0454 - Tal der Skelette
Berührte Saras Stirn. Sekundenlang entstand eine Verbindung.
Sofort zog Merlin sich wieder zurück. Der winzige Augenblick eines Kontaktes zur Außenwelt hätte bereits genügt, Sara zu wecken und sie mit aller Gewalt die Sperren durchbrechen zu lassen. Merlin war sich des Risikos nur zu bewußt. Aber vielleicht war er doch zu sehr Mensch, wenn er nicht über seine starken magischen Kräfte verfügte, als daß er eben diese menschlichen Gefühle verleugnen konnte. Er mußte doch wissen, was mit seiner Tochter geschehen war!
Jetzt wußte er es.
Sie war geistig wie körperlich unversehrt.
Zumindest seinem Kontaktversuch nach.
Er starrte sie an.
War da nicht ein leichtes Zucken, eine heimliche Bewegung? Hatte Merlin mit seiner Berührung zuviel riskiert? Würde Sara Moon erwachen, ihr Gefängnis sprengen und ihr unheilvolles Treiben wieder aufnehmen?
Eine lange Zeit stand der Uralte, der so jung wie die Ewigkeit war, da und betrachtete das Geschöpf, das seine Tochter war und das doch einen totalen Gegensatz zu ihm darstellte. Aber er konnte nichts Verdächtiges mehr erkennen.
Langsam wandte er sich ab und verließ die Kammer.
Er war froh, daß ihr nichts geschehen war.
***
Sid Amos hatte den Dhyarra-Schock ebenfalls registriert. Ihm standen zwar die Möglichkeiten nicht zur Verfügung, die Merlins Burg im Saal des Wissens barg. Aber diese Möglichkeiten hatte er sowieso niemals genutzt, als er sich in Caermardhin, aufhielt. Er hatte, aus alten teuflischen Zeiten, seine eigenen Mittel…
Und er registrierte mit diesen Mitteln den magischen Schlag. Doch ihn berührte weniger die Tatsache, daß Dhyarra-Energie freigesetzt wurde, sondern mehr, daß es jemand gewagt hatte, Julian anzugreifen.
Dieser Jemand trug den Namen Ted Ewigk.
Sid Amos kannte keine Bedenken, diesen Ted Ewigk zur Rechenschaft zu ziehen. Daß Ted zur Zamorra-Crew gehörte, berührte ihn nicht. Was diesen speziellen Fall anging, hätte er vielleicht selbst LUZIFER aus der Hölle geholt.
Ewigk hatte ein Attentat auf Julian begangen.
Und Sid Amos faßte einen Plan, wie er dieses Mannes habhaft werden konnte, um ihn dafür zu bestrafen.
***
Einer ahnte nichts von dem, was geschehen war: Robert Tendyke, Julian Peters' Vater. Andererseits hatte er auch genug eigene Probleme. Offiziell galt er als tot, und bisher waren alle seine Versuche, seine Identität zu beweisen und wieder ›ins Leben zurückzukehren‹, fehlgeschlagen.
Er mußte befürchten, daß er inzwischen sogar als Mörder gesucht wurde. In seinem Bungalow war er niedergeschlagen worden, und als er erwachte, hielt er die Waffe in der Hand, mit der der neben ihm liegende Roul Loewensteen ermordet worden war. Tendyke hatte zwar die Fingerabdrücke auf der Waffe verwischt, ehe er verschwunden war, aber so, wie seine Gegner zusammenarbeiten, mußte er damit rechnen, daß Calderone eine Zeugenaussage gegen Tendyke konstruierte. Tendyke war sicher, daß Calderone der wirkliche Täter war. Er hatte ihn im Haus belauscht.
Da es relativ sinnlos war, sich auf einen haarsträubenden Kampf gegen die Windmühlenflügel der Justiz einzulassen - immerhin sprach alles gegen Robert Tendyke -, war er praktisch geflohen. Er mußte die Verschwörung vom Zentrum her aufrollen. Erst wenn er die Drahtzieher im Griff hatte und ihre gesicherten Geständnisse vorweisen konnte, konnte er auch beweisen, warum jemand verhindern wollte, daß er als noch lebendig anerkannt wurde.
Als dieser Jemand kamen drei Leute in Frage: Riker, Calderone und Brack. Sie waren die verantwortlichen Manager von Tendyke Industries Inc ., die als Tendykes Stellvertreter zugleich seine Nachfolger waren. Die T.I. war ein gigantisches, weltumspannendes Wirtschaftsimperium, und wer auf diesem Klavier spielen konnte, war in der Lage, auch Politik zu machen.
Kein Wunder, daß diesen drei Männern, allen voran Rhet Riker, nicht daran gelegen war, daß Tendyke zurückkehrte und ihnen die Fäden wieder aus der Hand nahm!
Er hätte damit rechnen müssen. Aber er war zu gutgläubig gewesen, und vor allem hatte er damit gerechnet, daß es länger als ein Jahr dauern würde, bis man ihn für tot erklärte.
Aber wie er jetzt wußte, war es viel schneller gegangen. Nach seinem damaligen Verschwinden war gerade ein Vierteljahr vergangen, als das entsprechende Dokument unterzeichnet wurde. Und jetzt durfte er darum kämpfen, noch am Leben zu sein.
Er war unterwegs nach El Paso, Texas. Riker hatte nach seiner Firmenübernahme nichts
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