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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Beinen nach oben und dem Kopf knapp über dem Erdboden.
    „Dreht ihn so, daß er das Dorf gut sehen kann und weiß, wohin er gehen muß“, befahl Lukard. Spott war in seiner Stimme.
    Sie schlugen zwei der Pflöcke in den Erdboden neben meinem Kopf und banden daran meine Hände fest. Irgendwie war ich zu betäubt, zu sehr befangen von der Unrealität der Szene, um Angst zu empfinden. Nur Neugier. Was sollte das alles? Lukard war ein Irrer! Vielleicht war es auch nur das Blut in meinem Kopf, das mich trunken machte.
    Gleich darauf kam die Ernüchterung.
    Lukard sagte höhnisch: „Er zweifelte an meiner Existenz, meine Freunde. Er glaubte nicht, daß Drakula lebt …“ Ein Raunen ging durch die Menge.
    „Wir wollen ihm einen Vorgeschmack geben von den Leidenschaften, die seiner harren, und die ich meinen treuen Geschöpfen von Zeit zu Zeit gewähre. Ich bin sicher, er wird mir dann ebenso treu ergeben sein. Bringt das Mädchen!“
    Ich zerrte wie wild an den Stricken, aber die hätten einen Ochsen gehalten. Der Knebel erstickte mich beinah. Das Blut dröhnte in meinen Ohren. Mein Schädel fühlte sich an, als wollte er platzen.
    Undeutlich sah ich, wie sie Barbara in den Kreis schoben. Sie war noch immer teilnahmslos. Sie schien den Griff Lukards nicht zu fühlen.
    „Seht sie euch an“, dröhnte Lukards Stimme in meinem Kopf. „Ist sie nicht dazu geschaffen, den Hunger zu stillen? Sind sie nicht alle dazu geschaffen?“
    Mit einem Ruck riß er ihr das Kleid an der Brust auf, daß es bis zum Saum platzte. Wie ein Dämon stand er halb über sie gebeugt.
    Kreischend wichen die Nächststehenden zurück.
    An der goldenen Kette baumelte das Kruzifix von Frau Lange an ihrer Brust. Meine wilde Hoffnung schwand jedoch rasch.
    Lukard lachte. Er ergriff das Kreuz und riß es mit einem Ruck von der Kette. Er warf es unter sie und lachte erneut, als sie auseinanderstoben.
    „Hier, nehmt sie euch!“
    Er stieß ihnen das Mädchen zu, und ich begann erneut wie wahnsinnig an meinen Fesseln zu zerren. Sie ging unter dem Druck der Leiber zu Boden. Ich sank schluchzend in meinen Fesseln zusammen.
    Es dauerte eine Weile, bis sie von ihr abließen. Sie hatte einmal spitz aufgeschrien. Sie mußte aus ihrem Schock erwacht sein, aber wohl nur für Sekunden.
    Dann war alles still. Sie lag nicht weit von mir, reglos und weiß, mit einem Muster dunkler Flecken am Körper. Barbara war tot.
    „Mörder!“ rief ich. Der Knebel machte es unverständlich.
    Lukard kam auf mich zu und starrte auf mich herab. Ich ballte die Fäuste in hilflosem Haß.
    Grinsend sagte er: „Nun hält dich nichts mehr auf dieser Welt. Du siehst, Blut ist ein Elixier für uns alle. Aber nur wir vermögen es zu genießen.“
    Er nahm einem der Nebenstehenden etwas aus der Hand. Als er sich damit zu mir herabbeugte, erkannte ich, daß es ein kleines Messer war. „Was jetzt in deinen Adern rinnt, das taugt nicht viel. Es ist an der Zeit, daß du davon befreit wirst“, sagte er zynisch.
    Rasch zog er die Klinge über mein rechtes Handgelenk und öffnete die Pulsader. Ich schrie erstickt auf, als es rot und heiß hervorquoll. Er wandte sich langsam meinem linken Arm zu und tat dort das gleiche.
    Es war das Ende. In dieser Lage würde ich ausrinnen wie eine Flasche – bis zum letzten Tropfen.
    Undeutlich sah ich, wie Lukard sich erhob. „Vorwärts!“ rief er.
    Sie setzten sich in Bewegung. Nach wenigen Sekunden hing ich allein in der Dunkelheit. Das Blut quoll stoßweise aus den Wunden. Ich spürte, wie meine Kraft, mein Leben dahinschwand. Es war kein unangenehmes Gefühl. Es strebte einer völligen Gleichgültigkeit entgegen, voll von Erinnerungen, die kurz aufleuchteten und verlöschten. Am Ende würde der erlösende Tod stehen. Er war kein Schreckgespenst, sondern die Lösung aller Rätsel, der Schwamm, der die Summe aller Erfahrungen von der Tafel des Lebens löschte.
    Waren Sekunden verstrichen? Oder Minuten?
    Das Blut floß noch. Die einsame weiße Gestalt Barbaras bewegte sich im Mondlicht. Ich frohlockte. Sie hatten sie nicht getötet. Noch hatten wir eine Chance.
    Sie erhob sich taumelnd.
    Ich versuchte mich bemerkbar zu machen. Sie hörte meine erstickten Rufe und wandte sich zu mir um.
    Da sah ich, von Grauen erfüllt, ihr Gesicht. Die Züge, die ich geliebt hatte, waren zu einer entsetzlichen Fratze verzerrt. Eine Glut loderte in ihren Augen, die alle Sanftheit beiseite wischte.
    Aber kein Funken des Erkennens.
    Sie befreite sich ungeduldig von den

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