0457 - Satans bester Freund
Obgleich es im Innern des BMW auf der Stelle trat, kam das Auto plötzlich in Bewegung. Im Schrittempo rollte es vorwärts!
»Halt!« schrie Zamorra aus. »Sofort anhalten!«
»Brrr, Pferd«, machte der Gnom. »Steh, Pferd!«
Es stand, und mit ihm das Auto.
»Seht Ihr, Gebieter?« triumphierte der Gnom. »Es ist schöner anzuschauen, leichter zu verstehen und ebenso wirksam wie die Technik zuvor. Dazu stinkt es nicht nach Verbranntem!«
»Aber nach Pferd«, sagte Don Cristofero nasenrümpfend. »Mache Er die Haube zu.«
Der Gnom schloß sie sorgfältig.
»Ihr seid verrückt, alle beide«, stellte Zamorra fest. »Was soll ich mit diesem Stahlroß im Wagen? Ständig mit Wasser und Gras und Heu füttern? Da gehört ein anständiger Motor hinein und kein metallenes Pferd. Und ab sofort herrscht hier ein generelles Zauberverbot! Haben wir uns verstanden?«
Unwillkürlich zog der Gnom den Kopf ein.
»Nein«, sagte Don Cristofero. »Wenn er nicht zaubern darf, wie sollen wir dann jemals zurückkehren?«
»Ihr habt schon sehr genau verstanden, wie ich es meine«, sagte Zamorra. »Erklärt es ihm, Señor. Ich werde jedenfalls zu verhindern wissen, daß dieser Kobold ohne Namen noch mehr Unheil anstellt!«
***
»Asmodis«, murmelte Julian Peters. »Sid Amos… was hast du vor? Was willst du von mir?«
Der Hilfsgeist, der immer noch in gebeugter, unterwürfiger Haltung vor dem Knochenthron des Fürsten der Finsternis stand, wußte darauf natürlich keine Antwort. Julian drehte die geöffnete Kapsel mit dem kleinen dreidimensionalen Abbild Angeliques in den Händen. Die winzige Figur bewegte sich, winkte heftig. »Zögere nicht zu lange, denn es könnte sonst bald zu spät sein«, rief sie mit Sid Amos’ Stimme.
»Was für eine Teufelei heckt der Kerl aus?« grübelte Julian halblaut. Er erinnerte sich an ihre Begegnung vor kurzer Zeit. Da hatte er Ted Ewigk in eine Falle locken wollen, um ihn dafür zur Rechenschaft zu ziehen, daß Ewigk Julian angegriffen hatte. Sid Amos hatte dafür Ted Ewigks Gefährtin Carlotta entführt und als Köder benutzt. Sollte der alte Fuchs diesmal Angelique gekidnappt haben?
Wie auch immer - er hatte mit traumhafter Sicherheit Julians einzigen schwachen Punkt gefunden. Eine Schwachstelle, die bislang nicht einmal Stygia bemerkt hatte, die Julian mit tödlichem Haß verfolgte, seit er ihr den Herrscherthron vor der Nase weggeschnappt hatte und sie immer wieder demütigte. Er hatte sie sogar offen aufgefordert, gegen ihn zu intrigieren, gemeinsam mit dem Erzdämon Astaroth. Und doch gelang es ihr einfach nicht, etwas gegen Julian auszurichten. Er ließ sie immer wieder mit der Nase vor die Wand laufen - bildlich gesprochen.
Doch ausgerechnet Sid Amos hatte etwas gemerkt. Er mußte über einen unerhört effizienten Informationsdienst verfügen. Er mußte Julian heimlich beobachtet haben, hatte seine Schritte präziser nachverfolgen lassen als alle anderen Dämonen.
»Du hast meine Erlaubnis zu gehen«, empfahl Julian dem Hilfsgeist. Er wollte jetzt allein sein. Der Hilfsgeist zog sich zurück. Er ahnte wohl, daß die Botschaft, die er überbracht hatte, unangenehm war, und erinnerte sich daran, daß häufig genug der Überbringer schlechter Nachrichten im Zorn hingerichtet wurde.
Julian starrte das winzige, plastische Abbild an. Es winkte heftiger. »Du hast nicht mehr viel Zeit«, ertönte wieder Sid Amos’ Stimme synchron zu den Bewegungen der winzigen Lippen. »Warum zögerst du noch?«
»Weil ich nicht genau weiß, was hier gespielt wird«, murmelte Julian. Er wollte erst einmal wissen, ob Angelique wirklich in Gefahr war. Gerade wollte er ein paar Hilfsgeister herbeipfeifen, um sie mit der Beobachtung von Cascals Kellerwohnung in Baton Rouge zu beauftragen, als sich die kleine Figur noch einmal meldete.
»Dazu hast du keine Zeit mehr! Komm, wenn du nicht willst, daß diese Person Schaden leidet. Du wirst mir vertrauen müssen.«
»Dir? Vertrauen?« murmelte Julian verächtlich. »Einem, der sich hinter Geiseln verstecken muß, um Forderungen durchzusetzen? Du bist schwach, Asmodis. Alt und schwach. Aber ich werde kommen.«
Vielleicht bluffte Sid Amos nur. Doch auf dieses vielleicht wollte Julian es nicht ankommen lassen. Er wollte Angelique keiner Gefahr aussetzen.
Also öffnete er seinen Geist für die Hinweise, die ihm den Weg zeigen sollten.
***
»Kommt der da auch mit?« fragte Robert Tendyke, als Zamorra wieder ins Château zurückgekehrt war. Mit einer
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