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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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dem Tod? Ich könnte mir vorstellen …“
    „Barbie“, unterbrach ich sie, „das mag alles in Einzelfällen zutreffen, aber es kann auf lange Sicht nicht gutgehen, weil die Rasse der Vampire, als solche siehst du sie ja, wenn du solche Argumente für sie aufbringst, von unserem Blut abhängig ist, davon, wie lange die Rasse der Menschen zu geben bereit ist. In dem Moment, wo sie es nicht mehr tut, wo sie sagt, nun ist es genug, in dem Moment beginnt der Existenzkampf, der vielleicht jetzt  vermieden wurde. Dann aber stehen die Chancen längst nicht mehr so gut für den Menschen, siehst du das ein?“
    Sie nickte zögernd.
    „Ganz abgesehen von anderen Problemen. Nimm die Überbevölkerung. Wir werden dem Bevölkerungszuwachs jetzt schon kaum Herr. Stell dir vor, daß niemand mehr stirbt, weil jeder als Vampir wieder aus dem Grab heraussteigt. Und dann glaube ich nicht, daß nach dem Tode noch viel von der alten Persönlichkeit erhalten bleibt. Erik machte den Eindruck einer reißenden Bestie. Er kannte uns nicht mehr, und er hätte uns kaltblütig – so seltsam dieses Wort auch in diesem Zusammenhang klingt  –  umgebracht.“
    Sie nickte erneut, bereitwilliger diesmal.
    „Es ist kein Haß“, fuhr ich fort, „der den Menschen von vornherein den Vampiren gegenüber erfüllt. Es ist eine elementare Furcht. Es wäre einfacher, wenn es etwas gäbe, das wir von ihnen brauchten. Aber wir sind nichts weiter als ihr Futter – sozusagen. Und das ist kein sehr angenehmer Gedanke, nicht wahr?“
    Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie: „Ich dachte, du haßt sie. Ich wußte nicht, daß du es so siehst.“
    „Ja, ich hasse sie. Für das, was sie Erik angetan haben. Für das, was mit Frau Langes kleiner Tochter passiert wäre, wenn wir nicht rechtzeitig dazwischengekommen wären. Für das, was vielleicht heute Nacht einer ganzen Reihe von Menschen geschehen wird. Hunderte dieser Bestien sind hinter uns her, und sie brauchen Blut. Was glaubst du, wie viele an uns satt werden, wenn sie uns erwischen? Der Rest wird nicht hungern. Still …!“
    Unter tausend anderen Geräuschen hätte ich es herausgehört – das Flattern hautbespannter Schwingen.
    Ich drückte Barbara vorsichtig nieder, ihre Hand in der meinen. Dann lauschten wir mit angehaltenem Atem.
    Da war es wieder, nicht das Rauschen Hunderter von Flügeln, wie ich einen Augenblick lang befürchtet hatte, sondern das Flattern eines Paares.
    Erik.
    Er war uns also doch auf der Spur geblieben. Es erschien mir unglaublich, daß er die Geschwindigkeit mitgehalten hatte. Andererseits hatte ich ja schon die Erfahrung gemacht, daß übermenschliche Kräfte in ihnen schlummerten.
    Vorsichtig griff ich durch die offene Tür ins Wageninnere und tastete nach dem Korb. Erleichtert fühlte ich einen der Eichenpfähle zwischen den Fingern. Geräuschlos nahm ich ihn heraus – die einzige Waffe, die wir besaßen. Und ihre Wirkung war noch nicht erwiesen.
     

     
    Nicht lange kauerten wir reglos. Dann näherte sich der Flügelschlag.
    Der Vampir schien unsere Anwesenheit zu fühlen. Aber er war sich anscheinend nicht ganz darüber im klaren, was vorging. Er war neugierig. Er wollte es genau wissen.
    So kam er herab und flatterte über den Wagen hinweg. Wir rührten uns nicht.
    Er kam zurück und landete scharrend auf dem Dach. Er klammerte sich an der Wasserrille fest und ließ den Kopf nach unten hängen, als wollte er ins Innere des Wagens blicken. Gleichzeitig begann er zu wachsen.
    Ich sprang auf, griff nach ihm, und bekam ihn an einem Flügel zu fassen. Das Ding kreischte und schnappte nach mir. Seine scharfen Zähne gruben sich in meine Hand, aber ich ließ nicht los. Ich verstärkte den Druck meiner Finger, bis es schmerzgequält die Kiefer öffnete. Dann schleuderte ich es in den Wagen und sprang hinterher. Ich schloß die Tür und kurbelte das Fenster hoch. Ich erhaschte einen entsetzten Blick aus Barbaras bleichem Gesicht durch die Scheibe, dann war ich allein, mit meinem rasch wachsenden Widersacher.
    Er kauerte wie ein Gnom auf dem Rücksitz, die Augen tückisch schimmernd, das Gebiß entblößt. Das Fell wandelte sich langsam zu einer weißen, marmornen Haut unter einem schwarzen Umhang, der Kleidung vortäuschte, aber nur große Flügel aus Haut und Bein waren. Die Hände waren bereits richtige menschliche Hände. Er schlug nach mir. Ich wich zurück und ließ ihn nicht aus den Augen. Den Pflock hatte ich in meiner Jacke fest an mich gepreßt. Im rechten

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