0457 - Satans bester Freund
Don Cristoferos mißachten und den Gnom an seinem Tun hindern, als der Zauber bereits zu wirken begann.
Die Luft flirrte.
Das weißlichgraue Pulver der Kreidezeichen verfärbte sich. Das Flimmern verstärkte sich, die Konturen verwischten. Es dauerte nur eine oder zwei Sekunden lang, dann war es wieder vorbei. Aber die Motorhaube des BMW war geschlossen, und draußen auf den Pflastersteinen des Hofes lag kein einziges Teil mehr herum. Nicht mal eine Schraube.
Stolz richtete der Gnom sich zu voller Lebensgröße wieder auf. Er verneigte sich vor seinem Herrn und dann vor Zamorra und wies auf das Auto.
»Gelungen!« krähte er zufrieden. »Es ist gelungen, Herr und Gebieter! Ich habe diesen pferdelosen Wagen wieder in Funktion gesetzt! Voilà, nun könnt Ihr wieder damit fahren.«
»Da bin ich mir noch gar nicht so sicher«, murmelte Zamorra skeptisch. Er ging um den Wagen herum. Als er einstieg, sah er an dem Eingangsportal des Hautgebäudes Robert Tendyke stehen. Der Abenteurer wirkte wütend, aber er kam nicht heran. Offenbar wollte er Don Cristofero nicht zu nahe kommen.
Weshalb nicht? fragte Zamorra sich. Aber Tendyke selbst antwortete auf entsprechende Fragen nur ausweichend oder gar nicht, und Don Cristofero ignorierte Tendykes Anwesenheit überhaupt. Er tat gerade so, als sei der Abenteurer gar nicht vorhanden. Aus Andeutungen war hervorgegangen, daß die beiden sich von früher her kennen mußten, aber Zamorra wußte andererseits auch sehr genau, daß Cristofero und der Gnom zum allerersten Mal eine Zeitreise erlebt hatten. Und das höchst unfreiwillig.
»Woher also kannten sich diese beiden Männer, die anscheinend intensiv verfeindet waren?«
Zamorra ahnte, daß er auf eine Beantwortung dieser Frage noch etwas warten mußte. Er ließ sich hinter dem Lenkrad nieder. Der Zündschlüssel des Wagens steckte noch. Zamorra drehte ihn.
Nichts. Keine Reaktion. Kein Batterienorgeln, kein Anlasserknacken, kein Aufleuchten der Instrumente. Die gesamte Technik und Elektronik war »tot«.
Zamorra entriegelte die Motorhaube. Er klappte sie hoch - und glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
Anstelle eines Motors befand sich dort - die metallene Nachbildung eines Pferdes…
***
Angelique, dachte Julian Peters. Er sah sie in seinen Gedanken vor sich. Das Mädchen mit der dunkel getönten Haut, den großen, dunklen Augen und dem weichen dunklen Haar. Ein Gesicht, das so ausdrucksvoll war und so viel sagen konnte, Augen, die verschreckt und zornig zugleich funkeln konnten. Augen voller Angst und Hoffnung. Augen, die einen toten Dämon gesehen hatten, niedergestreckt von Julian.
Er hatte sie zurück in die kleine Kellerwohnung gebracht und war dann gegangen. Er wollte sich ihr nicht aufdrängen. Er war sich über seine eigenen Gefühle unsicher. Was zog ihn so zu Angelique hin? Es konnte nicht allein damit Zusammenhängen, daß er ihren großen Bruder mochte und für sich als seinen Freund und Mitstreiter gewinnen wollte. Es war Angelique selbst, die ihn anzog.
Ein Gefühl war in ihm erwacht, das er nicht kannte. Und er war mit sich zufrieden, er war froh, daß er sie aus den Fängen der Teufelsanbeter befreit hatte. Anfeindungen, die ihm deshalb jetzt von anderen Angehörigen der Schwarzer Familie entgegenschlugen, wies er zurück.
»Ich habe es nicht nötig, mich zu rechtfertigen«, stellte er schroff fest. »Was wißt ihr denn schon über ihn? Keiner von euch ist berechtigt, mir Vorwürfe zu machen. Ich tat, was erforderlich war!«
Und damit implidzierte er, daß sich der tote Dämon etwas Schwerwiegendes zuschulden kommen ließ, daß der Fürst der Finsternis ihn hinrichten mußte.
Natürlich konnte Julian damit keinesfalls unterbinden, daß andere Dämonen Nachforschungen anstellten und herausfanden, daß ihr Oberhaupt nur einer reinen Laune gefolgt war. Aber erstens würde es eine Weile dauern, und zweitens war Julian davon recht unbeeindruckt. Was konnten sie ihm denn schon anhaben, selbst wenn sie wollten? Notfalls konnte er sie bei einer Auseinandersetzung in eine seiner Traumwelten zerren, wo sie ihm hoffnungslos unterlegen waren.
Er hatte sich zwar vorgenommen, so schnell nicht wieder zu träumen, weil es da eine fremde Macht gab, die versuchte, seine Träume unter ihre Kontrolle zu bringen und sie Julians Willen zu entfremden. Auch vor kurzem erst, als er versucht hatte, Professor Zamorra und seinen Mitstreitern mit den geträumten Spukphänomenen einen Denkzettel zu verpassen, war wieder etwas
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