046 - Drakula lebt
dem Ort lebte anscheinend niemand mehr. Aber zwei Kilometer weiter in einem Nest fand ich einen Arzt, der dich notdürftig zusammenflickte. Telefon gab es auch da. Der Rest war also kein Problem.“
Inspektor Hartwig nickte zustimmend. „Wir fanden allerdings keine einzige Leiche mehr in dem Ort. Über vierhundert Bewohner waren einfach verschwunden. Die Zeitungen überstürzen sich mit Nachrichten darüber, und es gibt die irrsten Theorien. Wir haben allerdings von unseren Erfahrungen noch nichts bekanntgegeben. Nur die Polizeidienststellen erhielten einige Hinweise und Instruktionen. Glauben Sie, daß sich diese vierhundert Bewohner Örings dem Schwärm angeschlossen haben?“
„Ich bin sicher“, sagte ich und der Gedanke ließ mich schaudern. „Weiß man, wo sie sich aufhalten?“
Hartwig schüttelte den Kopf. „Wir haben ihre Spur verloren. Vielleicht sind sie weiter nach Süden über die Grenze, dann ist das nicht mehr in erster Linie unser Problem …“
„Hartwig, um Himmels willen, Sie dürfen das nicht als nationales Problem sehen. Wir sitzen alle im gleichen Boot!“
„Natürlich, natürlich“, sagte er beschwichtigend. „Aber die Dinge liegen in dem Fall nicht mehr so einfach. Eine internationale Kommission muß gebildet werden. Das braucht Zeit. Und vergessen Sie nicht das starke Element des Unglaubens. Erst einmal müssen wir abwarten. Aber wir sind nicht müßig. Wir halten die Augen offen.“
Ich sank enttäuscht auf die Kissen zurück.
„In die Klinik sind sie jedenfalls nicht zurückgekommen. Sie haben eine erste Schlappe erlitten. Sie werden sich nicht so rasch wieder irgendwo im Verborgenen festsetzen können.
Ich schätze, sie müssen eine Weile in Bewegung bleiben, und ich bin sicher, daß wir früher oder später wieder von ihnen hören werden.“
„Ja“, sagte ich, „Sie hinterlassen eine breite rote Spur!“
Hartwig sah den Haß und die Verbitterung in meinen Augen. „Fräulein Rothenberg“, sagte er leise, „wir haben keine Spur von ihr. Ist sie …?“
„Ja.“ Ich kämpfte gegen das Würgen in meinem Hals. „Sie ist eine von ihnen.“
Ich sah, wie Sonjas Augen überquollen und spürte es, als wären es meine eigenen Tränen.
„Ich werde sie rächen“, flüsterte ich und griff nach ihrer Hand. Meine Gedanken kreisten um den verrückten Gag mit dem Namen. Albert Lukard – Drakula!
Der Unterschied war, daß ich jetzt nicht mehr zweifelte.
Drakula lebte!
Welch ein Wahnsinn!
ENDE
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