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0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie, als wären sie die dürren Arme eines Toten.
    Manchmal mußten wir uns den Weg bahnen. Dann knickten wir die sperrigen Hindernisse einfach ab. Sie fielen zu Boden, und wir befanden uns wenig später auf einer Lichtung inmitten des Waldes.
    Was man unseren Augen hier zumutete, war einfach schrecklich. Ich hatte die Hände geballt und spürte auf, meinem Rücken den kalten Schauer, der nicht weichen wollte.
    Viele Menschen hatten die Schrecken eines Atomkrieges beschrieben, den niemand überleben konnte. Auch dieser Wald sah so furchtbar aus: Kalt, leer und tot…
    Sukos Gesicht war blaß geworden. Wahrscheinlich beschäftigten ihn die gleichen Gedanken wie mich. »John«, flüsterte er mir zu. »Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie fühle ich mich hier verkehrt. Eigentlich hätten auch wir tot sein müssen. Da gibt es einfach kein Leben mehr. Das ist unmöglich.«
    »Und die Boy Scouts?«
    Er hob die Schultern. »Hast du eine Theorie?«
    »Vielleicht ist es ihnen gelungen, sich in Sicherheit zu bringen.«
    »Weshalb sind sie dann nicht zu ihren Eltern zurückgekehrt?« fragte Suko gegen.
    »Möglicherweise haben sie sich nicht getraut und sind durch den erlebten Schrecken gezeichnet worden.«
    Der Inspektor schaute mich an.
    »Was hast du?«
    »Durch den Schrecken oder die Vorgänge gezeichnet, John. Du weißt, was du da gesagt hast.«
    »Natürlich. Es ist eine schlimme Theorie. Aber denk an das Foto in der Zeitung. Wer sagt dir, daß es nur diesen Jungen erwischt hat? Ich rechne damit, daß es den anderen ähnlich ergangen ist.«
    Suko spann den Faden weiter. »Da sie nicht aufgetaucht sind, könnten wir davon ausgehen, daß sie sich noch hier in der Umgebung befinden und sich im Wald versteckt halten.«
    »So denke ich auch.«
    »Aber wer kann hier seine Wohnstatt oder seinen Lebensraum finden? Kannst du mir da eine Antwort geben?«
    »Nein. Nur Monstren, nur Wesen, die kaum noch etwas Menschenähnliches an sich haben. Gezeichnet.«
    »Ja, das meine ich auch.«
    Es war windstill geworden. Kein Blätterdach hinderte die Sonnenstrahlen daran, sich über dem trostlosen und toten Gebiet auszubreiten.
    Der Wald wurde von oben her erhellt. Das Sonnenlicht breitete einen Teppich aus, der in den Wald hineinstrahlte und noch mehr Details hervorriß. Wir hatten uns auf der Lichtung aufgehalten. Suko hatte einen Stock gefunden und ihn dort gereinigt, wo er ihn anfaßte. Mit dem Stock wühlte er den Boden auf.
    Der Untergrund war sehr weich. Suko konnte mit seinem Stock bis in Kniehöhe eindringen, und er stieß plötzlich auf einen Widerstand, der unter diesem Schmierfilm lag.
    Ich hatte ihm interessiert zugeschaut und ging jetzt näher, als sich Suko bückte und den Gegenstand hochnahm. »Weißt du, was das ist?«
    Ich schaute mir das Fundstück an und nickte. »Das sieht mir nach einer Feldflasche aus.«
    »Richtig. Sie besteht aus Kunststoff und ist nicht vergangen.« Der Inspektor schaute sich um. »John, ich habe das Gefühl, daß wir dort stehen, wo die Gruppe der Boy Scouts gelagert hat. Genau hier müssen sie von dem Grauen überrascht worden sein. Vielleicht haben sie auch noch in den Wald fliehen können.«
    Ich schlug meinem Freund auf die Schulter. »Weißt du, es hat keinen Sinn mehr, daß wir noch länger hier auf der Lichtung bleiben. Ich will den Wald durchsuchen.«
    »Und sie finden.«
    »Hoffentlich.«
    »Für dich stellen sie eine Gefahr dar?«
    »Wenn sie noch leben, ja«, antwortete ich. »Aber man weiß nie, was hier alles passiert ist. Dieses Waldstück ist mir unheimlich. Es kommt mir vor, als stünde es in einer anderen Welt. Ich glaube allerdings nicht, daß sich ein dämonischer Einfluß dafür verantwortlich zeigt.«
    »Sondern?«
    »Komm, Suko, das weißt du ebenso wie ich. Hier hat jemand experimentiert. Irgendein verdammtes Gift gesprüht, das die Natur so restlos hat sterben lassen. Und es war Professor van Dyken, dessen Analyse so brisant gewesen sein mußte, daß man ihn dafür umgebracht hat. Hier ist eine riesengroße Schweinerei passiert.«
    »Ich gebe dir im Prinzip recht, John, nur hast du eines vergessen. Wenn die Menschen ebenfalls durch das Gift getroffen worden sind, wieso ist es ihnen möglich, daß sie sich nicht nur auf diese schreckliche Art und Weise veränderten, nein, sie konnten sogar noch weiterleben, wie man auf dem Foto erkannte. Genau das hat mich stutzig gemacht.«
    »Was folgerst du daraus?«
    »Eigentlich nichts oder noch nichts. Es ist nur ein vager Gedanke.

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