Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der Hausherr hielt sich an Bills Anweisungen. Er rührte sich nicht vom Fleck. Aber er hatte sich nicht gut unter Kontrolle. Während Bill flach durch den Mund atmete, vernahm er das schwere Luftholen des anderen.
    Conolly hatte sich an den Kellergeruch gewöhnt. An den Staub, die Feuchtigkeit und an die schlechte Luft. Etwas strich über seine Stirn. Ein hauchdünnes Spinnwebenband.
    Ein Nervenkrieg begann. Bill kannte sich selbst gut genug. Er würde ihn durchstehen. Aber wie verhielt es sich mit Seymour? Der Mann hatte einiges erlebt. Durch die Ereignisse war er aufgeputscht worden. Wahrscheinlich besaß er die Nerven nicht, mit denen seine Frau Edna ausgestattet war.
    Der Reporter behielt recht. Zuerst vernahm er einen fast keuchenden Atemzug, dem ein tiefes Luftholen folgte. Und dann die rauhe Stimme des Hausherrn.
    »Edna, du verfluchtes Weib! Ich weiß genau, daß du das Licht ausgeschaltet hast. Knips es wieder an, verdammt!«
    Die Frau gab keine Antwort. Wenn sie tatsächlich im Keller stand, dann in diesem Dunkel, das sich über den Flur gelegt hatte. In den einzelnen Kellerräumen war es nicht so finster. Durch die kleinen Fenster fiel zumindest ein grauer Schimmer an Tageslicht.
    »Edna, verdammt!«
    »Hören Sie auf!« zischte Bill.
    »Nein, dieses Weib macht mich nicht fertig. Sie hat mich in den letzten beiden Tagen genug malträtiert. Das ist vorbei. Ich werde dich holen, Edna. Ja, ich werde dich holen!« Seine Stimme kippte fast über. Sie klang rauh und krächzend und erinnerte schon an einen Sprechgesang.
    »Bleiben Sie!«
    Der Mann hörte nicht auf Bills Warnungen. Er ging auf die Treppe zu. Bill konnte seine Schrittfolge akustisch verfolgen. Gordon kannte sich in seinem Keller aus, dennoch ging er nicht schnell. Er schlurfte förmlich voran und flüsterte Worte, die auch Bill nicht verstand.
    Der Reporter überlegte, wie er dem Mann helfen konnte. Wenn er die Lampe einschaltete, würde er ihn zwar sehen, gleichzeitig aber auch seinen Standort verraten.
    Das war nicht gut.
    Bevor Bill noch eine Entscheidung treffen konnte, überrollten ihn die Ereignisse. Er glaubte, etwas zu hören, war sich aber nicht sicher, bis er das tatsächliche Geräusch vernahm, das dumpf und auch abgehackt an seine Ohren drang.
    Der Reporter zuckte zusammen. Er hatte einen schrecklichen Verdacht, bekam ihn aber nicht bestätigt, weil er noch immer nicht die Lampe einschaltete.
    Sekunden vergingen.
    Die Schritte waren verklungen. Ein leises Schlurfen noch, das war alles. Eine drückende Stille folgte, die wenig später von unheimlich klingenden, schweren Atemzügen unterbrochen wurde. Dabei entstand ein Röcheln und Keuchen, auch Worte konnte der Reporter verstehen, und er hörte, wie der Mann nur immer den einen Namen aussprach.
    »Edna… Edna…«
    Jetzt riskierte Bill Conolly es. Er schaltete die Lampe ein, traf nicht sofort und mußte den Strahl etwas nach rechts drehen, um das Ziel zu erreichen.
    Es war schrecklich genug.
    Etwa zwei Schritte vor der letzten Treppenstufe stand Gordon Seymour. Nein, er stand nicht, er hielt sich nur mehr auf den Beinen. Sein Körper war nach vorn gebogen. Er hatte die Arme etwas angehoben und in Höhe der Brust gebracht, weil er dort etwas umklammerte, das mit dem Griff hervorragte.
    Ein Messer!
    Seymour selbst hatte Bill davor gewarnt. Nun war er selbst von seiner Frau erwischt worden.
    Es war ein Wunder, daß er sich noch hielt. Von einer Sekunde zur anderen sackte er immer tiefer in die Knie. Er hatte den Mund geöffnet. Im Strahl der Lampe bekam das Blut, das über seine Unterlippe rann, einen metallischen Glanz. Die Tropfen fielen zu Boden und zeichneten dort eine makabre Spur.
    Zwei Lidschläge später brach er zusammen. Er drehte sich noch einmal um die eigene Achse, fiel auf den Rücken und blieb mit dem Kopf zur Treppe gewandt liegen.
    Bill aber richtete den Strahl über die Stufen hinweg, um die Tür anzuleuchten. Das Messer mußte von dort oben geschleudert worden sein. Edna würde da noch stehen.
    Niemand stand dort.
    Der Lichtschein warf einen Kreis auf die Innenseite der Tür, und Bill wußte, daß der Nervenkrieg noch weitergehen würde…
    ***
    Er knipste die Lampe aus!
    Das war sicherer, solange er nicht wußte, wo sich die Frau verborgen hielt. Bill rechnete fest damit, daß sie den Keller nicht verlassen hatte. Nach dem Mord mußte sie sehr schnell und auch lautlos die Stufen hinuntergehuscht sein, um sich irgendein Versteck zu suchen.
    Bill hatte das

Weitere Kostenlose Bücher