose Raum. Woher die Atemluft kam, konnte Yves Cascal nicht sagen, denn er hatte keine einzige Öffnung im Mauerwerk gefunden. Nicht einmal die Tür, durch welche er hier hereingestoßen worden war.
    Die Hölle!
    Er hatte nie eine Vorstellung davon gehabt. Hölle, das war für ihn immer etwas Abstraktes gewesen. Ein Begriff, der den Hort des Bösen darstellte und den Ort, an dem die Seelen der Bösen für alle Zeiten im ewigen Feuer brannten und für ihre Untaten büßten.
    Aber es schien ganz anders zu sein. Eine Brutstätte dämonischer Kreaturen, geisterhafter Schreckgestalten, die jeglicher Beschreibung spotteten, und außerdem schien diese ›Hölle‹ auch keine irdischen Naturgesetze zu kennen oder hatte sie zumindest teilweise außer Kraft gesetzt, denn wie sonst hätte man Ombre in diese Zelle sperren können, ohne dabei eine Tür zu benutzen?
    Und es wurde immer noch heißer!
    Hatte ihn Astaroth belogen? Wollte der ihn vielleicht doch nicht nur einen Kopf kürzer machen lassen, sondern ihn in dieser Zelle dünsten und ausdörren lassen? Einen Menschen mit erbarmungsloser Hitze umzubringen, war auch nicht gerade die humanste Art des Tötens.
    Cascal schwitzte schon nicht mehr.
    Es gab keine Flüssigkeit in seinem Körper mehr, die er in nennenswerter Weise ausschwitzen konnte. Aber in ihm gab es Durst, tierischen Durst, und die Zunge klebte förmlich an seinem Gaumen. Längst hatte er jedes Zeitgefühl verloren. Wie lange diese furchtbare Hitze schon andauerte, wußte er nicht. Warum der Boden, auf dem er ermattet lag, nicht so heiß war, daß er verbrannte, konnte er auch nicht sagen, und in seinem gegenwärtigen Zustand stellte er sich auch diese Frage gar nicht.
    Er litt einfach nur noch.
    Er erlebte sein Fegefeuer. War dies die Strafe dafür, daß er sich immer hart am Rand der Legalität bewegt hatte? Er war doch nichts anderes als ein kleiner Gauner, der sich einigermaßen durchs Leben zu schlagen versuchte. Daß er dabei manchmal kleine Tricks anwenden mußte, war für ihn normal, aber er nahm auch ehrliche Arbeit an - nur nie für lange, weil er als Ungelernter entweder nur kurzfristige Jobs bekam, oder sein Ruf ihn einholte und sein Chef ihn wieder feuerte. Trotzdem hatte er es jahrelang immer wieder fertiggebracht, nach dem Tod der Eltern seine beiden jüngeren Geschwister zu versorgen und seinem an den Rollstuhl gefesselten Bruder sogar eine College-Ausbildung zu ermöglichen. Er selbst war mit dem zufrieden, was er hatte. Seine Welt war überschaubar.
    Gewesen.
    Bis zu dem Moment, als er in den Besitz dieses vertrackten Zauber-Amuletts kam.
    Er halluzinierte.
    Die Hitze, die ihn ausdörrte, begann seinen Verstand zu verwirren. Er sah Dämonengestalten, wie er sie nie zuvor sich hatte vorstellen können. Er sah eine wandernde, körperlose Seele, die sich ›Eysenbeiß‹ nannte, in die Zukunft schauen konnte und doch nicht wußte, ob sie irgendwann wieder einen eigenen, festen Körper besitzen würde. Er glaubte einen Dämon

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