0457 - Jagd nach dem Templer-Gold
sich über den Schatz der Templer legte, als wollte sie ihn für alle Zeiten umschlingen. In der Wolke erschien das böse Gesicht, die haßerfüllte und verzerrte Fratze des Dämons, die sich auch hin und wieder über das Gesicht Vincent van Akkerens schob.
»Zeig mir den Weg!« schrie der Grusel-Star. »Zeige deinem Diener, daß du für ihn da bist. Ich habe dich angerufen. Ich will, daß ich den Schatz bekomme, damit ich ihn in deinem Namen einsetzen und dich unter den Menschen größer machen kann. Du sollst wieder der werden, der du einmal gewesen bist. Ein Mächtiger, ein Gewaltiger und ein Großer. Gib mir die Chance!«
Van Akkeren hatte während dieser beschwörenden Worte gekniet und die Wolke mit dem häßlichen Gesicht darin erhörte ihn, denn sie bewegte sich auch auf ihn zu.
Wie eine lange Nase löste sich von der Seite her etwas ab, umwallte van Akkeren, der sich plötzlich so leicht und seltsam fühlte, als könnte er schweben.
Er hob tatsächlich ab.
Der Grusel-Star hatte das Gefühl, als würde ihn die Wolke davontragen. In den ersten Sekunden war er noch überrascht, dann dachte er wieder normal und schrie nach dem Schatz.
Eine eisige Kälte durchflutete ihn plötzlich, und er wußte, daß Baphometh jetzt in ihm steckte. Er sprach Worte, die sich hallend, kalt und metallisch anhörten, wie Donnerschläge in van Akkerens Gehirn widerhallten und ihn beruhigten.
»Wie kann ein Diener an mir zweifeln? Habe ich dir nicht die Kraft der Hölle gegeben? Habe ich nicht für dich gesorgt? Deshalb erzürne mich nicht, indem du anderen vertraust und nicht mir. Du wirst den Schatz bekommen, Vincent van Akkeren. Du erhältst die Chance, mit diesen Mitteln meinen Namen groß zu machen. Lange genug hat er hier versteckt gelegen, das ist nun vorbei…«
Und es war vorbei!
Vincent van Akkeren erlebte etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte. Alles in seiner unmittelbaren Umgebung befand sich in Bewegung. Nicht nur er selbst auch, die beiden Schatztruhen standen nicht mehr auf dem Boden. Er und sie gerieten in einen gewaltigen Sog, der alles mit sich riß, was sich ihm in den Weg stellte.
Aber der Sog riß ihn nicht zur Seite oder nach unten, er schleuderte ihn in die Höhe, als wäre dort keine Höhlendecke und keine Erde mehr vorhanden.
Einen Moment später ging für Vincent van Akkeren die Welt in einem wahren Chaos unter…
***
»Terra pestem teneto – Salus hic maneto!«
Ich hatte die wichtigen Worte der Formel gesprochen und damit die ungemein starke Kraft hervorgelockt, die noch in dem Kreuz steckte, obwohl es von der Hölle manipuliert worden war, als man ihm die wichtigen Zeichen nahm.
Die Umgebung veränderte sich, ein schattenloses, grünes, unheimliches Licht geisterte durch die Mulde, kroch an ihren Hängen in die Höhe und ließ die Ränder grünmetallic aufleuchten.
Will Mallmann, der in der Nähe regungslos stand, kam mir vor wie eine Bühnenfigur, die man für eine bestimmte Szene geschminkt hatte. Wie der Don Giovanni, kurz bevor er seinen Kopf verlor.
Ich stand im Mittelpunkt und dachte daran, daß ich alles gegeben hatte.
Wenn es diese Magie nicht schaffte, den Wächter des Templer-Schatzes hervorzulocken, wer sollte es dann schaffen?
Es tat sich nichts.
Nur das kalte, harte, schattenlose Licht lag nach wie vor in der Mulde. Will bewegte seinen Mund, ohne etwas sagen zu können. Er schien gelähmt zu sein.
Ich hielt mein Kreuz nach wie vor in der ausgestreckten Hand und hörte plötzlich das unheilvolle Ächzen.
Es war ein Geräusch, daß aus dem Nichts drang, mir einen Schauer über den Körper trieb, weil ich den Eindruck hatte, von allmählich dahinsiechenden, sterbenden Geistern umgeben zu sein.
Aber wer hatte es ausgestoßen?
Will Mallmann nicht, ich ebenfalls nicht, der Killer auch nicht, so kam nur Malapartus in Betracht, den ich allerdings vergeblich suchte. Das Stöhnen blieb.
Aus allen Richtungen schwang es über die Lichtung. Mal höher, mal klagender, dann wieder ächzender. Selbst aus der Höhe vernahm ich es und hob deshalb den Kopf an.
Bisher hatte ich keine Bewegung gesehen. Jetzt aber sah ich eine über mir. Dort zirkulierte die Luft, gleichzeitig leuchtete das Licht stärker auf. Ich bekam den Eindruck, als würde sich genau an der Stelle eine Grenze befinden.
Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich die Gestalt des Malapartus, wie sie sich materialisierte, aber sofort danach wieder wie ein Spuk verschwunden war.
Reichte die Kraft des Kreuzes nicht aus?
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