0460 - In der toten Stadt
hypnotischem Zwang stehen, und in diesem Punkt gab es wieder starke Ähnlichkeit zu Vampiren, wie sie auf der Erde »normalerweise« ihr Unwesen trieben, indem sie ihre auserwählten Opfer in ihren Bann schlugen und sie sich hörig machten. Zamorra ahnte, daß er sich auf sein Amulett nicht verlassen konnte, und versuchte deshalb lieber sofort den Dhyarra-Kristall zu benutzen, den er Nicole wieder abforderte. Mit dem Sternenstein in der Hand trat er durch die Tür.
Gwaiyur, das Zauberschwert, wollte er nicht einsetzen; zumindest jetzt noch nicht. Das Schwert war eine im doppelten Sinne zweischneidige Waffe; die in ihm steckende magische Kraft suchte sich stets selbst aus, ob sie für das Gute oder das Böse kämpfen wollte. Da hatte es schon üble Überraschungen gegeben. Zamorra hatte das Zauberschwert vorwiegend wegen der geplanten Drachenjagd mitgenommen, nicht aber für einen Vampirkampf. Und weil er nicht hundertprozentig sicher sein konnte, ob das Schwert sich überhaupt gegen die Vampire einsetzen ließ oder vielleicht mitten im Kampf plötzlich die Seiten wechselte, wollte er diesen Trumpf erst dann ausspielen, wenn wirklich nichts anderes mehr ging.
Katia wandte sich zur Haustür.
»Warten Sie«, rief Zamorra ihr nach. Er holte sie ein und faßte nach ihrer Schulter. Aber das blonde Mädchen in der teilweise zerrissenen Kleidung schüttelte seine Hand ab, drehte sich unter seinem Griff zur Seite und zog die Tür auf, um ins Freie zu treten. Als Zamorra nachsetzen wollte, zog Katia die Tür wieder hinter sich her und brachte sie halb zwischen sich und den Parapsychologen.
Zamorra murmelte eine Verwünschung. Mit einem Ruck riß er die Tür wieder auf. Da war Katia schon hinaus getreten auf den Platz, auf welchem jetzt dämmeriges Zwielicht vorherrschte.
Im gleichen Moment schrie sie auf und wurde zur Seite weggerissen.
Zamorra konnte seinen Schritt nicht mehr stoppen, war schon halb draußen, und von der anderen Seite her packten stahlharte Klauen zu und rissen ihn herum. Er strauchelte. Der Dhyarra-Kristall entfiel seiner Hand. Sofort warf sich ein zweiter Vampir über ihn. Zamorra schleuderte ihn mit einem wuchtigen Fußtritt von sich, hörte den fauchenden Angreifer über sich, der ihn zuerst gepackt hatte, und bemühte sich, dessen Zähne von seinem Hals wegzuhalten. Der Atem des Blutsaugers stank nach Fäulnis. Brechreiz stieg in Zamorra auf und drohte ihn zu lähmen. Irgendwo hörte er das Klirren von Glas und einen wütenden Schrei, in den sich auch Wolfgeheul mischte. Der Vampir, den er zur Seite getreten hatte, schnellte sich wieder auf ihn.
Die beiden Vampire entfesselten unheimliche Kräfte, gegen die Zamorra keine Chance hatte. Bei der ersten Auseinandersetzung in dem mittlerweile wahrscheinlich bis auf die Grundmauern niedergebrannten Haus war der Bewegungsspielraum eingeschränkt gewesen, die Vampire hatten sich teilweise gegenseitig im Weg gestanden und behindert. Dazu kam das Feuer, in dem sie brannten und vor welchem sie zurückschreckten. Hier aber gab es nichts dergleichen.
Verdammt, warum kommen die anderen nicht und helfen uns? durchfuhr es Zamorra, der von Katia nichts mehr sah und hörte. Er hatte auch genug mit sich selbst zu tun. Diese beiden Vampire reichten aus, ihn umzubringen -und Merlins Stern unternahm nichts, um ihn zu schützen!
Einer der Vampire hielt Zamorra eisern fest und verhinderte jetzt jede weitere Abwehrmöglichkeit.
Der andere faßte zu, bog Zamorras Kopf etwas zurück und zur Seite und senkte seinen häßlichen, behaarten Schädel. Die Zähne blitzten auf, und Zamorra spürte, wie sie seinen Hals berührten.
Der Vampir biß zu.
***
Im gleichen Moment, in welchem Katia und Zamorra vor der Tür überfallen wurden, zersprang das Fenster der Wohnstube, in dem sich die anderen noch aufhielten. In vollem Flug war einer der Vampire hereingerauscht, zerschmetterte Rahmenholz und Glasscheiben, ohne sich dabei zu verletzen, und fegte wie eine Rakete durch das Zimmer. Mit beiden Händen packte er zu, bekam Nicole zu fassen, die nicht schnell genug reagieren konnte, und riß sie mit sich. Zur Tür hinaus in den Korridor, wo sie beide an die gegenüberliegende Wand prallten, wobei Nicole fast die Besinnung verlor, und dann rechts herum, zum Treppenaufgang.
Wild aufheulend setzte Fenrir hinterher.
Yared Salem wurde seinerseits von den nächsten beiden Vampiren angegriffen, die dem ersten durch das Fenster gefolgt waren. Wie sie es schafften, ihre Mäntel als
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