0459 - Die Herrin der Drachen
Gesicht. So sehr sie teilweise auch unter ihrer Einsamkeit litt, so wenig mochte sie Besuche, die ihr nicht vorher angekündigt wurden.
Sie trat an den Jungdrachen heran. »Verzeih mir, daß ich dein Motiv nicht erkannte«, sagte sie leise und sandte ihm beruhigende Impulse zu. Der Drache schüttelte sich. Er litt noch unter den Nachwirkungen des Blitzes.
Der Fremde kam heran.
»Wer bist du, was willst du von mir?« fragte Shi Khituu. Dieser Fremde gab ihr ein Rätsel auf. Er konnte kein Ewiger sein, aber auch keiner aus der Sekte. Wer aber war er dann?
Da raste der Jungdrache los, griff den Kuttenträger an…
***
Zamorra und Nicole stoppten. Der Wolf raste einen Sprung weiter und verharrte dann auch.
Zamorra duckte sich auf Treppenmitte, obgleich sein Verstand ihm sagte, daß das sinnlos war. Entweder wurde er entdeckt oder nicht. Er sah nach unten.
Er sah den Mann in der dunklen Kutte, er sah die junge Frau, und er sah den Drachen. Ein Tyrannosaurus Rex in verkleinerter Ausgabe.
Eine Erinnerung durchzuckte ihn.
Er hatte Wesen dieser Art vor nicht langer Zeit schon gesehen.
Nicht auf Fotos, in Trickfilmen nachgebildet oder in Museen, sondern lebend.
Aber nicht auf der Erde.
Sondern in Reek Norrs Echsenwelt…
Dort gab es Artgenossen dieses Sauriers, den er jetzt hier erstmals deutlich vor sich sah. Größere Artgenossen, aber auf jeden Fall genau diesen Typus. Daran gab es keinen Zweifel.
Dieser kleine Saurier stammte garantiert aus der Echsenwelt!
Noch bevor Zamorra diesen Gedanken fortsetzen konnte, kam es zur Katastrophe…
***
Eysenbeiß war in den Ruinenpalast Shi Khituus eingedrungen. Er mußte auf irgend eine Weise mit ihr einig werden - friedlich oder gewaltsam.
Doch sie war nicht allein.
Sie hatte einen dieser verdammten Drachen bei sich. Einen relativ kleinen Saurier, doch dessen Größe reichte völlig aus.
Eysenbeiß hatte nicht die Absicht, sich mit diesem Vieh auseinandersetzen zu müssen. Was er wollte, war jenes Mädchen, die Herrin der Drachen.
Aber noch ehe er auch nur ein Wort an sie richten konnte, griff der kleine Drache ihn bereits an. Vielleicht konnte das verfluchte Biest spüren, ob jemand gut oder böse war. Eysenbeiß sah den heranrasenden Saurier, sah, wie ein Flammenstrahl aus dem Maul der Bestie raste -Und schlug zurück.
Leonardo deMontagne und Eysenbeiß wurden in diesem Moment der Selbstverteidigung eins. Der Fürst der Finsternis und Satans Ministerpräsident verschmolzen zu einer Kampfeinheit. Etwas flirrte. Der Saurier explodierte förmlich. Er wurde auseinandergerissen, blutige Fetzen flogen in alle Richtungen, verfehlten Eysenbeiß und Shi Khutuu nur knapp.
Shi Khituu schrie gellend. Der Tod des Wesens, das sie aus Liebe und Zuneigung aus der Vergangenheit geholt hatte, wurde jäh ausgelöscht! Von dieser Gestalt in der Kutte, die am Treppenfuß stand!
Eysenbeiß begriff zu spät, daß er einen Fehler gemacht hatte. Einen, der zur Katastrophe führen konnte - für ihn und andere!
»Nein!« schrie Shi Khituu.
Sie griff an.
Sie setzte ihre magischen Kräfte ein, ohne zu wissen, was sie damit anrichtete. Aber sie hatte es auch nicht einmal ahnen können.
Denn im gleichen Moment reagierte eine andere magische Macht.
Zamorras Amulett!
Es hatte schon vor Eysenbeiß gewarnt. Jetzt, da Zomorra auf der Treppe erschien, wo auch Nicole und der Wolf auftauchten, erkannten sie, mit wem sie es zu tun hatten.
»Das ist Eysenbeiß«, schrie der Wolf, und im gleichen Moment griff das Amulett bereits an. Ein silberner Energieblitz jagte aus der handtellergroßen, kunstvoll verzierten Scheibe und traf die Gestalt in der Kutte.
Zwei verschiedene Energien vermischten sich, die am gleichen Zielpunkt wirksam wurden. Sie vertrugen sich nicht mit einander. Sie schlugen zurück auf die Anwender.
Gleichzeitig gab es in Eysenbeiß aber einen Fluchtreflex. Er verließ die Welt, in die er heimgekehrt war.
Zamorra und Nicole und der Wolf waren auf Eysenbeiß gepolt. Sie wurden automatisch mit in den Übergang gerissen. Aber die gegensätzlichen magischen Energien störten den Vorgang.
In einem gigantischen Entladungsblitz verschwamm alles, floß ineinander. Niemand erreichte sein gesetztes Ziel. Irgendwo kamen sie wieder an.
Aber niemand erkannte auf Anhieb, wo er sich befand und in welcher Gefahr. Weder Eysenbeiß, der nie im Leben mit einem solchen Ergebnis gerechnet hatte, noch Zamorra und seine Freunde. Von Shi Khituu gar nicht zu reden, die nur am Rande in diesem
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