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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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leisten kann«, sagte ich grinsend.
    Jetzt tippte der Sergeant mit zwei Fingern an die dunkelblaue Schirmmütze und sagte:
    »Ich bin Archie Kenston, Sir. Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Sie sind wohl wegen Welshire gekommen, was?«
    »Ja, wir wollen ihn mal anhören.« Kenston verdrehte die Augen: »Anhören? Wollen Sie etwa hingehen als Beamte der Bundespolizei?«
    »Na, sicher doch«, bestätigte Phil. »Übers Fernsehen wird sein Gequassel doch nicht übertragen. Obwohl eine gekonnte Komödie kaum besser sein kann.«
    »Es ist doch besser, wenn wir gleich mit dem Captain sprechen«, meinte Archie Kenston kopfschüttelnd. »Damit er gleich fünf Mann zu Ihrem Schutz abstellen kann. Wenn die Leute nämlich herauskriegen, daß Sie Bundesbeamte sind, garantiere ich für nichts. In Connecticut hätten ein paar aufgeputschte Raufbolde beinahe einen Postbeamten totgeschlagen, nur weil die Post eine Bundesangelegenheit ist.«
    Der Captain war ein kleiner drahtiger Bursche von vielleicht achtundvierzig Jahren. Er war ein Mischling, hatte angegrautes Haar und hieß Ronald Hensley. In Polizeikreisen nannte man ihn den »Ewigen Captain«. Er hatte seine Aufgabe, das Revier in Harlem zu leiten, so hervorragend bewältigt, obgleich es vermutlich das schwierigste Revier in ganz New York war, daß er im Laufe der Zeit mehrmals hatte befördert werden sollen. Aber dann hätte er seinen Revierschreibtisch mit vornehmeren Möbeln im Polizeihauptquartier tauschen müssen, und deshalb hatte er einfach jede Beförderung abgelehnt.
    »Hallo, Gentlemen«, sagte er bei unserem Eintritt und schüttelte uns die Hand.
    Wir begrüßten uns, und ich erklärte ihm den Zweck unseres Aufenthalts in Harlem. Er machte ein verdutztes Gesicht. Ich bat ihn, meinen Wagen im Hof stehen lassen zu dürfen.
    »Ach ja«, lächelte Captain Hensley. »Sie sind ja der G-man mit dem Traumauto. Selbstverständlich kann der Jaguar im Hof des Reviers bleiben. Das ist der sicherste Ort, falls es zu Krawallen komtnen sollte.«
    Wir unterhielten uns noch eine Weile, dann jagte der Captain sechs Doppelstreifen los, und auch Phil und ich machten uns auf die Strümpfe. Als wir das Revier verließen, tauchte Sergeant Kenston wieder auf und grinste breit über sein dunkles Gesicht. Sein Erscheinen schien mir kein Zufall zu sein. Er sah uns listig an und fragte:
    »Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn ich mich Ihnen anschließe?«
    Wir konnten kaum etwas dagegen einwenden. Also marschierten wir zusammen 'los. Zehn Minuten später hatten wir unser Ziel erreicht. Die Versammlung fand in einer für den Verkehr gesperrten Sackgasse statt, die auf einen Platz mündete, und als wir auf ihn einbogen, standen wir auch schon im Rücken einer Menschenmenge, die aus wenigstens sechshundert dichtgedrängt stehenden Leuten bestand, fast nur Neger und Mischlinge aller Schattierungen. Der Sergeant setzte sich an die Spitze und bahnte uns an den Hauswänden entlang einen Weg nach vorn. Neugierige Blicke streiften ab und zu unsere Gesichter. Aber noch lag keine Feindschaft in diesen Blicken.
    Aus einigen an den Hauswänden aufgehängten Lautsprechern tönte die suggestive Stimme des Redners. Ich hörte, daß er gerade von Zivilisationskrankheiten sprach. Er drückte es verschwommener aus, aber am Ende lief seine Behauptung darauf hinaus, daß es ohne die ganze Technik auch keinen Krebs gäbe. Der Witz, den überhaupt niemand zu bemerken schien, lag darin, daß er ohne die Technik der Lautsprecher gar nicht vor so vielen Leuten über die Technik hätte herziehen können. Aber solange er bei derlei Äußerungen blieb, mochte er von uns aus stundenlang reden.
    Wir blieben neben den Fenstern eines Juweliergeschäftes stehen und betrachteten die Leute. Die Menge befand sich pausenlos in einer langen strudelnden Bewegung. Alles war ruhig und friedlich. Und dann auf einmal krachte es neben uns laut, und im gleichen Augenblick heulte auch schon schrill und gellend ein Alarmhorn los.
    ***
    Auf dem felsigen Boden rings um den Steinbruch hatten die Spürhunde seine Fährte nicht aufnehmen können. Und weil er ein gutes Versteck hatte, entdeckten ihn auch die Hubschrauber nicht. Sechzig Polizisten, vierzehn Zuchthausaufseher und der County-Sheriff mit sechs Gehilfen durchstöberten das ganze Gelände. Aber sie fanden keine Spur von Lionel Batters.
    »Das geht nicht mit rechten Dingen zu«, behauptete der ergraute Sheriff und zupfte nervös an seinem Schnurrbart. »Brighton sagte, daß

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